Kapitel 109

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Ich hatte die anderen im Esszimmer zurückgelassen, war Hitas Brettern ausgewichen, die er auf der Treppe abgelegt hatte und lief nach oben, um Sukuna zu wecken. Als ich unser Schlafzimmer betrat, lag Sukuna nach wie vor friedlich schlafend im Bett und schnarchte leise vor sich hin. Er lag immer noch voll bekleidet samt Sandalen im Bett und schien sich nicht bewegt zu haben, so tief schlief er. Kurz überlegte ich, ihn doch schlafen zu lassen. Aber angesichts der Tatsache, dass Hita hier war entschied ich mich dagegen. Lächelnd setzte ich mich neben ihn an das Bett und strich ihm sanft über die Wange. Sofort flogen seine Augen auf und als er mich sah, setzte er sich müde auf und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken. Das Rot in seinen Augen erwachte langsam zum Leben und begann, weich zu glühen. „Kommst du runter?" er nickte und strich sich verschlafen durch das Gesicht. „Aber vorher solltest du dich umziehen." Lachte ich und deutete auf seinen jetzt total verknitterten Kimono. Sukunas Brust vibrierte, als er mich lachend an sich zog und mich küsste. „Werde ich. Geh schon vor." Sagte er und schob mich sanft in Richtung Tür. „Ich komme gleich runter."

Und das tat er auch. Mit einem lauten Krachen. Muri fielen unter dem ersten Knall die Stäbchen aus den Händen und die Katzen verabschiedeten sich mit vor Schreck eingezogenen Schwänzen unter das große Sofa. Es polterte einige Male recht hässlich, dicht begleitet vom Klappern von Holz und einer Reihe so unangemessener Schimpfwörter, dass Yarana Muri erschrocken die Ohren zuhielt. Izumi zuckte bei jedem Rumpeln zusammen und Hita wurde weiß um die Nasenspitze, als Sukuna schließlich das Esszimmer betrat. Seinen Kimono hatte er gegen eine schlichte Leinenhose samt Hemd getauscht, sein Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er hatte einen kleinen Kratzer unter dem rechten Auge, aus dem einzelner Tropfen Blut über seine Wange lief und es aussehen ließ, als würde er Blut weinen, dass genauso rot war wie seine hellleuchtenden Augen. In der rechten Hand hielt er Hitas Bretterhaufen, über den er anscheinend schlaftrunken gestolpert und dann die Treppe heruntergefallen war. Izumi rückte kaum merklich näher an Hita heran und als sich unsere Blicke trafen, fiel es ihm wie mir schwer, das Grinsen zu unterdrücken.

Wenn das nicht Karma war.

„Alles in Ordnung?" ich stand auf, klaubte eine Serviette vom Tisch und wischte Sukuna damit das dünne Blutrinnsal aus dem Gesicht. Er nickte bloß und fixierte über meinen Kopf hinweg Hita, der Sukunas Blick nur mit Mühe und Not standhielt, als ich mich wieder umdrehte. Mit einem lauten Klappern fielen die Bretter wieder zu Boden, als sich Sukuna von mir löste und am Tischende stehenblieb. „Was tut er hier?" seine Augen wanderten von Hita zu Izumi, der gerade aufstehen wollte, doch Yarana kam ihm zuvor. „Der Junge hat die Bretter mitgebracht, um damit die Zerkratzten im ersten Stock auszutauschen." Yarana hatte sich erhoben und sah Sukuna warnend an. „Aber das kann er nicht, solange seine Hand gebrochen ist. Er soll auch die Treppe heruntergefallen sein. Vor ein paar Tagen noch. Ist das Leben nicht lustig?" sie kniff die Augen zusammen, ihr Ton ließ keinerlei Spielraum für Widerspruch zu. „Er wollte wirklich nur helfen, Sukuna." Sanft hakte ich mich bei ihm ein und drückte einen Kuss auf seine Schulter. „Hita hatte nie vor, mir oder dem Baby zu schaden." Als Sukuna mich ansah, weichte sein harter Blick wieder auf und wurde sanfter.

„Jetzt hilf dem armen Jungen schon." Fuji hatte sich an den Balken in seinem Rücken gelehnt und grinste Sukuna an. „Er kann ja nicht mal die Stäbchen richtig halten." Akara nickte zustimmend und reichte Hita zum x-ten Mal die Stäbchen, die ihm wieder aus der bandagierten Hand gefallen waren. Das die Rechte gebrochen und er zudem Rechtshänder war machte nahezu jedes Vorhaben zur Herausforderung. „Du kannst das reparieren?" Sukunas Frage schwebte über den Tisch und veranlasste Hita dazu, ebenfalls aufzustehen. „Ich mag nur ein einfacher Bauer sein, aber ich habe ein Händchen für Holz. Das habe ich in einem halben Tag erledigt." Sukuna nickte, ohne Hita aus seinem bohrenden Blick zu entlassen. „Dann komm her." Hita lief mit angespannter Miene um den Tisch herum und als Sukuna ihm seine Hand reichte, damit er seine Verletzte hineinlegen konnte, hielt Hita inne. Seine Hand schwebte nur noch ein paar Zentimeter von Sukunas Fingern entfernt in der Luft.

„Ich weiß, mein Verhalten war falsch und das Ihr reagiert habt, wie Ihr reagiert habt war durchaus angemessen." Er straffte die Schultern und reckte das Kinn. „Aber ich werde mich nicht für mein Handeln entschuldigen." Ich konnte über den Tisch hinwegsehen, wie Fujis Grinsen scharf wurde, als er Hita betrachtete und dann lächelnd seinen Sake leerte. „Für mich war es in diesem Moment der einzige Weg, Elea hier rauszuholen und ich würde es sofort wieder tun, wenn das nur hieße, dass sie sicher ist. Ich habe sie nicht vor dem Ertrinken gerettet und aus dem See gezogen, damit sie ein paar Monate später in Kyoto den Tod findet." In Hitas blauen Augen lag nichts außer Ehrlichkeit, als er Sukuna ansah. Dieser sagte einige Herzschläge lang nichts, sondern studierte eingehend Hitas entschlossenes Gesicht. Der Blonde stieß einen unterdrückten Schmerzensschrei aus, als Sukuna ihn schließlich an seiner verletzten Hand näher an sich heranzog. Binnen Sekunden war Hitas Hand geheilt und Sukuna zog ihm die Bandage herunter.

„Ist in Ordnung."

Hita verbeugte sich vor Sukuna und ließ sich dann wieder zwischen Izumi und Akara nieder, die ihm lächelnd und hoffentlich zum letzten Mal an diesem Abend die Stäbchen reichte. Fuji schenkte Hita nachdenklich lächelnd einen Sake ein und stieß mit ihm an. Sukuna sah Hita beim Hinsetzen zu und als ich sein Gesicht dabei sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen gewesen, aber es war mir trotzdem nicht entgangen.

Er hatte gelächelt.

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Wir sind bei Kapitel 109 angekommen und haben einen alten-neuen Mitstreiter bekommen, der sich mit uns ins Getümmel werfen wird.

Keine Sorge, die Zeit des Geplänkels neigt sich so langsam dem Ende zu und wir begeben uns zurück unter die Erde. Wie hat es der Wächter doch so nett ausgedrückt?

"Manchmal muss man, um in die Zukunft gehen zu können, einen Blick in die Vergangenheit werfen."

Wir werden sehen, ob das Labyrinth unter der Erde schon weit genug zurückliegt, um die Lösung zu finden.

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt