Kapitel 45

182 16 2
                                    

Sukuna hatte mein Gesicht in seine Hände genommen und betrachtete mein Auge. „Und? Wie fühlt es sich an? Nicht, dass du die Augenbinde jetzt zu früh runter hast." etwas unsicher zuckte ich mit den Schultern. „Ungewohnt. Ich ... ich sehe rechts wirklich nichts mehr." Eine einzelne Träne rollte mir die Wange herunter. „Aber links schon?" Sorge flackerte in seinen roten Augen. Wie ich es doch vermisst hatte, sein hübsches Gesicht sehen zu können. Zart strich ich ihm das Haar aus der Stirn. „Damit seh ich dich, keine Sorge." Skeptisch sah er mich an und hob dann drei Finger. „Wie viele Finger halte ich hoch?" Fujis amüsiertes Gesicht schob sich von links in mein Blickfeld, als er sich hinter Sukuna stellte und grinsend ebenfalls drei Finger in die Luft reckte. Augenrollend drückte ich schmunzelnd Sukunas Hand wieder weg. „Sei nicht albern." Sofort hob er wieder die Finger. „Das ist nicht albern, Prinzessin. Wir müssen sehen, ob es wirklich so funktioniert, wie es sollte. Also beantworte die Frage." Fujis Gesicht war mittlerweile tomatenrot angelaufen, die drei Finger, die er nach wie vor hochhielt, zitterten unter seinen Bemühungen, nicht laut loszulachen, als er seinen Freund nachmachte. Der Reihe nach tippte ich Sukunas Finger an. „Eins, zwei, drei. Zufrieden?" Sukuna zog mich in eine enge Umarmung, er zitterte vor Erleichterung.

Nach einer Weile löste ich mich von ihm und strich über das Lid meines rechten Auges. „Wie sieht es aus?" Fuji und Sukuna beugten sich zu mir herunter und legten synchron die Köpfe schief, als sie mich musterten. „Steht dir. Weiß ist deine Farbe." Fuji winkte einer der Bediensteten heran, die mir kurzerhand einen Handspiegel reichte. Das helle Grün meiner Iris hatte sich über die Zeit weiß verfärbt, von dem Grün war nichts mehr zu sehen. Graue Nuancen schillerten an einigen Stellen in dem Weiß und verrieten mir, dass es mit dem Sehen wirklich ein für alle Mal vorbei war. Zumindest rechts. Sukuna schien meine Unsicherheit bemerkt zu haben, seine Hand strich sanft über meine Wange und fing die Tränen auf. „Ach, Prinzessin. Ich finde auch, dass es dir steht. Du bist immer noch so hübsch wie am ersten Tag." Fuji nickte zustimmend. „Ist mal was anderes. Hat Wiedererkennungswert. Sowas hat nicht jeder." Die Bemühungen der Beiden, meine Unsicherheiten im Wind verwehen zu lassen, waren schrecklich süß und fielen schlussendlich auf fruchtbaren Boden. Mit einem Tuch trocknete ich meine Tränen und sah mich um. An das halbierte Blickfeld würde ich mich mit der Zeit gewöhnen.

„Ich bin mir sicher, ich muss nicht aussprechen, was unser nächster Schritt ist." Fuji schenkte seinen Angestellten, die uns mittlerweile mit einer Mischung aus Irritation und Sorge ansahen, ein warmes Lächeln. Er war wirklich zum Regieren geboren worden, immer schaffte er es, seine Emotionen in der Öffentlichkeit zu regulieren und seinen Untertanen ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Sukuna massierte sich angestrengt den Nasenrücken. „Den Rat einberufen." Die beiden Männer tauschten einen Blick, der mir klar machte, dass sie etwas wussten, was ich nicht wusste. Fuji tätschelte Sukuna die Schulter. „Du wusstest, dass du davor nicht ewig davonlaufen kannst. Überleg dir besser, was du sagst. Auch wenn uns beiden durchaus klar ist, dass du nichts sagen kannst, was es besser machen wird." Der Kaiser überlegte kurz. „Also kannst du dir die Bemühungen auch sparen, mein Freund." Der Rotäugige seufzte. „Ich werde mich bemühen. Sei so nett und beruf das Treffen für morgen Abend ein. Für heute brauchen wir wohl alle etwas Ruhe."

In der Villa angekommen bestaunten alle mein Auge und ein jeder reagierte anders. Yarana vergoss einige Tränen, Kiyo kam aus dem Entschuldigen gar nicht mehr heraus und Izumi ging direkt zum Praktischen über und stellte Überlegungen an, wie er mein neues Handicap in unser Training integrieren konnte. Akara stellte fachmännisch fest, dass ich jetzt auch Weiß tragen konnte und Muri malte sich mit Kreide einen weißen Ring um sein rechtes Auge. „Jetzt sind wir Zwillinge!" kicherte er und hob die beiden Kater auf, die um seine Beine strichen. „Kaum auseinanderzuhalten." Warf Akara ein und schenkte mir ein warmes Lächeln. „Das wird werden, Elea. Einfach zuversichtlich bleiben. Sobald du dich daran gewöhnt hast, wird es wieder gut sein. Das verspreche ich dir."

Nach dem Abendessen verteilte sich die Runde. Akara ging nach Hause, ebenso wie Izumi. Yarana brachte Muri ins Bett und auch Kiyo verabschiedete sich in Richtung Bett. Er hatte zumindest zum Abendessen aus dem Bett kommen wollen, aber man konnte sehen, dass es ihm schier noch an Kraft fehlte, um lange auf den Beinen zu bleiben. Die letzten zwei Wochen hatten ihm zugesetzt aber wir alle waren guter Dinge, dass er wieder werden würde. „Ich möchte, dass du morgen mit ihm sprichst." Sukuna und ich lagen mittlerweile allein im großen Wohnraum auf dem Sofa und lauschten dem Knacken des Feuers. „Er fühlt sich schlecht und er braucht, um sich besser zu fühlen nicht nur meine Vergebung, sondern auch deine, Sukuna. Bitte, gib ihm das." Sukunas Finger strichen behutsam durch mein Haar, ich konnte seinen Herzschlag hören, stetig und ruhig. Seine Brust hob und senkte sich unter meiner Wange, als er mich enger an sich zog. „Ich werde mit ihm reden." Ich löste seine Hand von meiner Hüfte und küsste sie. „Danke. Das bedeutet mir viel. Ich will nur, dass wir uns hier alle verstehen und niemand Groll gegen einen der anderen hegt. Wir sind doch alle irgendwie Familie." Sukuna lachte leise. „Das ist wahr, Elea. Das ist wahr." Ich machte es mir auf seiner Brust bequem und starrte in die Flammen. „Verrätst du mir, was morgen das Problem sein wird?"

„Das Problem ist, dass Fuji nicht einfach bestimmen kann, dass wir gegen Suka in die Schlacht ziehen. Das könnte er in jeder jujutsufremden Lebenslage. Aber nicht in dieser. Wir haben einen Rat für solche Angelegenheiten, die Flüche betreffen und dieser Rat entscheidet, wie verfahren wird. Die kleinen Familien zu überzeugen ist nicht das Problem." „Sondern?" Sukuna seufzte, seine Hand ruhte erneut auf meiner Hüfte. „Unter Fuji stehen zwei große Jujuzistenfamilien. Meine, die Ryomens. Und die Zenins. Wenn wir die Zenins an Bord holen, dann zieht der Rest nach." So weit, so gut. „Und wo ist das Problem?" „Neben dem Fakt, dass wir keine echten Beweise haben?" ein hohles Lachen rumpelte in seiner Brust. „Du erinnerst dich an meine Verlobung?" auf mein Brummen hin giggelte er und drückte einen Kuss auf meinen Scheitel.

„Ich hätte die älteste Tochter der Zenins heiraten sollen. Das war schon vor Ewigkeiten von meinem Vater so arrangiert worden. Und nachdem das jetzt nicht zustande gekommen ist und ich sie zudem für eine Bürgerliche verschmäht habe, sind die Zenins nicht allzu gut auf mich zu sprechen."

-------------

Uff, das klingt nach einem hässlichen Problem mit noch hässlicheren Konsequenzen ...

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt