18+
Holt die Vergangenheit dich ein?
Oder kommst du ihr zuvor?
Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt.
Bis ihr Weg sie schli...
Sukuna hatte das Gefühl, dass die Sterne in dieser Nacht noch heller strahlten als jemals zuvor. In den 61 Jahren, in denen er jetzt schon lebte, hatte er viele Sternenhimmel gesehen und keiner von ihnen war schöner gewesen als der in dieser wolkenlosen Nacht. Er erinnerte sich gern daran, was Elea ihm jedes Mal erzählt hatte, wenn sie zusammen den Nachthimmel bewundert hatten. Das immer dann ein Stern am Himmel erschien, wenn jemand sein Schicksal erfüllte. Und dass sie für immer in den unendlichen Weiten des Weltalls strahlen und ihr Licht ewig reisen würde. Schlichtweg, weil das Universum dort oben wohl unendlich war und es kein Ende gab, dass es je würde erreichen können.
Wunderschön und grausam zugleich.
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Er hatte nie viel von all den Dingen verstanden, die seine Frau ihm und den Kindern aus ihrer Welt erzählt hatte. Kutschen, die ohne Pferde fahren konnten. Bilderkisten, in denen sie Theaterstücke hatte ansehen können. Licht, das durch dieselbe Energie gespeist wurde wie Kiyoshis Blitze. Aber er hatte ihr jedes Mal zugehört, wenn sie aufgeregt an seiner Hand durch das Haus gelaufen war und hatte den Funken in ihren Augen bewundert, der immer dann erschien, wenn sie von etwas voll und ganz in den Bann gezogen wurde. Nur das war ihm wichtig gewesen.
Elea glücklich zu sehen.
Sein Kopf zuckte nach rechts, als unter ihm im ersten Stock Licht flackerte und langsam immer heller wurde. Wie es schien, war Kaede trotz der späten Stunde noch nicht im Bett. Sukuna schüttelte den Kopf und stand leichtfüßig auf, bevor er vom Dach der Villa kletterte. Er wusste, dass die Akademie und die Familie in den Händen seines Sohnes gut aufgehoben waren. Darum fiel ihm das Folgende auch leichter als erst gedacht.
Sein Weg führte ihn durch das Haus, durch den ersten Stock und hinauf in das Atelier seiner Mutter. Für einen kurzen Moment hielt er inne und betrachtete die Wandmalereien, die über die Jahre ausgeblichen waren. Er hatte einige Male mit dem Gedanken gespielt, einen Maler kommen und sie auffrischen zu lassen. Aber er hatte es nicht übers Herz gebracht, hatte das Gefühl gehabt, so seine Mutter zu übermalen und ihre Werke ausradieren zu lassen. Es wären schlichtweg nicht mehr ihre Bilder gewesen und allein der Gedanke ließ sein Herz bluten.
So leise wie er konnte stellte er das alte Sofa zur Seite und hob die Bretter an, unter denen Yarana vor so vielen Jahren das alte Buch des Blutes versteckt hatte, dass mittlerweile einen Platz im gesperrten Teil des Palastarchives gefunden hatte. Wie er die alte Frau vermisste. Aber jetzt war sie schon so lange tot, dass ihr Verlust nur noch ein dumpfer Schmerz in seinem Herzen war und er sich damit arrangiert hatte. Überraschung flutete ihn, als er das letzte Brett zur Seite schob und in ein leeres Loch starrte. Er hatte es hier versteckt. Dafür würde er seine Hand ins Feuer legen.
„Suchst du das hier? Vater."
Sukuna hatte Kaede nicht kommen hören und als er die roten Augen seines Sohnes im Lichte der vielen Kerzen leuchten sah, seufzte er. Kaede's Stimme war eisig, er hielt das Katana in der Hand, dass Sukuna vor einigen Jahren unter den Fußbodenbrettern verborgen hatte. „Und ich dachte, du bist mit 33 aus der Phase heraus in der du immer Fragen gestellt hast, auf die du die Antworten schon kennst, mein Sohn." Sukunas lahmer Scherz entlockte dem Ryomenerben kein Lachen. Nicht mal ein Schmunzeln oder ein Zucken der Mundwinkel. Er sah seinen Vater einfach nur an, sein Griff an dem alten Katana wurde fester. „Wann wolltest du es mir sagen? Weiß Miwa davon? Kenshin?", fragte er stattdessen und stellte die Kerze ab, die er bis eben noch in den Händen gehalten hatte. Schuld überkam Sukuna wie eine Flutwelle und spülte ihn mit sich fort, als er die Sorge in den Augen seines ältesten Sohnes sah. Exakt jene Sorge, die beim Abendessen auch in den grünen Augen seiner Tochter geschimmert hatte. Sie war mit ihren Zwillingssöhnen zu Besuch gekommen, nachdem ihr Mann, Fujis Sohn und der neue Kaiser, geschäftlich unterwegs war. Und auch, wenn Miwa nichts zu ihm gesagt hatte ... Sukuna hatte es in ihren Augen gesehen. Dass sie nicht deshalb mit seinen Enkeln in das große Haus gekommen war, um im Palast nicht zu lange allein zu sein. Sondern weil sie es wusste. Und weil es ihr das Herz brach. Aber sie war bereit, ihn zu lassen so lange das nur bedeutete, dass er wieder glücklich sein konnte.