#92*Von Anwälten und Bibliothekaren

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"Ich seh etwas, dass du nicht siehst und das ist grün", meinte James im gelangweilten Ton.
"Wenn du die Couch meinst... die ist beige und nicht grün", antwortete Fred im gleichen schleppenden Ton.
Die fünf Schüler sassen seit geraumer Zeit alleine in einem kleinen Aufenthaltsraum im Ministerium.
"Das ist grün!", erwiderte James mit etwas Nachdruck in der Stimme.
"Bist du farbenblind? Das ist eindeutig beige... aber ich würde mich auf beige mit Grünstich einlassen."
"Was auch immer, die Farbe ist hässlich", setzte Amy der Diskussion ein Ende, gerade als sich die Tür öffnete. Alle fünf blickten auf.
"Uuh, ich seh etwas, dass du nicht siehst und das wird uns gleich Ärger machen." Fred setzte sich aufrecht hin.
"Oh, ist's der Mann der gerad rein kam?", fragte Lucy sarkastisch.
"Nein, ich meinte Amy."

"Darf ich?", fragte der Mann und zog ein Stuhl zum Sofa heran. "Ich bin Benjamin Hudson", teilte er ihnen mit ernster Mine mit. "Ich nehme an Ihr wisst, wieso Ihr hier seid?"
"Weil wir Lucy in unseren Gemeinschaftsraum geschmuggelt haben?", kam es von Mira.
"Ohne Anwalt sage ich nichts!", verteidigte sich James.
"Wenn das bloss der Realität entsprechen würde...", murmelte Amy leise auf James Aussage hin.
Mr Hudson lächelte gezwungen und fuhr dann fort. "Das Ministerium will euch einen Deal machen." Er sah in die Runde. "Erklärt uns was passiert ist und wir können den Vorfall vergessen."
Die Jugendlichen blickten sich skeptisch an.
"Wieso?", fragte schliesslich Lucy.
Mr Hudson faltete die Hände. "Ihr seid alle vielversprechende junge Hexen und Zauberer."
"Ich mag wie Sie das Wort alle betont haben!", lachte Fred und lehnte sich zurück.
"Es wäre blöd wenn Ihr einmal euren Traumjob nicht bekommt nur wegen so einem Vorfall. Ihr seid der Potter Sprössling, oder? Was wenn Ihr in die Fußstapfen Eures Vaters treten wollt als Auror. Allgemein was würden eure Eltern dazu sagen?"
"Mein Vater hat so ziemlich sämtliche Regeln der Schule gebrochen und war für ein ganzes Jahr Staatsfeind Nummer eins. Ich glaube er wird's verstehen."
"Ich habe einen Onkel der kennt sämtliche Polizisten seiner Heimatstadt und mehrere Auroren und Ministerium Angestellte mit Vornamen weil er schon so oft verhaftet wurde. Ich hab also noch Luft nach oben." Schloss sich Amy James an.
"Wie viele Onkel hast du?!", wollte James wissen.
"Genug", meinte Amy selbstgefällig und streckte sich entspannt.
"Wenn's meine Job Chancen verschlechtert werd ich einfach Bibliothekar 'n Hogwarts." Auch Lucy wirkte ganz entspannt.
"Das wäre noch das Harmloseste in meinem Strafregister. Ausserdem sind meine Eltern tot", gab Mira kühl ihre Antwort.
"Genau, und ganz ehrlich? Wissen Sie wer mein Vater ist? Der würde mir ein High Five geben und fertig", mischte Fred mit.

Mr Hudson blinzelte etwas verwirrt in Runde und öffnete den Mund um etwas zu sagen als James bereits wieder das Wort ergriffen hatte.
"Bibliothekar? In Hogwarts?", fragte er Lucy ungläubig.
"Ja, überleg ma. Du lebst in nem Schloss in Schottland, hast diverse Bücher, kannst ungehindert die in der verboten'n Abteilung lesen und kannst Kindern sagen sie soll'n die Klappe halten."
"Kindern sagen, sie sollen die Klappe halten? Karriere Ziel! Wusstet ihr, dass ich in den ersten Jahren immer dachte, die verbotene Abteilung sei ein Trick um unartige Schüler zu erwischen?", fragte Amy.
"Was meinst du? Wie kommst du auf einen Trick?" Mira sah sie stirnrunzelnd an. Den Mann beachteten sie nicht.
"Was für ein Sinn macht eine verbotene Abteilung in einer Schule? Wenn man etwas sucht, das in keinem der hundert Bibliotheksbüchern ist, kann man doch das Lehrpersonal fragen. Jemand wird sicher ein Buch darüber haben."
"Das ist ein interessanter Gedanke...", gab Fred zu.
Mr Hudson räusperte sich. "Ihr seid alle so entspannt und redefreudig", stellte er etwas verunsichert fest.
"Adrenalin!", gab James eine Begründung.
Der Mann nickte nur. "Um zurück zum Deal zu kommen: Erzählt uns was passiert ist und wir können darüber sprechen. Und dann finden wir sicher eine Lösung und Ihr seid heute noch zurück in Hogwarts."
"Ist das so eine Guter Cop, Böser Cop Sache? Braucht es dafür nicht auch ein Böser Cop oder kommt der noch?", wollte Fred wissen.
"Moment ma... Sie hab'n unsere Eltern nicht informiert?", fragte Lucy, "und wa meinen Sie mit heute noch?"
"Erzählt was passiert ist und wir können es einvernehmlich klären." Mr Hudson schlug einen strengeren Ton an.

"Wisst Ihr denn nicht, was passiert ist?", fragte James vorlaut.
"Wir können natürlich nicht genau alles rekonstruiert aber wir haben Beweise das Ihr da wart und das SIe," er richtete sich an Mira, "etwas damit zu tun habt."
"Was denkt Ihr denn, was passiert ist?", fragte Amy auffordern. Mr Hudson kniff die Augen zusammen und musterte die Jugendlichen.
"Solange Ihr nichts sagt, müssen wir von unseren Vermutungen aus gehen, das ein Tausch von etwas hätte stattfinden sollen und der dann schief ging." Er lächelte wieder gezwungen und beäugte sie kritisch.
"Was habt Ihr denn für Beweise?", fragte Amy unbeirrt und beugte sich vor.
"Um einen zu nennen: Es passierte am genau gleichen Ort wie schon vor zehn Jahren als wir Ms Drakken verhaftet haben."
"Zählt das überhaupt als Beweis? Und wer sagt, dass Ms Drakken dabei war?"
"Ihr wurdet gesehen! Und Ms Drakken sogar im doppelter Ausführung."
Amy lehnte sich wieder zurück und warf einen Blick auf Mira. "Aber Ms Drakken trägt immer noch das Signum... das sollte doch beweisen wo sie war."
Alles sahen einen Moment lange auf das unter dem Handschuh verstecken Zeichen auf Miras Handrücken.

"Es gab ein Problem mit der Überwachung", gab Mr Hudson nach einer Denkpause vorsichtig zu.
"Es gibt Probleme mit der Überwachung der Insassen von Askaban?", fragte Amy gespielt schockiert. Mr Hudson biss sich auf die Zunge.
"Nein, nur die von Ms Drakken, wir wissen nicht wieso... aber der Fehler wurde behoben!", presste er schliesslich hervor.
"Natürlich!", kam es plötzlich von Lucy. Alle fuhren herum. James biss sich auf die Lippe, Mira zog scharf die Luft ein und Amys Fuss suchte möglichst unauffällig Lucys. Aber Lucy sprach bereits weiter. "Ihr verkauft's uns als nen guten Deal aber eigentlich is der Deal gut für's Ministerium. Darum hab'n Sie auch uns're Eltern nicht verständigt und darum sitzen wir mit Ihn'n hier drin... das Ministerium will nicht das es an die Öffentlichkeit kommt." Alle blickten erstaunt auf Lucy. "Was? Ich bin nicht in Ravenclaw weil mir die Farbe blau steht."
Amy war die Erste, die sich wieder Mr Hudson zu wandte. Ein bösartiges Funkeln lag in ihren dunklen Augen und ein siegessicheres Lächeln streifte ihre Lippen.
"Nun, wie wir alle festgestellt haben ergibt das Sinn." Ihre Stimme war ruhig und monoton, als würde sie jemandem etwas zum 8ten mal erklären und hatte die Hoffnung schon beim ersten Mal aufgegeben.
"Ich kann Euch versichern, das Ministerium hat wichtigere Sachen zu tun, genau so wie die Öffentlichkeit."
"Ja natürlich, Mr Hudson, aber stellen Sie sich vor... Sie lesen am Morgen die Zeitung und da steht, dass das Signum System versagt hat und dass ausgerechnet bei jemandem der sich ausserhalb von Askaban befindet, oder das Sie Schüler ohne die Eltern zu informieren aus der Schule in das Ministerium gebracht und sie da festgehalten haben."
"Ihr überschätzt es, man würde euch kaum glauben. Abgesehen davon haben wir mehr Einfluss und sind glaubwürdiger als eine Handvoll 17 Jähriger." Mr Hudson sprach viel zu aufgebracht um noch glaubwürdig zu wirken, "Und ausserdem haben wir Beweise und die können euch in eine missliche Lage bringen. Mit oder ohne Presse."
"Wie gut sind die Beweise wirklich?", fragte Amy. Mr Hudson zog die Augenbrauen hoch. Er versuchte angestrengt nicht auf Amys Angriffe einzugehen.
"Wir können beweisen das Ihr da wart."
"Interessant, denn wir können beweisen, dass wir in Hogwarts waren."
Amys letzte Aussage löste ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit in seinen Augen aus, dann fing er sich wieder und beschloss bei Amy Spiel mit zu machen.

"Ihr wollt Krieg, oder?"
Amy zog kurz die Augenbrauen hoch. "Ich nehme jeden Kampf, den ich kriegen kann und werde ihn kämpfen. Verbal oder physisch."
Mr Hudson verzog amüsiert das Gesicht und richtete sich in seinem Stuhl auf. "Euch ist bewusst, dass Euer Zauberstab konfisziert wurde?"
Amy lacht kalt auf. "Ihr seid eindeutig nicht muggelstämmig. Wurdet Ihr jemals ins Gesicht geschlagen? Aus eigener Erfahrung, das tut verdammt weh! Schlagen und geschlagen werden."
Beunruhigt und hilfesuchend sah der Ministerium Angestellte ihre Freunde an, doch vergeblich. Jeder von ihnen kannte Amys Gewaltbereitschaft und keiner war bereit ihm zu helfen... oder einzugreifen.
"Ich sehe, wir kommen hier nicht weiter." Mr Hudson erhob sich von seinem Stuhl und richtete seine Umhang. "Ich gebe Euch etwas Zeit das Angebot zu besprechen und zu überdenken, wenn ich zurück komme habt ihr eure letzte Chance." Er liess seinen Blick nochmals über die Jugendlichen schweifen bevor er und sein gezwungenes Lächeln den Raum verliessen.
Als die Tür hinter ihm zu viel war es still im Raum.
"Okay," meinte James schliesslich, "Hand hoch! Wer hat alles Angst vor Amy?... Du kannst deine Hand gleich wieder senken Addams!"

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt