Kapitel 40

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Die plötzliche Dunkelheit vervielfachte die Angst in mir. Hektisch betastete ich die Wände um mich herum, doch ich hatte kein Glück. Sie wichen nicht wie von Zauberhand zurück und schafften mir und Kiyo wieder Platz zum Atmen. Auch ein Licht tauchte nicht auf sondersame Weise auf. Der Boden erzitterte unter den Versuchen der Flüche, den Gang wieder zu erweitern, sie kamen immer näher. Oder zumindest ihr Stöhnen tat das. „E ... Elea." Ich spürte Kiyos Finger an meinem Knöchel. „Wir sitzen hier fest, Kiyo! Die Flüche werden uns wie Maden aus dem Tunnel ziehen und in Stücke reißen!" mir kam die Galle hoch, als ich den Gedanken fortführte. „Es würde mich nicht mal wundern, wenn Suka meine Überreste vor der Villa aufhängen würde!" Ich schrie vor Schmerz auf, als Kiyo seine Nägel in meinen Knöchel grub. „Elea! Hör mir ..." er holte hustend Luft. „Hör mir zu!" Kiyo räusperte sich. Langsam, aber sicher wurde es zu stickig hier drinnen. Lange würden wir nicht mehr Luft zum Atem haben. „Womöglich ... womöglich kann ich uns hier rausbringen. Aber dafür müssen wir ... müssen wir Plätze tauschen. Oder es reißt dich mit dem Stein in Stücke."

Ungläubig verrenkte ich meinen Hals in seine Richtung, doch dank der Dunkelheit sah ich natürlich nichts. „Du kannst uns hier rausbringen?" Kiyos Griff an meinem Knöchel wurde weicher. „Entweder ist es unser Ausweg oder unser Tod. Ich ..." Stille. „Die gruselige Sukunakopie hat Recht. Ich bin Jujuzist. Aber ... naja kein besonders Guter, ich hab meine Fluchtechnik durch Zufall auf dem Bauernhof entdeckt und bin daraufhin als Abnormalität weggeschickt worden. Aber als ich endlich herausgefunden hatte, was mit mir los war erfuhr ich auch gleich, dass ich als Bürgerlicher keinen Platz in einer Akademie habe." Sein hohles Lachen ging in ein trockenes Husten über, als erneut die Wände zitterten und Staub auf uns herabfiel. „Was ich damit sagen will, ist Folgendes. Sterben werden wir definitiv, wenn wir hier weiterhin herumliegen und darauf warten, dass die Flüche näherkommen. Also kann ich es auch versuchen. Das gibt uns zumindest eine Chance. Wenn auch keine Große. Die Höhle könnte einstürzen." Die Entscheidung fiel mir angesichts der Fakten nicht schwer. „Ich bin dabei, an mir soll es nicht scheitern. Aber wie ... wie wollen wir Platz tauschen?" Ich konnte spüren, wie Kiyo näherkam, mit ihm wurde auch der Geruch von Blut stärker. Seine Schulter musste immer noch bluten und wenn das der Fall war, dann lief ihm die Zeit davon. „Drück dich einfach so eng an die Wand wie nur möglich. Vielleicht ... vielleicht kann ich mich dann an dir vorbeiquetschen." So weit ich konnte presste ich meinen Körper an den eiskalten, rauen Stein zu meiner Linken, doch der Gang war nach wie vor zu schmal und Kiyo kam nicht vorbei. Ich hörte ihn frustriert schnauben, der Stein über uns knackte hässlich, als die Flüche immer näherkamen.

„Tu es, Kiyo."

„Elea ..." „Tu es! Kiyo, wir haben keine andere Wahl!" Tränen brannten in meinen Augen, doch zum Heulen war jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. „Warte." Kiyo zog sich so gut es ging an mir hoch und streckte seinen unverletzten Arm aus. In der Dunkelheit spürte ich seine tastenden Fingerspitzen an meinem Hals. „Die Höhe sollte so auch reichen." Keuchte er. „Hauptsache, du bist nicht ganz im Weg." Erschöpft strich ich mir das Haar aus dem Gesicht. „Dann tu es." Mit einem Mal begann die Luft um uns herum, zu summen, ich konnte spüren, wie sich meine Haare aufstellten. Fast so, als würde gleich ein Blitz einschlagen. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen brach direkt neben meinem Kopf doch tatsächlich ein Blitz aus Kiyos Hand. Das gleißend helle Licht fraß sich in meine Augen, vor Schmerz schreiend hielt ich mir die Hände vors Gesicht, ein heller Pfeifton durschnitt das Trommelfell in meinem rechten Ohr, als um uns herum die Welt im Chaos versank. Schmerz vernebelte meinen Verstand, auf meinem rechten Ohr konnte ich außer dem Piepton nichts mehr hören, als Kiyo mich auf die Füße riss und hinter sich herzog durch den neuen Tunnel, den der Blitz in den Felsen vor uns gefressen hatte. Ich hatte alle Mühe, ihm zu folgen und stolperte ihm mehr schlecht als recht nach. Schwach drang das Brüllen der Flüche an mein linkes Ohr, erneut brach ein heller Lichtstrahl aus Kiyos Hand, diesmal mit deutlich mehr unkontrolliertem Wumms. Er und ich wurden unter dem Rückstoß einige Meter weiter in den Tunnel katapultiert, die Flüche hinter uns verstummten, als der Blitz sie zerriss.

Mit einem Mal war der Boden unter meinen Füßen verschwunden, kaltes Wasser empfing mich und zog mich mit sich in die Tiefe. In den tosenden Wassermassen verlor ich Kiyos Hand und konnte ihn in der Dunkelheit nicht mehr ausfindig machen. Ich war zwar eine gute Schwimmerin, aber den Strömungen des reißenden Flusses konnte selbst ich nicht entkommen. Immer wieder rissen sie mich unter Wasser, ich kam gar nicht mehr hinterher, dass viele Wasser, dass ich einatmete, wieder rauszuhusten, da hatte es mich schon wieder unter Wasser gezogen. Für einen Moment meinte ich, Kiyo meinen Namen schreien zu hören, ehe seine Stimme plötzlich abriss und der Fluss schneller und schneller wurde. Mein zerfetzter Kimono hatte sich mittlerweile so voller Wasser gesogen, dass ich mich bemühte, aus dem nassen Stoff herauszukommen, um nicht mehr so schwer zu sein. Und tatsächlich, es gelang mir. Hustend kämpfte ich mich an die Wasseroberfläche, als ich plötzlich durch die Luft flog, kalte Nachtluft empfing mich. Doch so schnell, wie der Flug gekommen war, endete er auch wieder und ich stürzte in die Tiefe.

Auf exakt jene Steine zu, auf die ich mich bei meinem ersten Treffen mit Sukuna noch hatte stürzen wollen. Erneut schien es hell zu werden, ich hörte es krachen, als Kiyo plötzlich im unklaren Sichtfeld meines linken Auges auftauchte und wir hart auf dem Rasen des kleinen Parks aufschlugen. Kaum, dass wir am Boden lagen, erbrach sich Kiyo auf den jetzt nassen Rasen, dicht gefolgt von mir. Ich war mir sicher, den halben Fluss geschluckt zu haben bei der Menge, die ich hochbekam, doch so langsam bekam ich mich wieder in den Griff und sah mich um. Zumindest wollte ich das. Der Pfeifton auf meinem rechten Ohr, neben dem der Blitz explodiert war, riss nach wie vor nicht ab, hören war mir rechts unmöglich. Doch als ich mich umsehen wollte, kam nicht mehr als ein Wimmern über meine Lippen. „Elea! Was ist los?" Kiyo kam zu mir herübergerobbt, das Blut, dass vom Fluss von seiner Schulter gewaschen worden war, lief ihm bereits wieder über die Schulter, sein Gesicht war mittlerweile fast so weiß wie seine Haare. Ungläubig betastete ich mein rechtes Auge.

„Ich ... ich kann nichts sehen!"

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Raus aus der Höhle in Kapitel 40!

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Wobei ... die Frage unter Anbetracht der Umstände ist, ob das so viel besser ist :D

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt