Kapitel 17

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Ängstlich beobachtete ich ihn einige Herzschläge lang, wie er hustend am Boden lag und zitterte. Als ich mir sicher war, dass er mich nicht mehr angreifen würde, kroch ich erschöpft zu ihm herüber. „Sukuna!" mittlerweile regte er sich nicht mehr, Blut lief ihm aus dem Mund und benetzte den kalten Höhlenboden, seine Augen waren trüb. Sanft betete ich seinen Kopf in meinem Schoß und drückte ihm einen Kuss auf die kalte Stirn. „Es wird alles gut werden, ja?" mein Schluchzen hallte von den Höhlenwänden wider, meine Tränen tropften auf seine Wangen, als er wieder das Bewusstsein verlor und in meinen Händen erschlaffte, immer mehr Blut lief ihm aus dem Mund. Ich riss ein Stück meines zerfetzten Kimonos ab, wischte ihm so gut es ging Schlamm und Blut aus dem Gesicht und drückte danach einen neuen Fetzen auf die tiefe Wunde an meinem Nacken, die einfach nicht aufhören wollte, zu bluten. Als vor der Höhle erneut ein Blitz den Himmel erhellte, verwob ich meine blutigen Finger mit seinen. „Es wird alles gut. Ich sorg dafür, okay?" erschöpft strich ich ihm das helle Haar aus dem Gesicht und drückte seine Hand.

„Was hab ich nur getan ..."

Eine liebliche Frauenstimme erklang in der Höhle. Alarmiert griff ich nach dem nächstbesten Stein, bereit, ihn zu werfen. Doch die Frau, die da in der Höhle stand, sah nicht gefährlich aus. Weiches Licht umspielte ihre schlanke Gestalt, sie gab keinen Laut von sich, als sie über den rauen Boden lief und neben uns in die Hocke ging. Ihr helles Haar sah Sukunas Haar erschreckend ähnlich. „Mein Sohn." Ihr Blick wurde weich, als ihre Finger liebevoll über Sukunas Wange strichen. „Er ist so groß geworden." Eine Träne rollte über ihre Wange und löste sich, als sie fiel, in Licht auf. „Ich wollte ihn damit retten, Elea." Ihr Blick blieb jetzt an mir hängen. „Nie habe ich gewollt, dass er sich selbst quält und hasst für das, was er ist." Ihre Hand fuhr weiter über seine Brust, unter ihrer Berührung flammten die schwarzen Zeichen wieder auf, Angst überkam mich. „Er hat ein gutes Herz. Versprich mir, dass du nicht zulassen wirst, dass sein Selbsthass es zerstört." Sie löste sich langsam wieder in Licht auf, ihre Konturen wurden immer unschärfer. Ein letztes Mal strich sie Sukuna lächelnd durch das Haar, die schwarzen Zeichen verschwanden wieder, als sie ihn losließ.

„Der Fluchprinz der Vergangenheit muss fallen, damit der Fluchkönig der Zukunft nicht siegen kann." Ihr Blick heftete sich an mir fest. „Wenn die Vergangenheit stirbt, wird es auch die Zukunft. Das ist Gesetz."

Die Frau verschwand und mit sich nahm sie auch das Licht und ließ uns in völliger Dunkelheit zurück. Ob ich halluzinierte? Nur das Krachen des Donners und das Licht der Blitze war geblieben, das Rauschen des Wasserfalls und Sukunas rasselnder Atem. Bei jedem seiner Atemzüge atmete ich erleichtert auf, ständig saß mir die Angst im Nacken, dass dem letzten Atemzug kein neuer folgen würde. Müde bettete ich meinen Kopf an die Wand hinter mir und schloss die Augen, meine Finger fuhren immer wieder durch Sukunas nasses Haar. Ich wusste nicht, ob er es mitbekam. Aber wenn er es tat, wollte ich das er wusste, das ich für ihn da war.

Und dass ich ihn nicht allein lassen würde.

„Elea! Sukuna! Hört ihr mich?"

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Immer wieder war ich eingenickt und dann wieder hochgeschreckt. Sukunas roter, hasserfüllter Blick hatte mich bis in den Schlaf verfolgt. Doch immer, wenn ich wach wurde, lag er unverändert in meinem Schoss. Der Blutfluss aus seinem Mund hatte endlich aufgehört. Erst jetzt wurde mir die Stimme gewahr, die unsere Namen rief.

„Elea! Sukuna!" Tränen verschleierten meine Sicht, Erleichterung machte sich breit, als ich die Stimme erkannte.

„Izumi! Wir sind hier!" ich wäre gern aufgestanden, aber das würde ich bei dem Blutverlust nicht schaffen. Kurz darauf kam Izumi durch den Wasserfall, Schock machte sich in seinen Augen breit. Meine linke Schulter war mittlerweile bis zur Hüfte hinunter ganz rot, mein Blut lief unablässig an ihr herunter. Ich hatte Sukunas Kopf drehen wollen und dabei die Wunde in meinem Nacken wieder aufgerissen. „Wusste ich doch, dass ihr hier seid. Zeig mal." Izumi drehte meinen Kopf und riss dann kurzerhand einige Streifen von seinem Umhang ab. „Nein, nein." Ich drückte schwach seine Hand weg. „Schau erst nach Sukuna." Izumi schüttelte den Kopf und presste die Streifen auf meinen Hals. „Dem geht es wieder gut, wenn er wach wird, glaub mir das. Aber das an deinem Hals wird nicht von selbst besser." Sanft zog er mich unter Sukuna hervor und hob mich hoch. „Du wusstest davon?" flüsterte ich ungläubig. „Zu eurem Glück. Ich bring dich jetzt zurück." Wild schüttelte ich den Kopf, die Wunde an meinem Hals pochte protestierend. „Wir können ihn doch nicht einfach hierlassen!" verzweifelt versuchte ich, mich von Izumi zu lösen. Doch der Jujuzist ging, ohne noch einmal zurückzusehen durch den Wasserfall und balancierte mit mir auf den Armen über die Steine ans Ufer. „Können wir. Sukuna würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich dich zurückgelassen hätte, um ihn zurück ins Haus zu bringen." Izumis Stimme rückte immer weiter in die Ferne. Ich bekam nur noch mit, wie er mit mir am Arm durch das Gewitter rannte, auf den Kaiserberg zu, bevor die Dunkelheit mich verschlang.

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Kapitel 17 mit etwas Erleichterung für uns alle :D

Mir zittern jetzt noch die Finger xD

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt