Kapitel 83

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Für einen Moment suchte ich in Sukunas roten Augen nach etwas Vertrautem. Ich suchte nach der Wärme, die immer in ihnen geschimmert hatte, wenn er mich ansah. Suchte nach dem spitzbübischen Funkeln, dass ihn tagtäglich begleitet hatte. Aber ich fand nichts davon. Alles, was ich fand, war Belustigung und Hohn, als er mich grob an den Haaren packte und an sich heranzog. Seine Augen studierten mein Gesicht und huschten dann an mir vorbei. „Und ich dachte, die Konsequenz deines Vorhabens läge auf der Hand." Sukuna lachte, sein Zeigefinger malte eine gerade Linie über meine Kehle, kaum, dass er mich mit dem Rücken an sich gepresst und mir so den Blick auf Yuji freimachte, um den einige große Blutblasen herumflogen und gleich darauf zitternd zerplatzten. Hinter ihm stand Kurose, der sich wohl ebenfalls auf die Füße gerappelt hatte. Ich sah, wie sich die Zahnrädchen hinter seiner Stirn drehten, wie die Verzweiflung in seinem fäkalienverschmierten Gesicht wuchs.

Mit einem Mal wurde Sukunas Griff an meinem Arm so fest, dass ich meine Knochen ächzten spürte und vor Schmerz die Zähne zusammenbiss, als er mich zu sich herumdrehte und von oben bis unten musterte. An meinem Bauch blieb sein Blick schließlich kleben, Unglauben flackerte über sein Gesicht und in dem Moment sah ich meine Chance. Vorsichtig, bedacht, hob ich die Hand und strich ihm sanft über die Wange. „Ich ..." ich schluckte, mir wurde klar, dass ich nicht wusste, wie ich starten sollte. Aber mein Körper nahm mir die Entscheidung ab, als ich zu schluchzen begann und mir die Tränen über das Gesicht liefen. „Ja, ich bin schwanger. Und ... und ich wusste nicht, was ich tun sollte, als Izumi und ich hier gelandet sind. Du ... du warst weg, näher dem Tod als dem Leben, als ich dich das letzte Mal gesehen habe und als Satoru mir erzählt hat, dass du noch lebst, da hatte ich die Hoffnung, dass vielleicht alles wieder sein könnte, wie es früher war." Sukuna sagte kein einziges Wort, dafür sah ich die Anfänge eines Lächelns auf seinen Lippen. „Das du Suka besiegt hast und ... und es irgendwie geschafft hast, all die Jahre zu überleben damit wir uns wiedersehen können." Behutsam strich ich ihm die Blutspritzer von der Wange, das helle Haar aus der Stirn. „Ich weiß nicht, was dir in all den Jahren zugestoßen ist, dass du ... das du dich derart verändert hast, aber ..." ein Schniefen unterbrach mich, „aber ich bin mir sicher, dass wir das wieder hinbekommen, hm? So wie immer."

Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, spürte meinen Herzschlag aufgeregt unter meiner Haut pulsieren, als ich jede Regung in Sukunas Gesicht registrierte. „Schwanger, ja?" sagte er schließlich und sah mich zum ersten Mal richtig an. Ich nickte bloß, Hoffnung flatterte in meiner Brust wie ein kleiner Vogel, der auf die offene Käfigtüre zuflog. „Was denkst du, wie es aussehen wird? Das Kind?" das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter, als sein Blick erneut zu meinem Bauch wanderte, sein Griff an meinen Haaren wurde lockerer. „Ich ... ich weiß nicht. Wie du?" ein kleines Lachen entwich mir, als ich seine Hand auf meinen Bauch legte und meine auf seine. „Ich liebe dich, Sukuna." er nickte erneut und beugte sich nah an mein Ohr heran. „Warum warten, um zu erfahren, wie es aussieht?" sein warmer Atem strich über meine Haut, bescherte mir Gänsehaut, als ich ihn leise lachen hörte und sein Griff wieder schmerzhaft fest wurde.

„Ich reiß es aus dir heraus und wir sehen nach."

Die Türe des Käfigs fiel mit einem lauten Rumms zu, als der Vogel in meiner Brust dagegen flog. Im Augenwinkel sah ich noch, wie Sukuna mit einem seiner Arme ausholte, als sich mit einem Mal die Zeit verlangsamte. Kurose trat in mein Sichtfeld und riss mich aus Sukunas Armen. Der Junge blutete aus Nase, Ohren, Mund den Augen, als er die Zeit nicht mehr halten konnte und sie sich wieder normalisierte. Ich hörte, wie Sukuna sich näherte, sah im Augenwinkel, wie Yuji dem wieder wachen Izumi auf die Füße half, als eine gigantische blaue Welle Sukuna aus der Luft riss und Kurose, Yuji, Izumi und mich von den Füßen. Der Rückstoß von Satours Technik war so stark, dass ich Sternchen sah, kaum, dass ich an der Betonwand des Wohnhauses aufschlug. Jeder Knochen in meinem Rücken knackte, sengender Schmerz schoss durch meine Mitte, als ich an der Wand heruntersackte und durch das Blut, dass mir in die Augen lief, das Geschehen beobachtete. Irgendwo ging die Alarmanlage eines Autos an, Kurose und Yuji konnte ich durch den Blutschleier nicht entdecken. Meine Sicht verschwamm immer wieder, ich begann, die Geräusche um mich herum doppelt wahrzunehmen. „Elea." Mein eigener Name wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf, den ich schließlich vorsichtig drehte und nach Izumi suchte. Er war nicht mal einen Meter neben mir ebenfalls gegen die Wand geschleudert worden, allerdings mit weitaus weniger Glück als ich. Eine rostige Metallstrebe hatte sich durch seine linke Schulter gebohrt, aus deren Wunde unablässig Blut lief.

Immer wieder verwackelte das Bild vor meinen Augen, ein hohes Piepen ertönte in meinen Ohren, als ich durch die Watte in meinem Kopf mitbekam, dass sich Satoru und Sukuna einen erbitterten Kampf lieferten. Flammen wechselten sich mit allerlei Rot-, Blau- und Purpurtönen ab, ich konnte jedes Mal die Vibrationen im Boden spüren, als Sukunas Sezierung auf Satorus Unendlichkeit traf. „Elea." Wieder sah ich zu Izumi, der mich über den Meter Distanz zwischen uns kläglich ansah. Blut tropfte von der Spitze der Metallstange. Der dazugehörige linke Arm stand in einem grotesken Winkel von seinem Körper ab. Hatte er meinen Namen gesagt? Doch als mein Freund den Mund öffnete, kam nichts als Blut hervor, das er würgend auf die dreckige Straße spuckte.

„Da seid ihr ja in was hingeraten, was?"

Sugurus Lächeln schob sich in mein Sichtfeld, als er sich in der Lücke zwischen mir und Izumi niederließ und das Geschehen vor uns beobachtete. „All die Vorbereitungen, sie alle haben uns letzten Endes, wenn auch über Umwege, zu diesem Moment geführt." Er machte eine weitreichende Geste und sah mich dann an. „Ein Kampf der Giganten, wenn man so möchte. Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das alles war." Sugurus Finger tanzten über seine Stirn, strichen immer wieder über die lange Narbe, die sich über die helle Haut zog. „Anfangs hatte ich Zweifel, den Pakt mit ihm zu schließen und seine Seele in den 20 Finger zu verewigen und es ihm so etwas leichter zu machen, wieder an einen Körper zu kommen wenn es soweit ist." Er seufzte. "Aber Körper sind Mangelware und auch nicht jeder als nützliches Werkzeug für unser Vorhaben geeignet." Sugurus Finger schlüpfte unter eine Art Schlaufe, die die Haut auf seiner Stirn zusammenhielt. Ich brauchte einige Anläufe, um mit meiner wackeligen Sicht zu erkennen, dass er einen Faden löste.

Stück für Stück.

Und dass er mit den Fingern sicher jene Finger meinte, von denen Yuji einige gegessen hatte. „Aber mit Yuji haben wir auch das Problem clever gelöst, bis sich wer Passendes aufgetan hat. Jemand mit passenden Fähigkeiten." Die Stimme des Langhaarigen senkte sich zu einem bewundernden Flüstern. „Wahrlich ein König." Der Faden fiel zu Boden und als Suguru seine Schädeldecke samt Haaren anhob, hörte ich Izumi auf dessen anderer Seite laut würgen. Dicke, zähflüssige Fäden zogen sich von der Innenseite der Schädeldecke zu dem Gehirn, dass darunter verborgen gewesen war. Das Grinsen auf Sugurus Gesicht wurde zu einer Maske des Grauens, als er sich mir zuwand und ich sah, dass das Gehirn einen Mund hatte.

„Was hatte ich dir gesagt, Elea? Erkenne Probleme, bevor sie dich erkennen." Das Gehirn wackelte ekelerregend im geöffneten Schädel, als Suguru an mich heranrutschte und seine Finger um mein Kinn schlang. „Ich habe dir doch gesagt, was zu tun ist und doch hast du das eigentliche Problem nicht erkannt." Er grinste breit, als er sah, dass Izumi versuchte, sich von der Stange zu ziehen.

„Das du nicht gewinnen kannst. Das der Sieg schon lange mein ist."

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Ich bemühe mich, morgen Kapitel 84 zu schreiben damit ihr nicht alle so lange warten müsst, wie es weitergeht!

Lasst mir in der Zwischenzeit gern eure Gedanken und Eindrücke da! Ich bin gespannt zu erfahren, was ihr denkt! :D

xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt