#50*Boxkampf der Emotionen

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"Mira?" Zaghaft  klopfte James an die einzige verschlossene Toilettentür.
Einen Moment lang war es still, dann... "James?" Miras Stimme war höher als sonst und ein hatte einen verwirrten Unterton.
"Alles in Ordnung bei dir?", fragte James. 
"Das... ist eine Mädchen Toilette." Entweder Mira hatte seine Frage überhört oder sie ignorierte sie. Ihre Stimme war schwach und wurde manchmal von einem Zittern unterbrochen.
"Mira, mach bitte die Tür auf und komm raus", versuchte es James weiter während er auf das grüne Holz der Tür starrte.
"Solltest du nicht im Unterricht sein?", kam es von der anderen Seite und James seufzte.
"Mira bitte", versuchte er es zum letzten Mal und klopfte nochmals leicht an die verschlossene Tür.
Wieder war es still und man konnte Mira sich räuspern hören. "Verschwinde! Ich kann dich im Moment nicht gebrauchen." Ihre Stimme war immer noch brüchig aber sie hatte wieder etwas an Festigkeit gewonnen.

James machte überrascht einen Schritt zurück, bevor er aufgebracht schnaubte. 
"Okay, Drakken," seine kaum vorhandene Geduld war am Ende und er stieg auf die harte Tour um, "entweder du machst diese Tür auf oder ich werde sie aus den Angeln sprengen. Ich verpasse hier Verteidigung gegen die dunklen Künste, konnte dir nicht irgendwas passieren wenn wir Geschichte oder so haben?" Er umfasste den Griff seines Zauberstab, bereit die Tür zu zerstören, und wartete auf eine Reaktion. Ein ersticktes Schluchzten hallte von den Kachelwänden und James hatte bereits Angst mit dem letzten Satz zu weit gegangen zu sein, als das Schloss klickte.

Das schwarze Haar hing ihr ins Gesicht, die helle Haut wirkte noch blasser als sonst und dunkle Augenringe und die geröteten Augen bildeten einen starken Kontrast. Ihre grauen Augen blickten ihn Müde und fast schon hoffnungslos an. Nach einer geschlagenen Minute, in der die beiden sich still gegenüber standen steckte James seinen Zauberstab weg und griff nach Miras Arm.
"Komm", meinte er, als er sie zum Waschbecken zog, "wasch dir das Gesicht mit kaltem Wasser." Mira nickte stumm und strich sich das Haar aus dem Gesicht, bevor sie den Hahn aufdrehte. Erst als Mira es in ein trockenes Waschbecken nebenan legte bemerkte James das zerknüllte Papier, das sie bis dahin mit der Hand umklammert gehalten hatte.

Nachdenklich sah der Gryffindor zu, wie Mira mit ihren Händen das Wasser schöpfte, er wusste nicht wirklich was er tun sollte, Mädchen schienen so viel besser im Trösten und über Gefühle Sprechen zu sein. Er wünschte sich, er hätte zuerst Amy geholt... andererseits war er sich aber auch nicht ganz sicher, ob Amy menschliche Emotionen verstand. Schliesslich kniff der Schüler die Augen zusammen und betrachtete neugierig das zerknüllte Papier. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Brief handelte. Gerade wollte er danach greifen, da stellte Mira das Wasser wieder ab und wischte sich die nassen Hände am grauen Rock ab.
"Wollen wir zurück in den Unterricht?", fragte sie und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Mit dem Ärmel ihres Hemdes trocknete sie sich das Gesicht ab. James zog besorgt die brauen zusammen als er ihr Gesicht im Spiegel musterte. Sie wirkte erschöpft und kränklich, als sei sie erst gerade wieder aus Askaban zurück und James war sich sicher jeder Lehrer würde sie gleich in Krankenflügel schicken.

"Die Stunde ist eh gleich rum", meinte der Gryffindor während sich in seinem inneren die Neugier und das Verständnis einen Boxkampf lieferten.
"Von wem ist der Brief?", fragte er schliesslich als das Verständnis k.o auf der Matte lag und die Neugier triumphierend die Hände schüttelte. Mira blicke auf den Brief neben ihr, während sie sich auf das Waschbecken stützte.
"Vom Ministerium", sagte sie dann tonlos.
"Musst du zu einer Anhörung?", fragte der älteste Potterspross und legte ihr behutsam eine Hand an den Oberarm. Mira öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder und schlug die Augen nieder. Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte vergebens die Tränen zurück zu halten, dann presste sie eine Hand vor den Mund und ging in die Knie als eine schluchzten ihren Körper schüttelte.
Ratlos machte James einen Schritt zurück und sah auf das Mädchen nieder, das vor ihm auf dem Boden sass und wie Tränen ihr über die Wangen strömten, als das schlechte Gewissen in den Ring stieg um die Neugier zu verhauen. Schnell kniete er sich neben sie auf den Boden und nahm das Mädchen in den Arm, dankbar lehnte sie sich an ihn und schluchzte weiter in seine Brust. Hilflos schmeichelte James ihr über das Haar und redete beruhigend auf sie ein.
Er hatte schon ein zwei Mal mit weinenden Mädchen zu tun, denen er eine Schulter zum ausweinen bot, aber die hatten immer nur Liebeskummer, meist war nur ihr Selbstwertgefühl angeknackst und ihr Stolz gekränkt. Hier war es was anderes, hier ging es um eine andere und tiefere Art der Traurigkeit.

Eine Zeit lang sassen die beiden einfach nur auf dem Boden, die Glocke läutete das Ende der Stunde und den Anfang der nächsten. Das Getrampel der Schüler verstummte allmählich und man konnte wieder deutlich Miras stockender Atem hören. Mittlerweile hatte sie sich etwas beruhigt. James hatte immer noch seine Arme um sie geschlungen und streichelte mit seinem Daumen sanft über ihren Oberarm. Sie atmete tief ein und sah dann zu ihm hoch.
"Sie haben Sam getötet!", sagte sie zitternd und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.  James drückte sie fester an sich, er hatte keine Ahnung hatte wer oder was Sam war.

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Das 50. Kapitel🎉 
Applaus bitte!

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ich würde mich sehr über ein Feedback meiner Geschichte (Schreibstil, Idee(n), Story, Grammatik, Spannungsverlauf, Logik, Sympathie mit den Charakteren, usw) freuen.

PS Wollt ihr mal ne Lesenacht?

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt