Kapitel 2

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Nach einer Menge 'Jetzt rechts abbiegen' und 'Jetzt links abbiegen's ließen wir die sicheren Straßen von Manhattan langsam hinter uns. Ich bin schon außerhalb von Manhattan gewesen, in Chelsea, Queens, ich war sogar schon mal in Brooklyn, aber ich war noch nie in den Bronx. Selbst der Name klang unheimlich und er hört sich noch viel unheimlicher an, wenn man weiß, dass es eines der gefährlichsten Stadtteile der Welt ist. Ich bin keine urteilnde Person, aber meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich mich von diesem Stadtteil fernhalten solle und ich kann nicht glauben, dass ich ihnen jetzt nicht gehorche.

Die Kinder redeten sorglos auf der Rückbank, über Fußball denke ich, während ich spürte, wie meine Handflächen schwitzig wurden und sich mein Magen schmerzhaft umdrehte.

„Bin ich richtig?", fragte ich, während ich den Knopf drückte, welcher das Auto von innen verriegeln sollte. Okay, ich geb's zu. Ich habe Angst.

„Ja, mein Haus ist ganz in der Nähe.", erwiderte Jaxon lächelnd.

„Okay.", flüsterte ich und konzentrierte mich wieder aufs Fahren, wobei ich versuchte zu vermeiden aus dem Fenster zu sehen, wo die Menschen entweder kifften oder sich prügelten. Auch Mädchen konnte ich erkennen, die ihren Körper zur Schau stellten, während ihnen eine Zigarette in ihren übergelippenstifteten Mundwinkeln hing. Ich weiß, dass das Wort nicht existiert, aber ihr wisst, was ich meine. 

Die Tatsache wunderte mich, dass das hier immer -- soweit ich weiß -- eine Stadtteil für Schwarze war und Jaxon weiß ist. Also denke ich mal, dass seine gesamte Familie es auch ist. Ich denke aber, dass Weiße hier trotzdem nicht sehr Willkommen sind und nach den Blicken der Leute lag ich mit meiner Vermutung wohl richtig. Ich erinnerte mich noch an letztes Jahr, wo ein paar Schotten von meiner Schule, welche dachten, dass sie besser als alle anderen waren, hier her gekommen sind, ganz nach dem Motto, „Guckt mal was wir uns trauen." Das Ergebnis: alle im Krankenhaus. Ich denke, dass sogar einer von ihnen noch im Koma liegt.

„Das ist die Straße. Mein Haus ist nur ein paar Blocks entfernt.", sagte Jaxon glücklich. Ich fragte mich, ob das wohl das erste Mal war, dass er in einem Auto saß. Von dem, was ich hier sah, konnte ich sagen, dass dieser Gedanke wohl stimmte. 

Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und lächelte ihn an, wohl wissend, dass er mein Spiegelbild sehen konnte.

Plötzlich erweckte ein Schild meine Aufmerksamkeit. 'Social Work Office' stand in fetten Buchstaben über einer großen Tür. Ein paar Leute kamen mit ihren Kindern hinaus, darunter auch ein Mädchen in meinem Alter, welches einen dicken Bauch hatte. Sie war schwanger. Ich fragte mich wie es wohl wäre mit 16 schwanger zu sein und dachte sofort an die MTV Serie. Sie tat mir leid, ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn ich wüsste, dass ich bald ein Kind bekommen würde. 

„Wir sind da." Jaxons sanfte Stimme holte mich zurück in die Realität und ich sah auf die andere Straßenseite, wo ein hohes Gebäude aus Ziegelsteinen stand, welches mit alten Plakaten beklebt war. 

„Ist denn bei dir Jemand zu Hause?", fragte ich, da ich das Kind auf keinen Fall alleine lassen wollte, nach dem was ich hier alles gesehen hatte.

„Mein Bruder ist da drüben." Er zeigte auf eine Gruppe von Jungs, die sich, wie es aussah, Bier und vor allem Marijuana teilten. Ich suchte nach einem weißen Jungen zwischen all den Schwarzen, die am Straßenrand einen Kreis gebildet hatten. Das war eine leichte Aufgabe, da es dort nur einen weißen Jungen gab. Er sah in unsere Richtung und für eine Milisekunde trafen sich unsere Blicke, worauf meine Wangen sich leicht rosa färbten. Dieser Typ war zum sterben schön, da bestand kein Zweifel. Seine dunkelblonden Haare hatte er in einer unordentlichen Weise nach oben gegelt und auch, wenn ich seine Augenfarbe nicht ganz herausfinden konnte, würde ich sagen, dass sie braun waren, wie meine. Ich hatte keine Zeit mehr dazu ihn weiter anzustarren, denn Jaxons Stimme unterbrach mich dabei.

„Ich kann die Tür nicht öffnen.", sagte er und zog wieder und wieder an dem Griff. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich das Auto ja verriegelt hatte, worauf ich schnell den Knopf drückte, um es wieder zu entriegeln. 

„Versuch's jetzt."

Und das tat er dann auch und stieg aus. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast, Brooke.", sagte er mit der süßesten Stimme überhaupt. Ich lächelte. „Kein Problem, Kleiner."

B.R.O.N.X   1   (Justin Bieber Fan Fiction Deutsch)  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt