# 16*Der Winter ist da

1K 62 3
                                    

Der November machte sich mit einem kalten Wind bemerkbar, der harsch um die Türme und Gebäude Hogwarts bliess.
Mira und Amy sassen in der Bibliothek um zu lernen und den Berg von Hausaufgaben ab zu arbeiten.
"Wie lange muss es schon wieder sein?", fragte Amy.
"1.3 Fuss"
"Mist, mir fehlen noch drei Zoll! Bist du schon fertig?"
"Jap", sagte Mira und setzte gerade den finalen Punkt.
"Wie?", fragte Amy verzweifelt, "Du schreibst viel kleiner als ich! Weisst du was? Egal, ich schreibe den letzten Satz einfach doppelt so gross", entschied sie schliesslich. "So, was kommt als nächstes daran?"
"Ehm, ich habe hier noch die Verwandlungs Hausaufgaben", meinte Mira.
"Bescheuert... ich hole mal das passende Buch", antwortete Amy und erhob sich. 

Mira streckte sich und gähnte als jemand plötzlich ein Stapel Bücher gegenüber auf den Tisch krachen und sich  auf den Stuhl fallen liess.
Erschrocken richtet Mira sich auf und schaute in helle blaue Augen.
"Hey", sagte die Person zu der die Augen gehörten freundlich.
"Hey?", gab Mira verunsichert zurück.
Doch Amy eilte bereits zu ihrer Rettung. Auch sie knallte ein Buch auf den Tisch und musterte die andere Person kritisch.
"Was willst du hier, Marten?", fragte Amy in ihrem wie immer freundlich Ton.
"Ach, halt die Klappe, Addams, ich will nich' mit dir sprech'n!", gab Lucy Marten zurück und wandte sich zu Mira, die zwischen ihr und Amy hin und her sah.

Ohne weiter auf Amys bösen Blick zu achten setzte sie sich Mira gegenüber.
"Also, ich hätte da paar Fragen zum Besen", fing Lucy an.
"Ich war das nicht... Potter hat zugegeben, dass er es war", verteidigte sich Mira schnell.
"Jetzt ma' ernsthaft", meinte sie, "wieso sollte Potter nen alten, abgenutzten Besen verzaubern und dann in die Besenkammer legen."
Darauf hatte Mira keine Antwort dafür aber Amy. "Das kann dir ja egal sein. Beschwer dich mit deinen Eltern beim Ministerium."
"Wie gesagt, ich werd' mich nich' mit dir unterhalten. Du bist ne gemeine Person", gab Lucy zurück ohne Amy anzuschauen.
"Ach ja? Dass wirst du aber müssen!"
"Wieso? Bist du ihr Anwalt oder würd es die Ehre des Reinbluts verletzen mit mir zu sprech'n!?", rief Lucy aufgebracht und ein paar Schüler in ihrer Nähe drehten sich kurz um.
Bei dem Worte Reinblut wurde Mira hellhörig. Sie hasste Vorurteile, nur weil sie von einer fanatischen Familie abstammte hiess das nicht, dass sie so erzogen wurde. Mit der Familie kam Mira kaum in Kontakt, dafür hatten ihre Eltern gesorgt.

Lucy und Amy warfen sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf und Mira befürchtete wenn es so weiter geht werden noch Stühle und Bücher das Fliegen lernen.
"Du bist ne Schlange, Addams!"
"Und du ein selbstverliebtes Prinzesschen!"

Mira reichte es, und ohne das sie es wollte, brach der Zorn aus ihr heraus.
"Seid still und zwar beide!", jetzt war Mira die, die schrie.
"Geh mir aus dem Weg, Marten, wenn du nicht nochmal so was wie mit dem Besen erleben willst. Und du," sie drehte sich zu Amy um, "du spielst ein falsches Spiel, man freundet sich nicht mit jemandem an, der wegen Mord verurteilt wurde!"
Mira holte Luft und sah wie ihre Mitschüler sie anstarrten.
"Wow, immer mit der Ruhe, Drakken", kam es von James Potter ein paar Tische weiter.
"Halt deine Klappe Potter oder du wanderst gleich wieder in den Krankenflügel!", schrie Mira schrill noch bevor sie aus der Bibliothek rannte.

Als Miras Zorn sich verzogen hatte, kamen die Tränen auf. Sie trat gerade in ein verlassenes Mädchenklo als sie ihr Geschreie schon bereute. Sie hatte mehreren ihrer Mitschülern gedroht, das konnte nicht gut sein.
Müde lief sie zur hintersten Kabine und ging hinein. Sie schloss die Tür ab und setzte sich auf den Deckel. 

Einen Moment lang starrte sie die Tür vor sich an, während sie den Tränen freien Lauf liess.
"An deiner Stelle würde ich das nicht tun", erklang eine Stimme und Mira fiel vor Schreck fast ab dem Klodeckel.
Ein Geistermädchen schwebte hinein.
"Auch ich habe mich mal hier versteckt und dann bin ich gestorben", erklärte der Geist in einem Ton der Mira Angst machte.
"Das muss schrecklich gewesen sein, mein Beileid", bekundete Mira und wischte sich ein paar Tränen von der Wange.
"Dein Beileid kannst du dir sparen. Das nütz mit jetzt auch nichts mehr!", quietschte der Geist und gab ein lautes Schluchzen von sich.
"Es tut mir Leid?", fragte Mira vorsichtig, überrascht von dem plötzlichen Stimmungswechsel des Geistermädchens.
"Ja das sollte es!", schrie dieses bevor sie weinend wieder durch die Kabinenwand verschwand und man Wasser spritzen hören konnte.

Mira sass noch einige Minuten da und versuchte ihre Gedanken auf etwas anderes zu fokussieren um nicht mehr zu weinen, als ein leises Quietschen das Öffnen der Eingangstür verriet. Schritte erklangen, die sich zögernd durch den Raum bewegten.
"Mira!?", rief eine bekannte Stimme sanft.
Schnell wischte sich Mira über die brennenden Augen und hoffte das sie nicht zu rot waren, bevor sie mit gesammelten Mut die Kabine öffnete. Amy wartete davor auf sie.

Eine gefühlte Ewigkeit standen sich die beiden Mädchen gegenüber ohne ein Wort zu verlieren.
"Ich kann es verstehen," teilte Amy sanft mit und setzte sich einfach so auf den Boden.
"Was?", antwortete Mira leise.
"Komm her!" Amy klopfte neben sich auf den Boden.
"Wir befinden uns in einem Klo."
"Ja und die Hauselfen würden dich mit einem Besen schlagen, wenn du ihnen erzählst, du glaubst nicht das der Boden hier sauber genug ist um davon zu essen."
Langsam überwand Mira die geringe Distanz zwischen ihnen und setzte sich etwas ungeschickt neben Amy. 
"Las mich dir meine Lebensgeschichte erzählen," meinte Amy und grinste. Das Grinsen verlor sich schnell wieder als sie sah, dass Mira sie immer noch ausdruckslos anschaute und begann schnell weiterzusprechen. "Meine Mum ist ein Muggel, so wurde ich auf eine Muggelschule geschickt. Ich fiel aber immer auf, wegen meiner Magie. Ich hatte schon damals etwas viel Temperament und so passierten immer wieder irgendwelche komischen Sachen. Ich wurde von den anderen stark gehänselt und zu dieser Zeit wünschte ich mir nichts mehr als eine Freundin.
Als ich dann nach Hogwarts kam wurde alles besser. Aber ich bemerkte wie oberflächlich Menschen sind und das gefiel mir gar nicht. Ich komme mit oberflächliche Freundschaften klar aber ich mag die meisten Menschen nicht. Ich dachte jemand der sein halbes Leben in Askaban verbracht hat, wäre anders und als du dich dann in mein Abteil setztes beschloss ich meine Theorie zu überprüfen. Das war mein ganzes falsches Spiel."
"Wirklich?" war das Einzige, was Mira zu stand brachte, während sie Amy kritisch ansah.
"Ja, ausserdem hat mein Vater mir beigebracht eine eigene Meinung zu bilden und nicht alles glauben was so erzählt oder geschrieben wird. Du bist vollkommen in Ordnung und ich würde gerne weiter deine Freundin sein."
"Du glaubst also nicht das ich Menschen ermordet habe?", fragte Mira als Antwort.
"Damals habe ich dich noch nicht gekannt und bis jetzt kenne ich dich erst seit einem knappen halben Jahr, aber spontan, würde ich es dir nicht zutrauen."

Mira lächelte schwach und Amy nahm es als eine Freundschaftsbestädigung und stand auf.
Als sie Mira die Hand hinstreckte um sie hoch zu ziehen schlug sie vor: "Wir könnten uns an Marten rächen. Ich dachte dabei an einen Einbruch in den Ravenclaw Schlafsaal in der Nacht um ihr die Haare an das Bett zu zaubern oder ihr eine neue Frisur zu verpassen, was meinst du?"
"Ich meine, du wirst nicht diejenige sein, die nach Askaban geht wenn du nochmals etwas anstellst..." meinte Mira und liess sich hoch ziehen.
"Schon gut, war eigentlich Potter hier?" fragte Amy.
"Nein, wie kommst du darauf?" wollte Mira verwirrt wissen.
"Ich habe ihn nochmals getroffen als ich auf der Suche nach dir aus dem Gemeinschaftsraum kam und aus einem mir nicht bekannten Grund, konnte er mir sagen wo du bist."
"Vielleicht hat er mich hier rein gehen sehen?", schlug Mira vor.
"Nein, er war noch in der Bibliothek als ich sie verliess. Seltsam...", murmelte Amy.
"Eine Geist war vorher hin hier, vielleicht hat sie es ihm gesagt?"
"Oh, ja, das ist Myrte. Vermutlich."

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt