Kapitel 13

260 21 8
                                    

Zwei Wochen vergingen wie im Flug. Ich sah jeden Tag besser aus, der gute Schlaf und wieder ausreichend zu Essen machten sich bemerkbar und schon bald erinnerte ich mich selbst wieder an mein altes Ich. Das Ich, dass ich in meiner Zeitlinie gewesen war. Zumindest optisch. In den zwei Wochen war ich nachts immer mal wieder einem verzweifelten Schrei wach geworden. Doch wieder hatte ich weder etwas sehen noch hören können und nachdem keiner der anderen etwas sagte schob ich es auf meine Fantasie. Ich lernte auch viel über Jujutsu. Es schien eine Akademie zu geben, hier in Kyoto, an der junge Jujuzisten, grade die Söhne der hohen Familien, ausgebildet wurden. Grundsätzlich konnten wohl auch bürgerliche Kinder an die Akademie, diese mussten aber einen Aufnahmetest bestehen und zudem von einem Jujuzisten vorgeschlagen werden. Und dieser Test schien es Akaras Erzählungen nach in sich zu haben. So stellten die hohen Familien sicher, dass es nur den Jujuzistenkindern vorenthalten blieb, ausgebildet zu werden. Normalsterbliche verdienten eine solche Ehre nicht. Bisher schien es nur ein Normalsterblicher durch den Test geschafft haben. Jeder Jujuzist schien wohl auch eine eigene Fluchtechnik zu haben. So hatte Akara es mir erklärt. Es war anscheinend so etwas wie Magie und wenn ich an den Fluch dachte, den ich in meiner Zeitlinie gesehen hatte, war schnell klar, dass es Jujutsu auch in meiner Zeitlinie gab. Und dass der weißhaarige Mann und dieser Megumi wohl ebenfalls Jujuzisten waren. Wie Sukuna einer war. Ich sah ihn nicht oft in den zwei Wochen, aber wenn ich es tat, schenkte er mir jedes Mal ein Lächeln und mit der Zeit stellte ich fest, dass das jedes Mal mein Highlight des Tages war.

Wenn ich nicht gerade mit Akara kochte oder mit Yarana im Garten arbeitete, spielte ich mit Muri. Auch wälzte ich die Bücher der hauseigenen Bücherei in der Hoffnung, dort etwas über meine Zeitreise zu finden. Doch ich fand dazu nichts. Ich erkundete den weitläufigen Garten des Anwesens und sah mir die vielen Kois an, die Muri hegte und pflegte. Ich hatte sie alle vier bereits liebgewonnen. Sukuna hatte mich aus dem Bordell befreit und der Rest hatte mich mit offenen Armen empfangen. Irgendwann musste ich das bei ihnen allen wiedergut machen. Ich stellte fest, dass ich gern Horaka und Taria besuchen wollte. Aber ich hatte Angst, in das Bordell zu gehen. Ich wollte den beiden nicht unter die Augen treten, ohne eine Möglichkeit zu haben, sie zu beschützen, ja im besten Fall sogar freizukaufen. Und ich konnte Sukuna nicht darum bitten, alle Frauen aus dem Bordell aufzunehmen. Also musste ich selbst an eine hohe Stelle kommen und Geld verdienen. Um meine Freundinnen zu retten. Um vielleicht auch Riyaka, Hita, Juna und Torito wiederzusehen. Ich würde ihnen wieder Tiere für ihren Hof kaufen können und das Haus flicken lassen, dass nur noch von etwas Lehm und viel Hoffnung zusammengehalten wurde. Und Riyaka würde ein Pferd bekommen. Sie wollte so gern reiten lernen und wieder eines für die Felder ihres Vaters haben.

Etwas nervös strich in den hellgrünen Stoff meines Kimonos glatt, als ich vor Sukunas Türe stand. Ich wusste, dass das hier sein Arbeitszimmer war, aber ich war noch nie darin gewesen. Ich hatte ihn jetzt eine Woche nicht mehr gesehen, Yarana hatte gemeint, er sei wegen einigen Flüchen außerhalb von Kyoto unterwegs gewesen. Ich hob die Hand, ließ sie dann aber unschlüssig wieder sinken. War das eine gute Idee? Akaras Worte schwirrten mir im Kopf herum, doch ich vertrieb sie wieder und klopfte endlich. Einen Versuch war es wert. Und wenn mir wer helfen konnte, dann Sukuna. „Nur herein." Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich die Schiebetüre öffnete. Sukuna hob den Blick und als er mich sah, flackerte das Rot in seinen Augen. Jedes Mal, wenn ich seine Augen sah, bekam ich Gänsehaut. Da war was an ihnen, dass nicht natürlich war. Er lächelte und rollte die Schriftrolle zusammen, die er bis eben noch studiert hatte. „Wie schön, dass dir die Kimonos jetzt richtig passen. Das Essen scheint geholfen zu haben." Ich stemmte die Hände in die Hüften und kniff die Augen zusammen. „Willst du mir damit sagen, dass ich dick geworden bin?" ich sah, wie Sukunas warmes Lächeln verrutschte. „Was? Nein, nein, das wollte ich damit sicher nicht sagen." Abwehrend hob er die Hände und kratzte sich verlegen im Nacken. „Du bist nicht dick geworden, ich wollte damit nur sagen, dass ... also ..." amüsiert sah ich dabei zu, wie er verzweifelt die richtigen Worte suchte. Ich wusste, was er damit hatte sagen wollen. Das ich nicht mehr wie eine ausgemergelte Knochenfigur aussah und das es ein Kompliment gewesen war. Ich war auch froh, wieder normal auszusehen. Aber ich kam nicht drum herum, die wachsende Panik in seinem Gesicht wahnsinnig amüsant zu finden. „Ich wollte damit bloß sagen, dass es ... durchaus ein positiver Umstand ist, dass man ... das ... das das Essensdefizit nicht mehr erkennen kann. Genau, ja. Das wollte ich damit sagen."

Mit einer Mischung aus Hoffnung und Furcht sah er mich jetzt an und wartete meine Reaktion ab. Als ich das Lachen anfing, fiel dem Jujuzisten alles aus dem Gesicht. Irritiert sah er mich an, als ich mir die Lachtränen von den Wangen wischte und mich giggelnd auf die kleine Bank vor dem Tisch setzte. „Du lässt dich aber auch leicht ärgern, was?" als er das hörte, bekam Sukuna sein Gesicht wieder in den Griff und ersetzte den perplexen Gesichtsausdruck mit einem schiefen Grinsen. „Du bist eine Frau mit einem grausamen Sinn für Humor, Elea." Kichernd zuckte ich bloß mit den Schultern und das warme Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. „Bist du darum hergekommen? Um mich zu ärgern?" ich schüttelte den Kopf. „Ich will Jujuzistin werden." Platzte es aus mir heraus. Sukuna zog überrascht die Augenbrauen nach oben. „Ach ja?" ich nickte. „Ja, wirklich. Ich ... ich will auch helfen. Also aus eigener Kraft. Und selbstständig sein. Ich kann ja nicht immer dich fragen, wenn ich etwas brauche. Das widerspricht all den Prinzipien, mit denen ich großgeworden bin." Sukuna lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte mich einige Herzschläge lang. „Das kann ich verstehen, dass war Akara auch sehr wichtig. Hmm." Er stand auf und lief hinter dem Schreibtisch auf und ab.

„Wenn wir das tun, und ich möchte betonen das ich dafür wirklich einen Haufen Probleme bekommen kann, wenn eine Frau ausgebildet wird, wirst du dich mit Izumi arrangieren müssen." Jetzt war ich an der Reihe, die Kontrolle über mein Gesicht zu verlieren. „Wie bitte? Ich soll mich mit der Arschgeige arrangieren, die mich mehr oder weniger an ein Bordell verkauft hat?"

„An einen Händler. Das ist nicht das Gleiche." Wie von der Tarantel gestochen war ich aufgesprungen und hatte mich der Türe zugewand, in der Izumi stand. Er hielt zwei Teetassen in den Händen. „Das ist Haarspalterei und das weißt du auch!" Spie ich dem Jujuzisten entgegen, als er den Tee auf dem Tisch abstellte. „Warum belauschst du uns überhaupt?" Izumi verzog empört das Gesicht. „Ich lausche nicht! Ich war vor dir hier, Kleine." Mit aller Kraft holte ich aus und verpasste Izumi eine Ohrfeige, die in dem Zimmer widerhallte. „Wenn du mich noch ein einziges Mal Kleine nennst, dann reiß ich dir deinen Sack ab, hast du das verstanden?" Izumi hielt sich die gerötete Wange, seine Augen sprühten Funken, als er sich die Wange rieb. „Das war der schlampigste Schlag, den ich je gesehen habe. Kleine." Die Provokation tropfte förmlich aus dem letzten Wort und ließ mich rotsehen. Doch Sukuna kam schnell um den Tisch herum und hielt mich davon ab, eine Auseinandersetzung anzufangen, die ich nur verlieren konnte. Fest schlangen sich seine Arme um meine Hüften, sein Duft hüllte mich ein und beruhigte mich. „Wenn das kein guter Grundstein für eine Jujuzistenausbildung ist." Izumi sah an mir vorbei zu seinem Freund. „Du ziehst das doch nicht ernsthaft in Erwägung?" Sukuna ließ mich los, sein roter Blick brannte sich in meinen.

„Wenn es eine Frau gibt, die das schaffen kann, dann diese hier."

--------------------

Sooo, jetzt sind wir immerhin schon mal am richtigen Weg :D

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt