#36*Die Sache

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Mira hatte keine Ahnung wie lange sie schon schlief. Sie konnte sich noch schwach daran erinnern einzeln mit Lucy und Amy gesprochen zu haben, worüber konnte sie sich aber nicht mehr erinnern. Schliesslich war es ein kratzende Geräusch, das sie weckte. Durch ihre halb geschlossenen Augenlider erkannte sie wie Amy gerade einen Stuhl herbeizog. Auch Lucy war hier und besetzte den Stuhl auf der anderen Bettseite. Immer noch müde kniff Mira ihre Augen zusammen und atmete tief durch.
"Ist sie wach?", fragte Amy.
"Glaub nicht", kam die Antwort von Lucy. Mira hätte ihre Freundinnen korrigieren können aber im Moment war sie zu erschöpft für die beiden, und so hielt sie die Augen geschlossen.
"Unglaublich was da passiert ist, aber ich meine das war...", fing Amy an.
"Sie hat dir davon erzählt?", fragte Lucy verwundert nach.
"Natürlich, ich meine wieso auch nicht. Die Sache ist ja nicht wirklich eine Überraschung."
"So, meinst du? Mich hat 's schon überrascht."
"Sie tut mir irgendwie leid, ich meine sie kann ja nichts dafür." Mira spürte sanft Amys Hand auf ihrem Arm. Es war das erste Mal seit sie sich kannten, dass Mira Mitgefühl oder Mitleid bei Amy bemerkte.
"Naja, so ganz unschuldig an der Sache ist sie ja auch nich'", meinte Lucy und Mira bekam langsam das Gefühl, dass die beiden nicht von der gleichen Sache sprachen. Mira vermutete, sie hatte Lucy von dem Kuss erzählt, Amy aber ganz sicher nicht. Bei dem Gedanken an den Kuss kribbelte ihr Bauch und sie unterdrückte den Wunsch ihre Lippen zu berühren. Fast hatte sie Angst das alles nur ein Traum war.
"Wie meinst du das? Was soll sie denn getan haben, das meiste kommt vermutlich wegen der Sache mit ihrer Mutter", Amy griff die Sache wieder auf.
"Wie meinst du das mit ihrer Muttr? Die ist doch schon länger tot." Lucy klang leicht verwirrt. Sie hasste es etwas nicht zu verstehen oder mitzubekommen.
"Nun ihre Mutter starb ja wegen der Sache", versuchte die Gryffindor die Sache zu erklären und sprach dabei möglichst leise, damit die anderen Patienten im Krankenflügel nichts mitbekamen.
"Du meinst ihre Mutter starb weil Jahre später ihre Tochter jemand küssen wird?"
"WAS!?", rief Amy verwirrt aus und etwas zu laut.
"Was?" Auch Lucy verstand das Gespräch nicht mehr.
"Von was redest du? Was für ein Kuss?", wollte Amy wieder leiser zischend wissen.
"Na der von ihr und James. Nach dem sie angegriffen wurde."
"Ernsthaft? Die haben sich geküsst? Davon wusste ich gar nichts, wieso hat sie mir das nicht erzählt?" Amy klang jetzt nicht nur verwirrt sondern auch enttäuscht.
"Vermutlich weil du sie dann an den Zehen vom Astronomie Turm gehängt hättest und dann los gegangen wärst um James im See zu ertränken", erläuterte die Ravenclaw ihre Hypothese.
"Ja vermutlich," gab Amy kleinlaut bei, "trotzdem wäre es schön so etwas von ihr zu erfahren."
Danach folgte eine lange Pause. Und Mira konnte ihre Blicke deutlich auf ihr spüren, aber mittlerweile hatte sie noch weniger Lust mit den beiden zu reden.

"Sind sie jetzt zusammen oder so?", brach Amy zögernd das Schweigen.
"Nein, ich hab ma' Potter ausgequetscht. Er meinte es war nur etwas spontanes. Ich hatte das Gefühl er wollte nicht so richtig darüber sprechen."
In Miras Hals bildete sich ein Klos bei Lucys Worten. Sie hatte keine Ahnung von Liebe oder Liebeskummer und auch keine Ahnung wie sie damit umzugehen hat. Sie schluckte schwer und wünschte sich die zwei würde den Krankenflügel verlassen. Aber es war eher das Gegenteil der Fall.
"Hey Mira, sorry haben wir dich geweckt?", wollte Amy wissen und beugte sich vor. Mira wusste nicht wie Amy ihren Zustand erraten hatte. Hat sie das schwere Schlucken bemerkt? Oder hatten sich Miras Gesichtszüge unwillentlich verändert. Sie wusste es nicht, jedoch war sie jetzt gezwungen ihre Augen zu öffnen.
"Nein geht schon. Wie lange hab ich geschlafen?" Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen das vorherige Gespräch belauscht zu haben.
"Fast eine Wochen mit ein, zwei Unterbrüchen. Madam Pomfrey lässt entschuldigen, sie wollte dir ein Trank geben für eine Nacht sich dann aber vergriffen und so auch eine höhere Dosis genommen", beantwortete die Gryffindor ihre Frage.
"Hab ich was verpasst?", fragte sie weiter.
"Ne", kam es dieses Mal von der Ravenclaw.
"Scamander hat nichts auf dem Schlossgelände gefunden. Aber er hat eine Vermutung und durch Recherche meinerseits, und James und deinen Angaben, sind wir uns sicher der Übeltäter zuordnen zu können", erzählte Amy.
"Einer der Übeltäter heisst Teuker Crook. Aber du meinst vermutlich die Kreatur. Also was war es?" Mira setzte sich auf.
"Ein Letifold, auch bekannt als lebendes Leichentuch." Amy schlug ein Buch auf das bis dahin auf ihrem Schoss ruhte und las vor: "Letifold, auch Lebendes Leichentuch ist ein seltene Kreatur die in tropischen Klimazonen zuhause ist. Er ähnelt einem schwarzen Umhang, wenige Zentimeter dick (in hungrigen Zustand, satt mehr), der Nachts über den Boden schwebt. Er überfällt meist schlafende Opfer und erstickt diese bevor sie einen Zauber wirken können. Ist das Opfer tot verdaut der Letifold es noch an Ort und Stelle. Dicker geworden verlässt er dann der Ort der Geschehnisse ohne von sich oder dem Opfer eine Spur zu hinterlassen. Der einzige bekannte, wirksame Zauber ist der Patronus."

Ein Schauer lief Mira über den Rücken als sie Amy so zuhörte. Es klang nicht nach einem schönen Tod von einem Tuch verspeist zu werden.
"Es wäre perfekt gewesen. Mira wäre verschwunden und das Ministerium würde eine Flucht vermuten und diese Typen wären dich los", meinte Amy und Lucy nickte zustimmend.
"Danke, Leute aber können wir das bitte ein anderes Mal besprechen? Ich bin Müde und die Nachricht ist nicht unbedingt beruhigend." Mira forderte ihre Freundinnen zum gehen auf, diese warfen sich einen trotzenden Blick zu erhoben sich dann aber. Mira hatte keine Nerven mehr. Nicht für ein Gespräch und schon gar nicht für das Gezanke zwischen Amy und Lucy das früher oder später ausbrechen würde. Sie wollte einfach nur alleine sein. Alleine mit ihren Gedanken und dem Gefühl im Magen, als hätte man ihr Steine rein gelegt.
"Gute Nacht, Mira, wir werden morgen nochma' vorbei schauen."
Sie winkten noch kurz und verschwanden durch die Tür.
Mira fühlte sich elend. Die Mordversuche, die Sache mit James... es schwirrte in ihrem Kopf umher. Sie wälzte sich herum und zog die Decke hoch bis zum Hals. Schlaf, das ist alles was sie im Moment wollte. Schlafen und einfach alles um sie herum vergessen.

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt