Donnergrollen und grelle Blitze begleiteten unseren Aufstieg die schmale Treppe hinauf zurück in den großen Palastgarten. Manchmal grollte der Donner weiter entfernt und manchmal doch so nah, dass ich mir plötzlich nicht mehr sicher war, ob das tiefe Grollen wirklich vom Himmel kam oder nicht doch aus der gähnenden Schlucht zu unserer Rechten. Der Drang, einen Blick in den Abgrund zu werfen war groß, doch die Angst, was auch immer da unten war so zu verärgern wesentlich größer. Stumm zwang ich mich, die Stufen zu meinen Füßen nicht aus den Augen zu lassen und darauf zu achten, auf dem nassen Stein nicht abzurutschen und in die Tiefe zu stürzen. Mein Gefühl verriet mir, dass der Fall ewig und die Landung nicht das Ende wäre.
Aber auch kein Anfang.
Als ich am Ende der kleinen Treppe durch den dicken Efeu trat, strich mir warmer Sommerwind über das Gesicht. Das Gewitter war hier, jenseits der großen Steinmauer, mit einem Mal verschwunden. Lediglich große Pfützen gaben Auskunft darüber, dass es auch hier gestürmt hatte. Über unseren Köpfen rissen die dicken Gewitterwolken langsam auf und ließen das weiße Mondlicht hindurch, dass jedes unserer müden und blutverschmierten Gesichter weich beleuchtete. Eine Weile standen wir in stumm im Kreis, keiner wusste so richtig mit den vielen Eindrücken umzugehen, bis Fuji schließlich seinen Umhang auszog, um das vom Regenwasser wieder aufgeweichte Blut herauszudrücken. Wir alle konnten ein Bad gebrauchen, die Blutfontäne des Kindes hatte an niemandem auch nur einen Zentimeter verschont. Müde wischte ich mir das Blut aus dem Gesicht und lauschte Fujis Räuspern. Aber da war etwas in Fujis Augen, dass ihn davon abhielt, etwas zu sagen. Ihm schienen die Worte zu fehlen. Stumm zog er mich für einige Augenblicke in seine Arme, klopfte Izumi dann schwerfällig auf die Schulter und verschwand in Richtung Palast.
Stille begleitete Sukuna, Izumi und mich den ganzen Weg zurück zur Villa, an der Izumi uns verließ und weiter in die Stadt in Richtung seiner Wohnung lief. Sukuna hatte ihm zwar, wenn auch recht wortkarg, angeboten, hier zu schlafen. Aber Izumi hatte bloß den Kopf geschüttelt und die Veranda wieder verlassen. Ich sah ihm noch eine Weile nach und tatsächlich, er kannte mich mittlerweile zu gut. Als er schon ein gutes Stück den Berg hinuntergelaufen war, drehte er sich um und winkte mir zu, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Lächelnd erwiderte ich sein Winken und sah dabei zu, wie er schließlich zwischen den großen Villen verschwand.
So langsam begann ich, trotz der lauen Nacht, in dem blutfeuchten Kimono zu frieren und betrat schließlich das stille Haus. Mein Plan war gewesen, runter zu den Becken zu gehen und diese Nacht abzuwaschen. Aber meine Füße trugen mich wie von selbst die Treppe hinauf, einmal durch das erste Obergeschoss zu einer kleinen Treppe, die ich vorsichtig hinaufstieg. Sie endete in einem Gang, den ich vorher noch nie betreten hatte. Und vor mir wohl auch lange sonst niemand mehr. Dicke Tücher verhüllten die Möbel, die liebevoll arrangiert worden waren, Spinnenweben hingen von den Dachbalken, ein leicht bitterer Geruch lag in der Luft, als ich behutsam weiterlief. Der dicke Staub auf dem Boden wurde von meinen Füßen aufgewirbelt und flog so hoch, dass ich niesen musste. Mein Weg endete schließlich vor einer kleinen, schon fast unscheinbaren Türe.
Behutsam schob ich die quietschende Türe auf, helles Mondlicht fiel durch eine durch Staub verdreckte, große Fensterfront auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und erhellte ein kleines Atelier. Allerlei bemalte Leinwände standen bunt verteilt im Raum und obwohl hier drinnen sicher schon ewig nicht mehr gemalt worden war, roch es immer noch etwas nach Farbe. Einige Pinsel in allerlei Größen lagen auf einem kleinen Tisch, der neben einer verhüllten Staffelei stand und unter dem einige Farbschalen standen. Auch ein kleines Sofa gab es, an das allerlei leere Leinwände gelehnt waren, die jetzt wohl nie mehr mit Leben gefüllt werden würden. Die meisten der bemalten Leinwände jedoch zeigten Landschaftsmalereien. Ich fand Bilder, die die gewaltige Bergkette aus verschiedenen Blickwinkeln einfingen. Der Schnee auf den Bergspitzen war gut eingefangen worden, genauso wie die zarten Schneeflocken, die auf einer Leinwand vom grauen Winterhimmel fielen und die Berge langsam bedeckten. Ich fand Bilder von Kyoto und dem Winkel nach zu urteilen musste der Maler beim Malen auf der Veranda vor dem Haus gesessen haben. Ich musste wieder niesen, als ich die Leinwand mit dem Abbild Kyotos auf dem staubigen Boden abstellte. Mir blieb der Mund offenstehen, als ich endlich sah, dass sogar die Wände des Zimmers bemalt worden waren.
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...