# 17* Ein Fremder und eine Freundin

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"Sicher das es okay ist?", fragte Amy nochmals nach.
"Ja, mach dir keine Gedanken." Mira lächelte aufmunternd.
"Na dann, bis später." Amy umarmte Mira kurz und lief über den Innenhof zu den anderen Schülern, alle dick eingepackt in Mäntel, Mützen und Schals.
Amanda drehte sich nochmal kurz um und rief: "ich bring dir was aus Zonko oder so mit!" Dann verliess sie das Schulgelände Richtung Hogsmeade.

Wegen dem Sicherheitsrisiko war ihr der Besuch im Zaubererdorf untersagt und so machte sie sich auf den Weg zur Bibliothek, um die Zeit zum lernen zu nutzen.
Der Raum voller Bücher wurde nur von vereinzelten erst und zweit Klässler aufgesucht und so brütete die Gryffindor ungestört über einem Buch für Zaubertränke.

Gerade als sie das Kapitel über die vielseitige Anwendung von Drachenblut anfing, begann Peeves Mira mit Papierkügelchen bewerfen und dabei grauenhafte Reime zu dichten um diese dann auf Dauerschleife zu singen.
Genervt las sie den selben Satz zum achten Mal als ihr endgültig der Kragen platzte und sie wutentbrannt aufsprang, nach dem Stuhl griff und mit einem Schrei den Stuhl schwingend sich auf Peeves stürzte.
Ein Stuhl konnte einem (Polter)Geist natürlich nichts anhaben aber es ist sicherlich auch kein angenehmes Gefühl und so quickte der Poltergeist auf als der Stuhl durch ihn hindurch polterte und liess vor Schreck die ausgerissene Seite fallen deren Fetzen er in Kugelform nach Mira warf.
Überrascht von diesem Angriff hüpfte er durch ein Bücherregal und suchte in der Weite ein neues, weniger gewaltbereites, Opfer.

Objekte flogen durch Geister aber nicht durch Menschen und so knallte der Stuhl gegen die Scheinbeine einer Person, die gerade auf sie zugekommen war und holte sie von den Füssen.
Bestürzt schaute die Gryffindor auf die schmale Figur auf den Boden.
Lucy Marten setzte sich stöhnend gerade hin und rieb sich das Scheinbein.
Langsam kniete sich Mira neben die Ravenclaw.
"Oohhh, 2: 0 für dich", meinte das Mädchen durch zusammengebissene Zähne. "1 1/2: 0 für dich, das mit dem Besen kaufe ich dir noch immer nich' ab", verbesserte Lucy und zwang sich ein Lächeln auf.
"Tut mir leid, es war keine Absicht", entschuldigte sich Mira überschwänglich bei der Ravenclaw.
"Ja ja, hilf mir ma' hoch." Lucy streckte ihre Hände in Miras Richtung.
Sofort sprang sie auf und zog Lucy auf die Beine.
"Also, Addams ist nicht hier? Gut, ich wollte ma' mit dir reden", sagte Lucy und humpelte zum Tisch.


Gähnend sassen die Gryffindors mit den Slytherins im Astronomieturm und lauschten mehr oder weniger den Worten des Lehrers.
"Ich habe Frieden mit Lucy geschlossen", teilte Mira ihrer Freundin mit.
"Nein?! Da lässt man dich mal ein paar Stunden allein und dann das!", Amy schüttelte den Kopf aber sie wirkte zu müde um weiter darauf zu reagieren.
"Sie ist eigentlich ganz nett und sie verzeiht mir das mit dem Besen und das mit dem Stuhl", erzählte Mira, "wir sind jetzt Freunde, oder so was in der Art."
"Ich fasse es nicht, Freunde! Mit jemandem wie ihr!", dramatisch verwarf Amy die Arme und verbarg dann das Gesicht in den Händen.

"Was war das mit dem Stuhl?" fragte sie interessiert und fuhr mit einer Hand durch ihr nicht gerade langes Haar.
"Ich habe sie damit umgeworfen wie beim Bowling", erzählte Mira.
"Ich bin Stolz auf dich!" meinte ihre Freundin und legte kollegial einen Arm um Miras Schulter. In diesem Moment wurden sie durch das Ende der Stunde erlöst und schnell packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Weg zu den Gewächshäuser.

Auf dem heutigen Programm stand das Pflücken der Früchte einer äusserst angriffslustigen Schlingpflanze.
Gerade kämpfte Amanda um ihren Finger und Mira versuchte ihr zu helfen. Gerade richtete sie sich auf um eine Strähne aus dem Gesicht zu kriegen, als sie etwas ungewöhnliches durch die angeschlagenen Fenster des Gewächshauses sah.
Ausserhalb des Glashauses stand ein Mann dicht im Schatten eines Baumes. Mira hielt ihn zuerst für ein Auror aber er sah anders aus, gefährlicher und willkürlicher als die anderen mit einer Narbe quer über die Wange und einer anscheinend häufig gebrochener Nase.
Er stand da, still und starrte durch die Scheibe.
Mira schauderte als sie in seine schwarzen Augen blickte.
"Scheisse!", schrie Amy, "Seit wann haben Pflanzen Zähne?" und schüttelte ihre Hand.
Mira sah reflexartig auf die leicht blutende Hand ihrer besten Freundin. Als sie wieder hoch sah, stand der Mann nicht mehr da, dennoch spürte Mira seinen kalten Blick auf sich ruhen.

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt