Unruhig drehte sich Mira auf die andere Seite. Sie lag schon seit Stunden wach. Gedanken schwirrten ihr wild im Kopf herum. Sie drehte sich auf den Rücken, zog die Decke über die Schulter und schloss die Augen. Sie versuchte sich auf die Atmung zu konzentrieren. Eine Zeit lange ging das gut, sie spürte wie sie müde wurde doch dann frass sich wieder ein unangenehmer Gedanke ihn ihr Gedächtnis. Askaban!
Automatisch spürte sie die Kälte und die grauen Wände mit den Kerben. Schaudernd zog Mira die Decke enger um sich. Würden sie, sie wirklich wieder nach Askaban bringen? Nach drei Jahren Hogwarts? Sinn würde es nicht machen aber wenn dieser Randell wieder seine Finger im Spiel hatte... Er hatte damals dafür gesorgt, dass ein kleines Mädchen nach Askaban kam, ohne Prozess, ohne eine Möglichkeit sich zu Verteidigen. Was wollte er? Und wenn sie nicht nach Askaban kommt? Was würde sie für einen Beruf wollen und wer würde sie einstellen, sie eine "verurteilte" Mörderin?Gedankenverloren hob Mira ihre rechte Hand. Da sie zum Schlafen den Handschuh nicht trug, konnte man im Dunkeln schwach die schwarzen Linien auf ihrem Handrücken ausmachen.
Sie liess die Hand wieder sinken und sah zur Seite. Der Wecker zeigte erst zwanzig vor drei und Mira stöhnte innerlich auf. Was sollte sie tun? Weiter versuchen zu schlafen? Aufstehen und für die Abschluss Prüfungen lernen?
Sie schloss für einen weiteren Versuch Schlaf zu finden wieder die Augen. Es war fast still im Zimmer. Die einzigen Geräusche waren das regelmässige Ticken des Weckers und der starke Winde der immer wieder aufheulte und die Fenster zum klirren brachte.Sie gab auf! Sie schlug die Decke zurück und schwang ihre Füsse über den Bettrand. Einen Moment blieb sie sitzen und überlegte, dann stand sie auf, zog ihren Morgenmantel über und verliess ihr Zimmer.
So leise wie möglich tapste sie die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter. Glücklicherweise war er um drei Uhr morgens leer und sie liess sich auf das Sofa vor der Feuerstelle fallen, die nackten Füsse zu der heruntergebrannten Feuerstelle gestreckt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht das Feuer am Leben zu erhalten, dennoch wärmte die übriggebliebene Glut ihre Zehen und vertrieb die von dem Gedanken an Askaban erinnerte Kälte.
Seufzend legte sie den Kopf in den Nacken und schloss wieder die Augen.
"Kann Dumpel der Herrin etwas bringen?", ertönte eine piepsenden Stimme und Mira zuckte erstmals zusammen.
"Nein, ist gut, danke. Ich hänge nur meinen Gedanken nach", meinte Mira schnell, woher der Hauself wusste, dass sie wach war, fragte sie gar nicht erst.
"Sicher? Herrin Mira wirkt bedrückt!", piepste er wieder.
"Alles gut, geh... wieder schlafen?" Mira zog die Stirn kraus. Schlafen Hauselfen überhaupt?
Dumpel warf ihr nochmals einen Blick zu und verschwand dann an Ort und Stelle.Mira wackelte mit den Zehen und liess ihre Gedanken kreisen. Es gab so viel, über das sie sich sorgen machen konnte und das würde sie auch wenn es so weiterging. Sie spürte einen Knoten im Magen, der sich schmerzhaft zusammenzog.
Wieder liess ein heftiger Windstoss die Scheiben klirren.
"Wenn morgen wieder Schnee liegt, springe ich vom Astronomie Turm. Es ist Ende April!" Erneut zuckte Mira zusammen und drehte sich um.
James stand da mit noch zerzausteren schwarzen Haaren als normal, seine Stimme war rau und etwas undeutlich. Er sah aus, als hätte man ihn gerade aus dem Schlaf gerissen.
"Was machst du hier?", fragte Mira überrascht.
"Ein gewisser Hauself hat mich geweckt!", murmelte James verschlafen und liess sich neben Mira auf das Sofa fallen.
"Ich wollte Herrin Amy wecken... aber das habe ich mich dann nicht getraut", quiekte der Hauself, der wieder neben dem Sofa erschienen war und sie mit grossen Augen ansah.
"Weise Entscheidung!", murmelte James und warf ein Kissen nach Dumpel um ihm zu sagen, dass er wieder gehen konnte... oder sollte. Der Hauself verbeugte sich schnell und verschwand bevor ihn das Kissen erreichte.
"Was machst du hier?", fragte James und rückte näher. Das schwache Licht der Glut liess unheimliche Schatten über seine Züge tanzen.
"Ich denke nach", meinte Mira und starrte in die glühende Kohle.
"Und ich dachte, du bist hier um gegen dich selber Uno zu spielen!", erwiderte James sarkastisch und fuhr sich müde über das Gesicht.
"Ich überlege wie die Zukunft wird. Oder was Randell will."
"Das ist der Typ vom Ministerium, der dein Fall unter den Teppich gekehrt hat, nicht?" Er legte sich hin und bettete seinen Kopf in Miras Schoss.
"Ja, er war der Boss meiner Mutter...", meinte Mira gedankenversunken und strich ihm eine Strähne auf die Seite.
"Vermutlich will er das Buch und hat es gesucht und damit du nicht dazwischen kommst... oder er hatte Angst, dass du etwas ausplauderst. Ich weiss es nicht." Er griff nach ihrer Hand, "Was ist das eigentlich für ein Zauberspruch? Heilt er alle Krankheiten? Erweckt er Tote wieder zu leben? Schenkt er Unsterblichkeit? Nimmt er jemandem die Zauberkraft?"
Mira schwieg während James einen Kuss auf ihre Handfläche presste.
"Es gibt ein Grund wieso meine Mutter das Buch geklaut und mit ihrem Leben beschützt hat", sagte sie schliesslich in monotonen Ton.
James seufzte und fuhr sich durchs Haar und zerzauste es noch mehr, wenn das überhaupt möglich war.
"Wie war eigentlich Slughorns Party?", fragte er schlussendlich.
"Ganz gut. Wir haben eine Tante vom Amy getroffen. Habe sehr viel Neues erfahren. Wusstest du, dass Amy Zumba tanzen kann oder Tango?"
"Sie kann was? Ich traue es ihr durchaus zu aber es erstaunt mich doch etwas!", meinte James, er hatte mittlerweile die Augen geschlossen.
"Meine Rede. Jedenfalls hat die Tante dann einen Typen fertiggemacht oder verhext, Amy-mässig halt", erzählte Mira weiter.
"Blutlichverwandt?", fragte James ohne die Augen zu öffnen.
Mira fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar. Sie genoss diesen Moment sehr. "Nein, sie ist die Ex-Frau von einem Bruder von Amys Vater, soweit ich das verstanden habe."
"Meine Güte, diese Familie. Da sieht man es mal wieder, gleich und gleich gesinnt sich gerne. Ich wette Amy heiratet mal einen MMA Kämpfer oder einen Hells Angel."
"Ja, vermutlich. Aber wenn sich gleich und gleich gerne gesinnt, was haben dann wir gleich?", fragte sie.
James drehte den Kopf etwas und öffnete ein Auge.
"Wir sehen beide gut aus, findest du nicht? Wir haben beide etwas mit der Black Familie zu tun, wir sind gut in Zaubertränke... wir wissen beide das der Fast Kopflose Nick ein grauenvoller Komiker ist, wir haben schon viel zusammen erlebt." Er zuckte, so weit es ihm möglich war, mit den Schultern.
"Hat was", stimmte Mira zu und strich vorsichtig über die feine Narbe auf seiner Stirn, die er von der heruntergestürzten Treppe erhalten hatte.
"Wie denkst du, geht es mit uns nach Hogwarts weiter?", wollte Mira wissen und biss auf ihrer Lippe rum.
"So wie alle Beziehungen, entweder man trennt sich oder man heiratet und dann gibt es wieder zwei Optionen, die Scheidung und bis der Tod euch scheidet. Ist immer die selbe Auswahl!", murmelte James bereits wieder im Halbschlaf.
"Sehr romantische Ansicht", meinte Mira augenverdrehend. "Ich mache mir mehr sorgen über Askaban und ein Leben nach Hogwarts. Oder um den zwölften Mai. Was wenn sie mich in Hogwarts angreifen um an die Informationen zu kommen oder das Gefühl haben das ich die Seiten noch weiter verstecke oder sie es gar nicht mitbekommen das ich die Seiten zerstört habe." Sie holte tief Luft.
"Ich habe Angst, James!", flüsterte sie. Er antwortete nicht. Sie spürte nur einen kurzen Druck an der Hand, nicht sicher ob dieser bewusst war.
Sie strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht während sie seiner zu tiefen, gleichmässigen Atmung lauschte. Sie beugte sich etwas vor, ihr war noch nie aufgefallen, dass James feine Sommersprossen hatte.
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Die Insassin von Askaban
FanfictionSeit ihrer Kindheit sitzt Mira Drakken in Askaban, aber jetzt endlich gibt es einen Lichtblick. Das Ministerium erlaubt es ihr nach Hogwarts zu gehen, obwohl sie bereits 15 ist. Endlich bekommt sie eine Chance auf ein neues Leben. So versucht Mira...