Kapitel 97

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Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, kaum, dass das gewaltige Tor hinter uns lautlos geschlossen worden war. Das alles fühlte sich wie eine unglaublich schlechte Idee an und doch drängte mich etwas in mir, weiterzugehen. Die Neugier fraß sich ihren Weg an die Oberfläche durch meine Angst, flüsterte mir beruhigend zu und so setzte ich mich endlich in Bewegung. Unsere Schritte hallten in dem langen feuchten Gang wider, die Fackeln, die sporadisch an den Wänden verteilt worden waren, verwandelten unsere Schatten in wabernde, unförmige Figuren mit zu langen Fingern und verlaufenen Köpfen. Niemand wagte es, auch nur ein Wort zu sagen aus Angst, so etwas loszutreten das so viel mächtiger war, als es jeder einzelne von uns war.

Und das mit Sicherheit hinter einer der Türen lauerte.

Links und rechts waren schwere Eisentüren in die Wände des Ganges eingelassen worden, die mit mehreren beindicken Riegeln verschlossen waren. Die Riegel schienen sich tief in die Wände zu graben, schienen einen Ausbruch unmöglich zu machen und doch hatte ich das Gefühl, dass das bisschen Eisen die ... die Präsenzen, die hier eingesperrt waren, wohl kaum aufhalten könnte, sollten sie es wirklich darauf anlegen, auszubrechen. Unverständliches Flüstern füllte den Gang, die Tonart änderte sich, wurde von Türe zu Türe anders. Aus manchen Türen drang statt Flüstern ein leises Kichern an meine Ohren, so kalt und hoch, dass ich Gänsehaut bekam. An manchen Türen hörte ich auch manchmal gar nichts, sondern spürte bloß, dass ich beobachtet wurde, dass etwas meinem Herzschlag lauschte.

Izumi drehte sich immer wieder zu mir um, um sich zu vergewissern, dass es mir gutging und als er es erneut tat, griff er nach vorn und hielt Fuji an dessen Mantel zurück. Sofort drehte sich der junge Kaiser um und blickte über Izumis Schulter hinter mich. Irritiert zog er die Augenbrauen zusammen und bedeutete mir stumm, mich umzudrehen. Sukuna stand wie gebannt vor einer der Türen, die wir eben noch passiert hatten. Diese Türe war die Einzige gewesen, an der ich gar nichts gespürt hatte und doch schien sie Sukuna in ihren Bann zu ziehen. Das Rot seiner Augen begann, heller und heller zu glühen, seine Verletzungen schlossen sich. Mit Schrecken sahen Fuji, Izumi und ich dabei zu, wie sich Stück für Stück die schwarzen Male auf seiner unversehrten Haut ausbreiteten. Gebannt starrte Sukuna auf die Türe, als er die Hand ausstreckte und nach dem ersten Riegel griff.

„Sukuna!"

Er rührte sich nicht, nur seine Hand war in ihrer Bewegung gestoppt und schwebte jetzt nur noch Zentimeter von dem ersten Riegel entfernt in der Luft. „Alles ... alles okay?" auf meine Frage bekam ich keine Antwort. Minuten verstrichen, in denen er einfach nur die Türe anstarrte, ohne auch nur einmal zu blinzeln. „Hat er es im Griff?" fragte Fuji schließlich von hinten und kam mit Izumi zu mir zurückgeeilt. „Ich ... ich weiß es nicht ..." auf mein Schulterzucken hin schob sich Fuji an mir vorbei und lief vorsichtig auf Sukuna zu. Wir hatten zwar das Zeitfenster, in dem Sukuna den Fluch kontrollieren konnte. Aber fünf Minuten konnten jetzt jede Sekunde vorbei sein. Der Atem des Rotäugigen ging mittlerweile stoßweise, ich sah Schweiß auf seiner Stirn glänzen. „Sukuna?" auf Fujis Stimme reagierte Sukuna nicht, erst, als Fuji ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte, riss er abrupt den Kopf herum und starrte ihn an. Izumi neben mir ging trotz seines Zustandes sofort in Kampfposition, ließ die Fäuste aber sofort wieder sinken als er, wie ich, das Menschliche in Sukunas glühenden Augen sah. Er schien den Fluch unter Kontrolle zu haben. Die Frage war, wie lange noch.

Sein Blick fiel auf mich, wanderte zu Izumi und dann zu Fuji. „Ich ..." er blickte erneut zur Türe, schüttelte dann heftig den Kopf und stolperte einige Schritte zurück. Irritiert hob er die Hände und blickte auf die Male auf seinen Handgelenken, schloss dann die Augen und schluckte. Seine Hände zitterten, als er sie wieder sinken ließ und den Blick hob.

„Ich bin es nicht, der es unter Kontrolle hat."

Wir hatten doch tatsächlich die fünf Minuten in angsterfüllter Stille abgewartet und nachdem Sukuna nach Ablauf der Zeit immer noch er selbst war, war klar, dass nicht er es war, der den Fluch kontrollierte. Sondern dass das etwas anderes für ihn tat. Etwas, dass ganz offensichtlich hinter dieser Türe lauerte. Doch Sukuna schien sich aus seiner Starre befreit zu haben und nachdem er es auch nach mehrmaligen Versuchen nicht schaffte, den Fluch wieder in sein Innerstes zu verbannen, lief er mit den Malen auf der Haut weiter den Gang entlang. Seine jetzt sehr starke Präsenz schaffte es doch tatsächlich, dass das Flüstern mancher Türen mit einem Mal verstummte, kaum, dass er an ihnen vorbeigelaufen war. Doch so, wie manche Türen in seiner Gegenwart verstummten, so schienen andere lauter zu werden.

Wütender.

Rasender.

Lange irrten wir durch den Irrgarten des Berges und mit jeder Minute, die verstrich hatte ich den Eindruck, dass Fuji nicht wusste, wohin wir mussten. Er schien die Abzweigungen willkürlich zu wählen, aus dem Bauch heraus. Ob das hier unten die richtige Vorgehensweise war, wagte ich zu bezweifeln. Immerhin wollten wir hier auch wieder heraus. Gerade wollte ich ihn fragen, wie lange wir noch durch dieses Labyrinth voller Türen laufen mussten, als er unvermittelt stehenblieb und vor uns auf die Querwand starrte. Oder besser gesagt auf die mittlere Türe.

Ein ächzendes Rumpeln hallte durch den Gang, als sich der oberste der drei Riegel langsam nach rechts in Bewegung setzte, ein dumpfer Knall folgte, als er ganz in der dicken Wand verschwunden war und die obere Hälfte der Türe freigab. „Fuji ...?" meine zitternde Stimme ging im plötzlich anschwellenden Kreischen hinter den Eisentüren um uns herum unter. Fuji starrte gebannt wie die anderen beiden Männer auf die sich öffnende Türe. In diesem Moment wäre ich gern weggerannt, aber meine Beine schienen mir nicht mehr zu gehorchen.

Der mittlere Riegel begann, sich rumpelnd zu öffnen, mit einem Ächzen verschwand er schließlich im kalten Stein. Mit zitternden Fingern krallte ich mich an Fujis Mantel fest, die Augen des Kaisers weiteten sich vor Schreck, als sich jetzt der dritte und letzte Riegel zu lösen begann. Hinter den Türen um uns herum wurde das Kreischen von Brüllen und Stöhnen abgelöst, mit brachialer Gewalt wurden von innen gegen das dicke Eisen geschlagen, so fest, dass Dreck und Staub von der Decke auf uns herabrieselten.

Mit einem leisen Knarzen schwang die Türe vor uns nach innen auf und gab den Blick auf völlige Dunkelheit frei, aus der zwei hellglühende Augen ohne Pupillen zurückstarrten. Fuji schien seine Angst herunterzuschlucken, sein Adamsapfel hüpfte, während er langsam auf die Türe zulief.

„Wir sind da."

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Heute mal wieder ein spätes Kapitel, allerdings nicht so spät wie die letzten Male xD

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und seid gespannt, wie es in Kapitel 98 weitergeht!

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt