Kapitel 117

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„Was hat dich deine Meinung ändern lassen, Cadis?" der Nekromant riss seinen Blick von Sukuna los. „Warum hast du dich gegen Kenjaku gewendet und uns das alles erzählt?" er strich sich eine Strähne seines langen Haares hinter das Ohr und sah mich nachdenklich an. „In meinem Land, da wo ich geboren wurde, ist Magie in jedweder Form verboten. Es gibt sogar Vorrichtungen, die Magie, oder Jujutsu, versiegeln können und man es so nicht mehr nutzen kann." Er massierte sich angespannt den Nacken und fuhr fort. „Als Meister Kenjaku mich fand, hatten meine Eltern mich schon lange verstoßen, als sie herausgefunden hatten, dass ich magisch war. Ich war eine Schande für ihre gutbürgerliche Familie und so überließen sie mich eines Nachts dem harten Leben auf der Straße und der Angst vor dem Tod. Als magischer Verstoßener, auf der Flucht vor dem Gesetz. Ich war noch nicht mal sechs Sommer alt, als das geschah und umso dankbarer war ich, als Meister Kenjaku mich einen Sommer später im Gefängnis fand und unter seine Fittiche nahm, bevor man mich nach all den Folterungen hinrichten konnte." Cadis' goldene Augen wurden traurig, seine Finger strichen behutsam über Kolkis dünne Knochen, der es sich auf seiner Schulter bequem gemacht hatte. „Und eben, weil er das getan hatte, schwor ich mir, ihm überall hinzufolgen. Selbst ans Ende der Welt oder sogar darüber hinaus, wenn er es denn nur von mir verlangte. Ich schuldete ihm mein Leben und so nahm ich mir vor, es ganz ihm und seinen Idealen zu widmen. Also blieb ich bei ihm und er brachte mir alles bei, was ich kann. Er machte aus meiner kümmerlichen Fähigkeit eine Macht, die kaum von etwas übertroffen werden kann. Man mag vielem entkommen können in dieser Welt, aber dem Tod," lächelnd tippte er Kolki auf den Kopf, „dem Tod entkommt man nicht ohne meine Zustimmung."

Er verstaute seinen Stab wieder auf seinem Rücken und ließ sich auf den Treppenstufen des Tempels der Ryomens nieder. Seine Augen streiften jeden von uns und blieben schließlich am dunklen Nachthimmel kleben. „Aber so wie jeder Mensch ist auch Meister Kenjaku nicht frei von Fehlern und surrealen Vorstellungen. Immer öfter sprach er davon, diese Welt von dem nutzlosen Abschaum ohne Fluchkraft zu befreien und sie für alle, die wie ich waren, zu einem besseren Ort zu machen. Und für eine Weile sah ich das genauso wie er. In meiner Heimat war ich für das, was ich war, verstoßen worden und ich wollte lange Zeit nichts lieber, als die Nicht-Jujuzisten ausbluten zu lassen. Dafür, dass sie mich töten wollten und so oft und lange gefoltert hatten das ich sie irgendwann auf Knien darum angebettelt hatte, dass sie mich nur endlich töteten." Cadis' Hand ballte sich in seinem ledernen Halbhandschuh zu einer Faust. „Einfach, weil ich anders war, es immer noch bin und es auch immer sein werde. So wie wir alle. Meister Kenjaku sagte immer, dass die Schwachen den Starken entweder dienen oder von ihnen hingerichtet werden müssten. Denn für Schwächlinge ist in dieser Welt kein Platz und wer nicht einmal stark genug ist, im Staub zu unseren Füßen zu kriechen, verdient das Geschenk des Lebens nicht. Alles Unwürdige!" Cadis' Stimme war in ein gehässiges Fauchen übergegangen, aber dann seufzte er und schüttelte den Kopf.

„Als ich den zwölften Sommer erreicht hatte, nahm er mich mit nach Japan und auch hier endete das Morden der Unschuldigen für weitere 10 Jahre nicht. Irgendwann war es reine Routine, ich tat, ohne zu hinterfragen das, was mein Meister von mir verlangte. Ich war schnell, lautlos und grausam, ohne eine Spur zu hinterlassen." Fuji stieß ein lautes Schnauben aus, dicht gefolgt von einem verzweifelten Lachen, als er sich die Haare raufte. „Mein Vater hatte einen passenden Namen für dieses Phänomen, dass unser Land 10 Jahre lang heimgesucht hat. Er nannte es „den letzten Tod". Denn so, wie du meine Untertanen hingerichtet hast, sind die Menschen schon lange gestorben, bevor sie überhaupt tot waren. Auch nach dem Tod meines Vaters haben wir nie mit der Suche nach dem letzten Tod aufgehört, bis es vor drei Jahren plötzlich abgerissen ist. Das Morden." Er machte einige Schritte auf Cadis zu, die orangen Augen des Kaisers sprühten Funken. „Eigentlich müsste ich dich hier und jetzt hinrichten, Cadis Adrastus."

Cadis riss seinen Blick von den Sternen los und richtete das schimmernde Gold darin auf Fuji. „Ich könnte es dir nicht mal verdenken, Kaiser der neuen Welt," seufzte er. „Darum sind die Schutzgebühren in den Dörfern damals so hoch geworden, auch bei Hita und den anderen." Sukuna nahm meine Hand und strich mir sanft über das Haar. „Es sind immer mehr Leute aus den Dörfern spurlos verschwunden und entstellt an den unterschiedlichsten Plätzen wieder aufgetaucht. Es war, als hätte man ein Exempel statuiert, und zwar an jedem Einzelnen von ihnen." Sein roter Blick streifte Cadis, der Sukunas Blick, ohne mit der Wimper zu zucken standhielt. „Wir mussten die Bevölkerung von jetzt an nicht mehr nur vor Flüchen schützen, sondern auch vor ... ja anscheinend auch vor Cadis. Doch um überall genug Jujuzisten einzuschleusen war viel Geld nötig und so wurde der Schutz teurer." Ungläubig sah ich zu Sukuna auf und schließlich zu Fuji, der bedauernd mit den Schultern zuckte. „Ich versuche schon lange, die Gebühren wieder zu senken, seit Cadis aufgehört hat. Aber nachdem es eine Jujutusuangelegenheit ist, hab ich da nicht das alleinige Bestimmungsrecht. Und du kennst die großen Familien ja, kleines Täubchen. Niemand dort schert sich um das gemeine Volk."

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt