#51*Familien und Ideologien

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Leise quietschte die Tür und als James auf schaute, sah er,  wie Amy sich mit besorgtem Blick zu ihnen auf den Boden kniete.
"Was ist passiert? Ist jemand gestorben?", fragte sie leise und strich ihrer Freundin über den Rücken.
"Sam ist tot", beantwortete James ihre Frage, während Mira sich aus seinen Armen befreite und ein Nastuch rausholte. Er hatte immer noch keine Ahnung wer Sam war aber vielleicht wusste Amy mehr.
"Er wurde ermordet!", sagte Mira in trotzendem Ton und putzte sich die Nase.
"Wer genau war Sam nochmal?", formte James mit seinen Lippen die Frage an Amy gerichtet.
"Das hat sie  mal erzählt, warte... Sam war dein Zellen Nachbar?", kam es von Amy und Mira nickte bestätigend.

Sie drückte sich von James weg um sich besser hinzusetzen, sodass sie die beiden ansehen konnte. "Er hat als Werwolf auf der Seite von Voldemort gekämpft und wurde nach dessen Tod in die Zelle 133 gesperrt. Er war mein einziger Freund da , als ich neu nach Askaban kam tröstete er mich und half mir mit den Dementoren der Kälte und der Dunkelheit klar zu kommen und er war ein guter Gesprächspartner."
Amy hatte in der Zwischenzeit den zerknüllten Brief gefunden und faltete ihn wieder auseinander und strich ihn glatt bis sie den Inhalt lesen konnte.
"Sehr Geehrte Ms. Mira L. Drakken,
Wir wollen Ihnen mitteilen, dass Samuel McTavish von Zelle 133 in Askaban verstorben ist. Von Quellen haben wir erfahren dass Sie gewissen Kontakt mit dem Verstorbenen pflegten. - Bla bla bla - falls Sie der Beerdigung beiwohnen wollen werden wir Ihnen einen Angestellten schicken der Sie zum Bestattungsort und zurück bringen wird." Amy liess den Brief sinken, als sie ihn fertig vorgelesen hatte.
"Nirgends wird geschrieben dass es sich um einen Mord handelt, woher willst du wissen, dass er getötet wurde? Es gibt viele Leute die wegen den Bedingungen in Askaban dort gestorben sind. Ausserdem wer hätte was davon jetzt eine Person zu töten, die bereits um die 20 Jahre im Gefängnis sitzt?" James las den Brief nochmals für sich leise durch.
"Dads alte Schulfreunde!", meinte Mira knapp und wischte sich über die Augen. Amy warf James einen Blick zu, nur um die Bestätigung  zu kriegen, dass er genau so verwirrt war wie sie über Miras Aussage.

"Sowohl die Herrin Capella als auch der Herr Aaron stammten aus einer reinblutfanatischer Familie." Quiekte eine Stimme und alle drei fuhren aufgeschreckt rum. Der Hauself watschelte auf sie zu und stellte ein Tablett mit drei grossen und einer kleinen Tasse vor den Dreien ab. "Herr Aaron wurde deswegen auch auf die Durmstrang Schule geschickt, da kam er dann mit zukünftigen Todesser in Kontakt."  Er stellte auch einen Teller mit Keksen auf den Boden, bevor er weiter erzählte. "Als Herrin Mira jünger war nannten Herrin Capella und Herr Aaron die Fanatiker Dads alte Schulfreunde um es nicht zu verkomplizieren." Dumpel setzte sich zu ihnen und nahm die kleine Tasse in die Hände. James griff ebenfalls zu einer der Tassen, die gefüllt waren mit Kakao und kleinen Marshmallows.
"Ich wusste gar nicht, dass du aus so einer fanatischen Familie stammst", meinte er und trank vorsichtig einen Schluck.
"Meine Eltern waren nie so." Mira starrte geistesabwesend die beiden übrigen Tassen mit heissem Getränk an.
"Nach der Hochzeit, als Herrin Capella schwanger wurde distanzierten sie sich von ihren Familien und Freunden mit deren Ansichten um ihr Kind mit ihren eigenen Ansichten und Idealen grosszuziehe", erklärte die kleine Gestalt und schob das Tablett auffordernd den beiden Mädchen zu.
"Also wir haben eine ungefähre Ahnung, wer Sam umgebracht haben könnte, aber die Frage bleibt wieso?" Amy richtete die Frage an den Hauselfen, da der mit Informationen grosszügiger zu sein schien als ihre Freundin neben sich, doch die kleine Gestalt schüttelte den Kopf und zuckte ahnungslos mit den schmächtigen Schultern.
"Dafür muss ich etwas weiter ausholen", seufzte Mira und starrte noch immer geistesabwesend die braune Flüssigkeit an.
"Dann hol mal aus, wir haben genug Zeit", meinte James, seine braunen Augen funkelten vor Neugier.

"Also... ihr beide erinnert euch an dieses Notizbuch meiner Mutter, ja?" Miras Tränen waren mittlerweile versiegt und nur noch die Rötung um ihre Augen und Nase zeugte davon.
"Das dass du mir zum aufbewahren während den Sommerferien gabst?", wollte James wissen und Amy nickte ihrerseits stumm und fischte ein Marshmallow aus ihrem Kakao.
"Gut also, meine Mutter hat in einer Abteilung des Ministeriums gearbeitet. Ihre Arbeit bestand darin neu Zaubersprüche zu erfinden und diese dann so zu perfektionieren dass man sie an die Öffentlichkeit geben  und gefahrlos gebrauchen kann. Meistens waren es harmlose Zauber wie um Blumen schöner blühen zu lassen oder das Tintenfass sich wieder eigenständig zuschraubt wenn man es nicht braucht, natürlich wurden auch gefährliche Zauber geschaffen, für die Auroren oder so. So einen Zauberspruch neu zu schaffen dauert bis er perfektioniert ist zwischen sechs Monaten und fünf Jahren." Sie schluckte schwer. "Auf was ich hinaus will ist, meine Mutter hat wie vorgeschrieben sämtliche Schritte und sonstigen Notizen in einem Notizbuch protokoliert und dann als sie an einem neuen Projekt gearbeitet hat, bemerkte sie was man mit diesem neuen Zauber alles ermöglichen kann und wie gefährlich das werden könnte. Sie traf die einzige richtige Entscheidung und wollte das Projekt beenden doch ihr Vorgesetzter erlaubte es nicht und so fing sie an das Projekt in eine andere Richtung zu lenken und alle anderen Spuren zu verwischen. Doch da gab es das Problem des Notizbuchs, es ist verzaubert worden damit es beim experimentieren nicht ausversehen zerstört werden kann. Es ist feuerfest, wasserfest, resistent gegen Säuren und ätzende Sachen usw, witziger Weise konnte man aber die Seiten rausreissen. Sie schmuggelte es aus dem Ministerium und nahm es mit nach Hause." Mira trank von ihrem Kakao und sah ihre Freunde an. Amy schaute nachdenklich ihre Schuhe an und James sass mit zusammengezogenen Augenbrauen im Schneidersitz da und starrte - aufs Zuhören konzentriert - sein Getränk an, Dumpel blickte sie mit grossen traurigen Augen an.
"Irgendwie müssen halt dann die Todesser von dem Projekt und von der Entdeckung erfahren haben, obwohl vielleicht höchstens drei Personen davon wussten. Sie suchten das Notizbuch und von da an war es klar, dass es Leute aus dem Ministerium dabei hatte, denn die Abteilung ist sehr gut geschützt. Meine Mutter erfuhr davon und wusste es würde nicht mehr lange dauern bis die zum Schluss kamen, dass sie das Buch hat. Fast zwei Jahre hat es gedauert bis sie sich sicher waren. Meine Eltern aber hatten sich darauf vorbereitet. Es dauert zulange das ganze hin und her zu erzählen, jedenfalls als sie versuchten es sich zu holen starb meine Mutter, danach waren mein Vater, ich und Dumpel ein bis zwei Jahren auf der Flucht. Manchmal liessen wir uns für einen Monat irgendwo nieder, manchmal für eine Woche und manchmal nur für einen Tag. Immer wieder kam es zu kurzen Kämpfen. Schliesslich wurde auch mein Vater getötet, ich konnte da zwar entkommen, kam aber kurz darauf in ein Muggel Waisenhaus. Ich war alleine mit dem Notizbuch und dem Zauberstab meines Vaters. Ich wusste, wenn selbst meine Eltern dieses Buch nicht beschützen konnten, dann konnte ich das erst recht nicht. Also riss ich die Seiten mit den Notizen über das Projekt raus und versteckte sie."
"Wo?", fragte James und stellte seine leere Tasse auf das Tablett.
"Ich weiss es nicht, ich hab's vergessen", gab Mira zu.
"Das ist vielleicht hardcore Sicherheit!", lachte Amy und James stimmte ihr grinsend zu.

Mira verdrehte die Augen. "Ich habe den Oblivate Zauber  bei mir selbst angewandt. Den kann nur ich selbst auflösen und meine Überlegung dabei war, dass wenn die Todesser dies nicht wissen können die mich Foltern und mit Wahrheitsserum abfüllen und würden nichts zu hören bekommen als das ich nichts weiss. Das Problem ist aber, sie haben nie erfahren dass die Seiten nicht mehr im Buch sind. Woher auch, als ich dann nach Askaban kam war das Buch gut versteckt zwischen meinen Sachen im Ministerium gelagert und als ich dann raus kam sahen sie, dass ich es noch immer habe und bei mir trage. Sie versuchten mich zu töten und dann so dran zu kommen, als dies nicht funktionierte..."
"Das kannst du laut sagen", warf Amy ein und James strich über die feine Narbe auf seiner Stirn, die er von der herunterfallenden Treppe davongetragen hat.
"...haben Sie es gestohlen. Dann haben sie wohl die Tatsache bemerkt dass die gewollten Seiten nicht mehr drin sind. Seit dem stellten sie alle versuche ein mich umzubringen da ich "weiss" wo die Seiten sind. Aber da sie hier in Hogwarts nur schlecht an mich ran kommen mussten sie sich überlegt haben, dass ich es in den acht Jahren Sam erzählt habe wo das Versteck ist. Ich vermute sie haben ihn gefoltert um Informationen, die er nicht hatte, zu bekommen und dabei ist er wohl, geschwächt von Askaban, gestorben. Ich habe keine Beweise dafür aber es ist einleuchtend und klingt logisch."
Wortlos stellte Amy ihre Tasse ab und umarmte ihre Kollegin und James nahm Miras Hand in seine.

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt