#28*Sweet sweet Home

764 54 1
                                    

Der Pfiff der roten Lokomotive schrillte über die Köpfe der Eltern und Geschwister, die den Schülern winkten und ihnen alles Gute wünschten.
Die Stirn an das kalte Fenster gelehnt schaute Mira auf das Gleis 9 3/4, das blonde Mädchen ihr gegenüber hatte die Nase tief in den neusten Tagespropheten gesteckt als der Zug zu rollen begann.
"Wo ist Amy?", fragte Mira als der Zug den Bahnhof verliess, "Hat sie sich in eine anderes Abteil gesetzt?"
"Wenn sie uns hier hängen lässt, dann ist sie nen Mis-..." die Tür wurde polternd geöffnet und wieder geschlossen "...-tstück... hallo Amy!" Amy warf sich ausser Atem neben Mira auf das Sitzpolster.
"Alles in Ordnung? Wo warst du?" Mira und Lucy schauten besorgt Amy an. Diese hob die Hand bis sie wieder einigermassen Atmen konnte. "In Ordnung? Ich... bin auf einen... verdammten Zug... gesprungen. Einen verdammten... rollenden Zug!" Erschöpft lehnte sich sich zurück und nahm dankend die angebotene Wasserflasche von Lucy an. Auf die fragenden Blicken erzählte sie weiter: "Meine Vater ist... mit meinen Brüdern bereits... vorgegangen und Mum und ich... haben anfangs ein wenig getrödelt... als wir uns dann beeilten brach... ihr ein Absatz ab... und zum Überfluss entleerte sich der... halbe Handtaschen Inhalt auf dem Bahnsteig sieben." Sie nahm ein Schluck Wasser, "Ich hab ihr dann geholfen alles wieder einzusammeln und... dann kamen wir gerade noch als der Zug... ins Rollen kam und ich sprang kurzerhand auf", beendete sie ihren Satz und wischte sich über die Stirn. Lucy und Mira warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Das jemand auf einen rollenden Zug aufspringt war unwahrscheinlich aber Amy würden sie das durchaus zu trauen.
"Na dann, wie waren eure Ferien?", fragte Amy und schlüpfte aus den Schuhen um es sich gemütlich zu machen.
"Wundervoll, Frankreich war unglaublich, Mum und ich war'n Shoppen und im Louvre und in Verseilles und 'n der Karibik mit Dad war es auch genial", schwärmte die Ravenclaw.
"Trostlos!", beschrieb Mira ihre zwei Monate mit einem sehr zutreffenden Wort. "Und bei dir?"
"Ich war in Island. Genial da. Die haben eine unglaublich grosse Feen und Kobolde Population da. War ein wenig kalt aber es gab viel zu sehen für Zauberer und für Muggels. Kein Wunder, dass so viele Touristen da sind. Ich hab sogar einen Isländer geritten, unglaublich was die draufhauen. Der Rest der Ferien war nicht so spannend. Hab mich viel mit meinen Brüdern gestritten."
"Du kannst reiten?", fragte Lucy verwirrt und nahm selbst einen Schluck aus der Wasserflasche.
Amy warf ihr nur einen Blick zu. "Ja... Will jemand Kekse? Meine Nonna hat sie gemacht."
Mira rieb sich die Hände beim Anblick des goldig-braunen Gebäcks. Natürlich wollte sie Kekse.

In den nächsten Stunden wurden alle Kekse verschlungen und die Mädchen erzählten weiteres von ihren Ferien, bevor sie sich anderen Dingen zuwandten.
"Okay, jetzt siehts besser aus." Amy legte die Schere weg mit der sie gerade Miras Haar gestutzt hatte.
"Und was wollt ihr jetzt mit dem mach'n?" Lucy deutete auf das schwarze Haar auf dem Sitz. Niemand hatte fragte, wieso Amy eine Schere im Handgepäck hatte. Amy raffte das Haar zusammen, öffnete das Zugfenster und warf es achtlos hinaus.
"Da ist auch ne Lösung." Lucy widmete sich wieder dem Tagespropheten.

Die Abteils Tür wurde zum zweiten Mal an diesem Tag geöffnet und eine Typ mit dunklem Haar trat ein.
"Wieso kann man nicht alle seine Probleme aus dem Zugfenster werfen", murmelte Amy leise zu Mira und musterte dabei abwechselnd der offene Fensterspalt und James Potter. "Einen Versuch wäre es wert." Amy schien die Grösse abzuschätzen. James verdrehte die Augen, liess sich aber seine gute Laune nicht nehmen.
"Amy? Hast du dir denn neuen Besen in der Winkelgasse angeschaut, du könntest auch wieder mal einen Neuen vertragen."
"Hab ich aber seine Form fand ich so komisch konkav, mit ein paar Sprüchen ist mein alter wieder ganz okay. Nicht alle schwimmen im Geld wie deine Familie", antwortete sie. Amy schien den Gedanken, James irgendwie durch den Fensterspalt zu quetschen aufgegeben zu haben.
"Muggel Jungs schrauben und frisieren an ihren Motorrädern rum und Amy macht dasselbe nur mit Magie und nem Besen." Lucy schaute kaum von der Zeitung auf.
"Gut, aber wenn der explodiert oder wir wegen dem ein Spiel verlieren trägst du die alleinige Schuld", sagte James und öffnete die Tür um wieder zu gehen als Lucy ihre Zeitung zur Seite legte. "Ich denke, Ravenclaw wird dieses Jahr wirklich gewinnen wollen", meinte sie.
"Wir wollen jedes Jahr gewinnen, sonst würden wir nicht spielen!", entgegnete Amy.
"Man kann durchaus etwas spielen ohne aufs Gewinnen aus zu sein," meinte Mira und erntete missbilligende Blicke von Amy und James.
Lucy schüttelte nur den Kopf. "Hey James, wie läuft's zwischen dir und... wer wars gleich nochma'? Mandy?", fragte sie.
"Nina war ihr Name, sie ist in unserem Jahrgang und du kennst ihren Namen nicht?", gab es zurück und Lucy zuckte nur mit den Schultern. "Jedenfalls, es läuft schlecht wir haben schluss gemacht... sie hat schluss gemacht", erklärte er.
"Oh wie schade, das tut mir leid," sagte Lucy etwas zu sanft, "Vielleicht war es besser so. Wenn sich ne Tür schliesst, öffnet sich ne Neue. Jemand anderes in Aussicht?"

Mira spürte wie ihre Wangen heiss wurde, sie wusste genau, was Lucy da tat.
Glücklicherweise schien es James anders zu gehen. Leicht misstrauisch auf was dieses Verhör raus gehen sollte, antwortete er: "Durchaus gibt es da ein paar Personen, die ich sehr mag."
Lucy warf Mira einen Blick zu. "Kenne ich sie?", fragte sie weiter.
"Vermutlich, sie ist auch in Ravenclaw aber eine Stufe höher. Aber da du nicht einmal Nina kennst, hinterfrage ich gerade, ob die sie kennst."
"Ach so," antwortete Lucy etwas säuerlich und hob ohne ein weiteres Wort wieder ihre Zeitung vor ihr Gesicht und verpasste somit wie James Blick zu Mira glitt, die sich gerade Kecks Krümmel vom Schoss pickte.
Wem der Blick nicht entging war Amy.
"Sonst noch was, Potter?", fragte diese neckisch.
James räusperte sich. "Absolut nicht, nein... sorg dich um deinen Besen." Dann verliess er das Abteil wieder.


"Ich mag nicht mehr! Jedes Jahr nach den Sommerferien ist es dasselbe. Wieso können sie keinen Lift einbauen", stöhnte Amy beim besteigen der Treppen.
"Meinst du mir geht's besser?" Miras Atem ging schwer.
Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit Mira von der Kutsche aus die Türme in der Finsternis aufragen sehen konnte oder als die Erstklässler sich nacheinander unsicher auf den Stuhl setzten. Es war schön wieder da zu sein aber heute Abend hatte sie einfach zu viel gegessen. Müde und erschöpft schleppte sie sich noch die letzten Stufen hoch, durch die Tür, und zog nur das nötigste aus wie Schuhe, Krawatte und Socken, bevor sie sich ins Bett fallen liess.

Die Insassin von AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt