Mit einem Mal schlugen die Flügeltüren erneut auf und gaben den Blick frei auf einen großgewachsenen jungen Mann mit pechschwarzem Haar, dass ihm locker in die Stirn hing. Seine weißen Zähne blitzten im Licht der Fackeln auf, als er breit grinsend den Saal betrat. Seine Begleitung war eine Frau, deren Haar so dunkel war wie das des Mannes. Sie trug einen langen, schwarzen Kimono, ihr Gesicht wurde von einem dunklen Schleier verdeckt, als sie dem Mann lautlos folgte. Stille machte sich breit, ich konnte spüren, wie sich Sukuna unter mir anspannte, seine Finger krallten sich in meine Hüften. „Die Zenins." Hauchte er mir ins Ohr, sein Atem wurde unregelmäßig. „Takeru Zenin." Fuji, der zwischen uns und dem verbliebenen, leeren Stuhl Platz genommen hatte, stand auf und hob irritiert eine Augenbraue. Mir wurde gewahr, dass alle Anwesenden durchaus irritiert wirkten, selbst Izumi blinzelte einige Male, so, als könne er nicht glauben, wer hier gerade den Saal betreten hatte. Nur Kiyo und ich hatten keine Ahnung, was hier vor sich ging.
„Wo ist euer Vater?" stellte Fuji die Frage, die allen ins Gesicht geschrieben stand. Takeru verbeugte sich tief vor seinem Kaiser und hob dann leicht den Kopf. Der Blick aus seinen dunklen Augen, der kurz darauf durch den Saal wanderte, konnte ich nicht lesen. „Unser Vater ist verstorben, mein Kaiser. Noch wissen wir nicht, woran, aber unser Medicus geht von seinem hohen Alter als Ursache aus." Takeru richtete sich wieder auf, Schmerz zierte sein Gesicht. Geschocktes Murmeln erfüllte den Saal, doch Takeru sprach ungerührt weiter. „Ich bin an seiner Stelle hier, um seinen Platz einzunehmen. Die Zenins stehen unter meiner Führung." Nicht eine Regung konnte ich auf Fujis Gesicht ausmachen, sein Gesicht war eine stählerne Maske, als er nickte und auf den noch leeren Stuhl neben sich deutete. „Euer Verlust schmerzt mich zu hören, Takeru. Und natürlich tut es mir auch für Euch leid, Tarana." Die Frau, wohl Takerus Schwester, verbeugte sich schnell und ließ sich dann ebenfalls auf einer der Langbänke, neben Izumi, nieder. Auf den Bänken saßen jetzt nur Izumi, Kiyo, Tarana, Keir und all die anderen erstgeborenen Söhne, die früher oder später in die Fußstapfen ihrer Väter treten würden.
Fuji nahm ebenfalls wieder Platz. „Sofern das Kaiserhaus den Zenins behilflich sein kann, so zögert nicht, Euch an mich zu wenden." Takeru neigte den Kopf. „Zu gütig, mein Kaiser. Ich werde darauf zurückkommen."Für einen Moment herrschte Stille, bis Fuji erneut die Hand hob. "Dann fangen wir an." Ein Mann, sein Haar war noch heller als das von Kiyo, erhob sich von seinem Stuhl. Das Oberhaupt der Gojos, wie Sukuna mir leise erklärte. Die braunen Augen des Mannes waren ungehalten, als er die Anwesenden musterte. „Ich muss schon sagen, einen so vagen Grund für unsere Anwesenheit gab es nun wirklich noch nie." Er zog die weißen Augenbrauen in die Höhe. „Ich war nahe dran, nicht hierher zu ... ." Fuji warf dem Sprecher einen scharfen Blick zu, dicht gefolgt von einem weichen Lächeln.
„Glaubt mir, wenn ich sage, dass Ihr diesen Satz nicht zu Ende führen wollt, mein Freund." Er schnipste in Richtung Takeru. „Mein lieber Takeru hier wird Euch die Regel vortragen, an deren Verletzung Ihr haarscharf vorbeigeschlittert seid, Hayao Gojo." Takeru erhob sich, sein dunkler Blick fraß sich in Hayao. „Wenn der Rat einberufen wird, dann wird dem Ruf Folge geleistet." Erneut schnipste Fuji mit den Fingern, mit gelangweilter Miene sah er dabei zu, wie sich sowohl Hayao als auch Takeru sofort wieder setzten. „Seht Ihr, Gojo? Selbst das Nesthäkchen unserer fröhlichen Runde scheint die Regeln besser zu kennen als Ihr es tut." Fuji seufzte. „Ich muss sagen, dass enttäuscht mich und ich hoffe doch sehr, dass es Euch und Eure Familie noch mehr treffen wird. Diese ... ja, diese Schmach, in der Ihr lebt." Fuji war mittlerweile aufgestanden, wie ein Tiger schlich er um den nervösen Hayao herum. „Eure Familie ist drastisch abgerutscht, seit der letzte Träger der sechs Augen, Euer Bruder, verstorben ist. Wie fühlt es sich an, am Rande zu sitzen und den großen Spielern beim Spielen zusehen zu müssen?" Fujis orange Augen schienen im Licht der Fackeln zu glühen, als er das Oberhaupt der Gojos musterte. Doch dieser schwieg und hielt Fujis Blick so lange stand, bis er schließlich nickte. „Ihr seid ein schlauer Mann, Gojo. Wie ging doch diese schöne Redewendung?" Fuji lachte leise und ließ sich dann kopfschüttelnd wieder auf seinem Thron nieder. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Wie wahr das heute doch ist!" er klatschte lachend in die Hände.
„Möchte hier sonst noch jemand mit Inkompetenz glänzen? Dann wäre das jetzt der richtige Augenblick." Es folgte eine weite Geste Fujis in die Runde, Kiyo rutschte unruhig auf der Bank herum, bis Izumi ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte und ihm etwas zuflüsterte. „Darf man den Grund der Versammlung erfragen?" Okkata hatte sich erhoben und sah zu Fuji, der nickte. „Aber natürlich, Okkata! Natürlich. Dafür sind wir schließlich hier." „Ich habe den Eindruck, dass es etwas mit dem Hause Ryomen zu tun hat. Oder warum sonst hat Sukuna sein Haustier dabei?" ich hörte die Provokation in Takerus Stimme, wagte es nicht, mich zu rühren. Ich hörte Schritte, kalte Finger packten mein Kinn als Takeru mich zwang, ihn anzusehen. Es war das erste Mal, dass Takeru mich richtig ansah und bei den Ahnen, selten hatte ich mich so unwohl gefühlt wie unter seinem Blick. Seine Augen waren gähnende dunkle Abgründe, ohne einen Funken Licht in ihnen. Das man in seiner Nähe vorsichtig sein musste, war schon klar gewesen, als er den Saal betreten hatte. Meine Oma hatte immer gesagt, dass Leute, in deren Augen das Licht fehlte, ihre Seele an den Teufel verkauft hatten. Ich glaubte nicht an solche Märchen, doch wenn ich Takeru so ansah, dann kamen mir Zweifel an meinem Atheismus.
„Also? Liege ich richtig mit meiner Annahme? Ist es ein Anliegen von Euch, Sukuna?" die restlichen Familienoberhäupter hatten sich ebenfalls erhoben, die Nerven aller waren zum Zerreißen angespannt, als Takeru mich endlich losließ. Fuji war der Einzige, der noch saß und sich das Spektakel ruhig angesehen hatte. Natürlich würde er nie zulassen, dass mir etwas zustieß. Doch die Akademie war das Ende von Fujis vollständiger Macht, selbst ihm wurde, sobald er den Boden der Akademie betrat, eine Leine angelegt. Das hieß, ich durfte nicht vergessen, wo ich war.
In einer Höhle voller machthungriger Wölfe.
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Wollen wir mal hoffen, das die Wölfe unsere Elea nicht zerreißen ...
Eure Erin xx
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...