Die Dunkelheit.
Nichts hatte Fujiwara no Michinaga als Kind mehr gefürchtet.
Und weil er noch ein Kind gewesen war, schutzlos ausgeliefert den Fängen seiner Ängste, hatte er Nacht für Nacht Schutz bei seiner Mutter gesucht. Er konnte sich kaum noch an sie erinnern, aber ein paar Details hatten sich in seine Seele eingebrannt. Ihre warmen orangen Augen, die ihn an den Sonnenaufgang erinnert hatten und der jeden Tag aufs Neue für ihn die Dunkelheit aus der Welt vertrieb. Ihre zarte Stimme, die ihm Abend für Abend Geschichten erzählte von mutigen Kriegern der Nation, die jedes Monster in die Flucht schlugen und als Helden in den alten Legenden auf ewig lebten. Doch so liebevoll und gut seine Mutter auch war, umso grausamer und härter war sein Vater. Als Alleinverantwortlicher für eine ganze Nation und Sohn eines Tyrannen in einer langen Reihe tyrannischer, toter Herzen war Fujiwaras Vater denselben Dämonen erlegen wie all die Kaiser vor ihm.
Der Angst des Versagens.
Und als der Kaiser erfuhr, dass sein ältester Sohn und Erbe sich wie ein Feigling hinter dem Rock seiner Mutter versteckte, statt sich ehrwürdig und wie ein Mann zu verhalten, sperrte er den kleinen Jungen tief unter der Erde ein.
Jetzt, im Nachhinein wusste Fuji schon nicht mehr, wie viel Zeit er dort unten verbracht hatte. Aber er wusste noch, dass er lange an der dicken hölzernen Türe gesessen hatte, die hinter seinem Vater schwer ins Schloss gefallen war. Er wusste noch, wie er stundenlang gegen das Holz geschlagen und seinen Vater weinend darum angebettelt hatte, ihn doch wieder herauszulassen. Er hatte immer weiter geschrien, selbst dann, als die Schritte des Kaisers schon lange verhallt waren. Irgendwann schrie er nicht mehr, weil er hoffte, dass ihn jemand hören und kommen würde, um ihn zu retten, nein. Irgendwann schrie er nur noch, um all die schrecklichen Dinge nicht hören zu müssen, die ihm die Stimmen aus Dunkelheit heraus zuflüsterten, wann immer er im Dunkeln war. Die Stimmen hatte ihn schon immer verfolgt, sich in den Schatten des Sonnenlichtes versteckt und darauf gewartet, dass die Sonne dem Mond weichen und die Dunkelheit über das Licht siegen würde. Denn nur in der Dunkelheit konnten sie sein. Bis es wieder an der Zeit war, den Sonnenaufgang mit seiner Mutter zu beobachten, die ihn nie mit der Dunkelheit allein gelassen hatte.
Doch hier unten war keine Sonne, kein Licht, kein rettender Sonnenaufgang.
Hier unten waren nur er, die Dunkelheit und die in ihr versteckten Stimmen.
Und hier unten ... hier unten waren die Stimmen weitaus schlimmer.
Er war Auge in Auge mit all dem gewesen, was er sein kurzes Leben lang schon gefürchtet hatte. Das Schreien half, doch irgendwann verlor der Junge aufgrund der Anstrengung seine Stimme und bekam nicht mehr heraus als ein gequältes Krächzen. Wimmernd und schluchzend hatte er sich auf dem kühlen Boden zusammengerollt und sich von der Dunkelheit verschlingen lassen, bis er das Bewusstsein verlor oder vor Erschöpfung einschlief. Er hoffte bei jedem Aufwachen, dass das alles nur ein Alptraum gewesen war und er in den Armen seiner Mutter aufwachte, die ihn ans Fenster trug, um den Sonnenaufgang zu sehen.
Er hatte hier unten in den kommenden Tagen so oft mit seinen Ängsten am gähnenden Abgrund des Wahnsinns getanzt, dass er die Schritte im Schlaf würde rekreieren können. Die Angst vor der Dunkelheit mochte ihm hier unten genommen worden sein und sein Vater war mehr als stolz, als er das erfuhr, kaum, dass er seinen Sohn aus dem Loch holte, in das er ihn gesteckt hatte. Nach zwei Wochen ohne Essen und schalem Wasser.
Doch der junge Kronprinz hatte seine Angst vor der Dunkelheit nicht etwa verloren, weil die Maßnahme seines Vaters ihn wie durch ein Wunder kuriert hatte, nein.
Sondern weil er nach einer Woche nicht mehr allein am Abgrund des Wahnsinns durch die Dunkelheit getanzt war.
...
Eine Mutter ... eine Mutter tut alles, um ihre Kinder zu beschützen.
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Die letzten Kapitel brechen an und ich bin mir recht sicher, dass ich das alles in maximal 140 Kapiteln unterbekomme xD
Ich hatte mir eigentlich 130 Kapitel als Ziel gesetzt, aber mir sind noch ein paar Details eingefallen, die ich euch nicht vorenthalten möchte und die es bis zum Ende sicher nicht langweilig werden lassen.
Eure Erin xx
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...