#61*Zwei Wecker auf vier Pfoten und ein Onkel mit fehlendem Zahn

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"Und, alles gepackt?", fragte Amy während sie in Miras Zimmer spazierte.
"Ja, ja", antwortete Mira und inspizierte einen von Fortuna verursachen Kratzer auf ihrem Handgelenk.
"Ich glaube meine Katze findet es nichts so toll für die nächsten zwei Monate alleine zu sein." Sie zeigte Amy die roten Striche.
"Soll nicht dieser Hufflepuff Junge auf sie aufpassen?"
Mira warf ihrer Freundin kopfschüttelnd einen Blick zu.
"Schon, aber das ist eine Katze, die schmollen. Nach den Ferien werde ich vermutlich wieder um fünf Uhr morgens geweckt weil jemand mit sehr spitzigen Krallen meine Füsse attackiert."
"Hey, wir habe zuhause einen Hund. Wenn du die Zimmer Tür nicht schliesst über Nacht wirst du von einer nassen Zunge geweckt, die zu einem Maul gehört das nicht gerade nach Rosen duftet", meinte Amy und blickte  dabei auf Miras halb offenen Schrank.

"Habe ich eigentlich immer noch die Flasche Feuerwhiskey bei dir im Schrank versteckt?", fragte sie und legte den Kopf schief.
"Ja, hast du, aber mittlerweile sind es zwei!" Mira schob ihre aufgehängten Hemden zur Seite und gab somit einen Blick auf zwei identische Flaschen frei.
"Ach ja stimmt. Die zweite hat mir mein Onkel erst vor kurzem geschickt, er meinte nach den Prüfungen könnte ich sie gut gebrauchen."
"Ist er Alkoholiker?", fragte Mira und zurrte an den Schnürsenkel ihrer Halbstiefel. Amy legte ihre Stirn in Falten.
"Offiziell nicht, aber er gönnt sich hin und wieder einen Absacker. Was aber nicht besonders klug ist angesichts seiner Vorliebe für fleischfressenden Pflanzen. Mittlerweile fehlen ihm, glaube ich, zwei Fingerkuppen, einen Zehen und einen Zahn. Obwohl letzteres nicht von einer Pflanze stammt, laut meiner Mutter hat er sich betrunken mit jemandem geprügelt und dabei den Zahn verloren." Amy rümpfte die Nase und zuckte mit den Schultern. "Auch egal, lass uns gehen... zieh dir am besten eine Jacke an, ist nicht besonders sonnig."
Mira nickte und schnappte sich ihre Jacke von der Stuhllehne.

"Na dann mal los!", meinte sie und die beiden Mädchen liefen die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo Amy ihre Gepäck hatte stehen lassen. Im Gryffindorturm und auch im Rest des Schlosses standen überall Schüler bereit für die Sommerferien.
"Die gute Laune ist ja förmlich spürbar... richtig ekelhaft", beschwerte sich Amy selber gut gelaunt als sie die steinernen Treppen runter liefen.
"Nur noch ein paar Stunden und dann kannst du dich für zwei Monaten in der Höhle der Finsternis aka dein Zimmer verkriechen, ganz ohne menschlichen Kontakt", lachte Mira.

"Ich sollte als Karriereziel Superbösewicht haben. Dann könnte ich mir eine riesige Festung auf einer einsamen Insel in einem erloschenen Vulkan bauen und hin und wieder eine Bank ausrauben, wenn ich Geld brauche", murmelte die Gryffindor.

"Dann wirst du aber auch hin und wieder von einem Superhelden in die Tasche gesteckt. Aber schön zu wissen, dass das vermeiden von sozialem Kontakt deine Herkunftsgeschichte ist", kommentierte Mira grinsen.

Amy legte lachend den Kopf in Nacken. "Das ist doch nicht meine Herkunftsgeschichte. Die ist, dass Superschurken sich besser kleiden und nicht rennen müssen. Hast du je einen Superbösewicht gesehen der auf den Superhelden zugerannt ist? Und natürlich das man sich als Bösewicht nicht an irgendeinen dämlichen Moralkodex halten muss", redete Amy und Mira wartete nur darauf, dass sie anfingt ihre geheimen Weltherrschaftspläne auszuplaudern.  "Und dann immer dieses »wenn ich dich jetzt töte, bin ich nicht besser als du«, ich meine wird erwachsen."
Mira unterdrückte ein Prusten und blickte zu einer Gruppe Schüler in Hörweite, die ihnen irritierte Seitenblicke zuwarfen.
"Ich denke es ist nichts falsch daran einen Kodex gegen das Töten zu haben", antwortete Mira als sie auf den Bahnsteig traten. Die rote Lokomotive stand bereits da und Schüler wuselten herum auf der Suche nach einem Sitzplatz.
"Natürlich nicht, aber dann jagen sie die Basis des Schurken in die Luft, ganz egal ob da noch jemand drin ist. Unschuldige Arbeiter töten, weil sie für einen Superschurken arbeiten und zur falschen Zeit am falschen Ort waren aber den Bösewicht am Leben lassen, weil es moralisch falsch wäre ihn zu töten." Sie schüttelte den Kopf.
"Ich sehe, du hast dir da Gedanken gemacht", meinte Mira und winkte Fred zu, der gerade dabei war einen Koffer einzuladen. 

"James hat ein Abteil am Ende dieses Wagens," teilte der Rotschopf ihnen mit, "Ist bei euch sonst alles klar, ihr wirkt so gut gelaunt."
Mira zuckte immer noch breit grinsend mit den Schultern. "Haben nur über Amy Weltherrschaftspläne geredet."
"Wie schön, wenn du es erreicht hast, kriege ich Frankreich? Die haben guten Wein und Käse und das Louvre", fragte Fred, bevor sie in den Zug einstiegen und sich durch den schmalen Korridor an anderen Schülern vorbei drückten.
"Geht nicht, ich habe vor Frankreich komplett auszulöschen und es neu aufzubauen mit Englisch als Nationalsprache. Aber ich gebe dir Italien, wenn du willst", bot Amy an.
"Pizza, Pasta und Kaffee? Abgemacht." Er reichte ihr die Hand um den Vertrag zu besiegeln.

"Gut, jeder weiss was er zu tun hat in den Ferien?", fragte Mira nochmals nach als der Hogwartsexpress langsamer wurde. "Denkt dran, wenn es euch zu gefährlich ist oder ihr es nicht machen wollt, dann müsst ihr es nicht." Sie schaute in die Runde.
"Du machst dir zu viele Sorgen, wenn uns schon harmlose Recherchen Angst einjagen befinden wir uns definitiv im falschen Haus", meinte James und drückte liebevoll Miras Hand.
"Entschuldigung bitte?", empörte sich Lucy.
"Ach komm schon, ich habe bloss einen Spruch basierend auf einem Klischee gemacht. Es gibt genug Leute die unglaublich mutig sind und in einen anderen Haus waren", verteidigte sich James schnell.
"Ja schon klar", meinte Lucy und verschränkte beleidigt die Arme. 

Der Zug hielt nun ganz an und die Schüler strömten auf den Bahnsteig neundreiviertel.
"Man sieht sich im 7. Jahr", rief Lucy zum Abschied, als sie auf den Bahnsteig sprang und auf die Suche nach ihrer Familie ging.
"Ja, wir verabschieden uns dann auch mal," meinte Fred und legte Mira eine Hand auf die Schulter, "mach's gut in Askaban." Mira schenkte ihm ein erzwungenes Lächeln.
"Ich werde es versuchen", meinte sie nur.
"Man sieht sich bald wieder, und dann wird das Ministerium meinen du befindet dich 24/7 in Hogwarts." James beugte sich vor und küsste Mira sanft, bevor er seinem Cousin nach rannte.

"Ihr seid jetzt offiziell zusammen, oder?", wollte Amy wissen.
"Ja, ich denke schon", grinste Mira, dann ertönte eine ihr bekannte, honigsüsse Stimme hinter ihr.
"Meine Güte, wer ist denn das?", fragte Amy entsetzt, während sie zusahen wie eine Frau mit breitem Lächeln auf dem Gesicht sich einen Weg zu den beiden Mädchen bahnte.
"Mrs Tatum, sie kümmert sich um mich in der kurzen Zeit zwischen Askaban und Hogwarts", erklärte Mira wenig begeistert.
"Mh, der würde ich gerne diese künstliche Lächeln aus dem Gesicht wischen. Ich kann solche Leute einfach nicht ausstehen", murmelte Amy als die Frau immer näher kam.
"Du kannst niemand ausstehen und manchmal würde es mich schon interessieren was bei dir so alles falsch läuft", flüsterte Mira zurück.

"Lange nicht mehr gesehen Ms Drakken. Oh ich glaube wir kennen uns noch nicht, ich bin Mrs Tatum und Sie sind?" Die Dame streckte Amy mit einem übertrieben Lächeln die Hand hin.
"Eine flüchtige Bekannte, ich glaube meine Eltern suchen bereits nach mir, ich muss gehen", antwortete Amy nachdem sie für ein paar Sekunden auf die ausgestreckt Hand sah. Sie umarmte Mira noch einmal fest und verschwand dann in der Menge.
Irritiert blinzelte Mrs Tatum ein paar mal und Mira glaubte fast ihre ach so fröhlich Maske kurz bröckeln zu sehen.
"Na dann wollen wir?", fragte die Frau und nahm ihre Hand wieder zurück.
"Ja, wieso auch nicht", antwortete Mira lächelnd und hätte auf der Stelle 100 Gründe aufzählen können wieso nicht.

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt