Reaper-Kapitel: Waffenstillstand

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Laslow sah Jayden inzwischen reinkommen, „Hast du deinen Süßkram jetzt wieder?", „Einfacher als gedacht", antwortete er und zog als Beweis einen Schokoriegel hervor. „Meine Güte..." Laslow schüttelte den Kopf. „Es ist schon stockfinster draußen. Melodys Banette ist mal wieder abgehauen, hast du es zufällig gesehen?", „Es war noch draußen und hat mir geholfen.", „Hm. Okay. Ich gehe es suchen." Er nickte und ging nach draußen.

Als Mari frustriert zurück in ihr Zimmer kam, lag Süßkram auf dem Tisch. Anscheinend hatte Jayden sie zwar mit Freuden degradiert, aber er war immerhin fair und hatte ihr was zur Versöhnung dagelassen. Sie griff nach einem der Bonbons und warf ihn sich in den Mund, bevor sie zur Treppe lief, um Jacky zu suchen, die sie in ihrem Zimmer, anders als die Süßigkeiten, nicht gefunden hatte. Sie lief die Treppen hinab, kam aber nicht sonderlich weit. Auf der zweiten Stufe stolperte sie über ihre eigenen Füße, als sie nach unten unterwegs war und donnerte die Treppe runter. „AUTSCH!!!" Ein spitzer Aufschrei entfuhr Jacky, die ihr zufällig entgegen gekommen war und mit Mari zusammen der Länge nach auf den Boden krachte. „Woah..." Mari rappelte sich auf. „E-entschuldige.", „Sch-Schon in Ordnung." Überfordert stemmte Jacky sich auf dem Boden ab und sah zu ihr. „Bist du verletzt?", „Aua..." Mari rieb sich die Schulter. „Nein, mir geht's gut.", „Hast du mich gesucht?", „Eigentlich ja. Aber so wollte ich dich eigentlich nicht finden." Jacky lachte mit zerzausten Haaren und schüttelte abwinkend den Kopf. „Das macht nichts. Was wolltest du?", „Jayden hat mir mal wieder eins ausgewischt", murrte sie. „Ich bin frustriert." Sie wollte aufstehen und stöhnte. „Aua, mein Rücken! Jetzt bin ich schlagartig eine alte Frau geworden. Aua...", „Vorsicht.", „Schon gut..." Mari winkte ab. „Treppen werden noch zu meinen Feinden.", „Alles klar bei euch?" Laslow tauchte zusammen mit Banette am Fuß der Treppe auf. „Gab's einen Unfall?", „Wir sind von der Treppe gestürzt." Ächzend legte Jacky eine Hand auf ihre Seite, lächelte aber trotzdem verkniffen. „Es ist schon gut, mach dir keine Sorgen.", „Böse Treppe." Laslow lachte leise. „Ich bringe dann mal Melody ihr Banette zurück. Passt auf das nächste Mal." Damit drehte er sich um und verschwand. Mari sah zu Jacky. „Unternehmen wir jetzt den nächsten Versuch, die Treppe unfallfrei hochzukommen?", „Du bist die Treppe...!" Jacky räusperte sich leise und nickte dann. „...Ähm. Ja.", „Du brauchst mir nicht zu sagen, was ich gemacht hab. Ich weiß es selber." Ächzend lief Mari die Treppe wieder hoch. „Tut mir leid", seufzte die Blondine. „Schon okay."

Beim Zimmer angekommen ließ Mari sich aufs Bett fallen. „Aua... Mir tut einfach alles weh.", „Was ist zwischen Jayden und dir passiert?" Jackys Blick fiel verwundert auf die Süßigkeiten auf dem Tisch. „Wie hat er dir eins ausgewischt? Habt ihr euch gestritten?", „Nein. Jayden hat mich veräppelt. Dann hab ich ihm die Süßigkeiten geklaut. Dann ist er runter gekommen und hat mir ein Webarak auf den Arm gesetzt. Ohne das ich es bemerkt hab. Dann ist Banette aufgetaucht und hat ihn zu Tode erschreckt. Dann hat er es aber bestochen, sodass es mir den Süßkram geklaut hat. So ein Miesling... Ich hoffe, er entschuldigt sich dafür.", „Aber hast du ihn nicht zuerst...?", „Wie meinst du das?", „Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich in einem guten Moment in seinen Kopf geschlichen hast.", „Hab ich, das stimmt. Aber auch nur, um rauszubekommen, ob er einen Anschlag auf mich geplant hat." Jacky musste kichern. „Man könnte meinen, dass du das Ruder in eurer Beziehung übernommen hast.", „Tss. Er soll sich einfach nur zu benehmen wissen", erwiderte sie. „Hahaha..." Jackys Kichern wurde lauter. „Dann müssen wir uns auch nicht gegenseitig ärgern." Mari angelte sich einen Bonbon. „...Aber dass ich die Treppe runter gefallen bin ist wahrscheinlich Karma oder so.", „Wie wäre es, wenn du dich bei ihm entschuldigst? Hast du ihm nicht die Süßigkeiten geklaut und bist in seine Gedanken eingestiegen?", „Warum soll ich mich dafür entschuldigen? Ich hatte Gründe dafür, in seinen Kopf zu schleichen UND das mit den Süßigkeiten war bloß die Rache dafür, dass er mich veräppelt hat!", „Schon gut, schon gut!" Jacky hob stotternd die Hände. „I-ich wollte dich nicht ärgern. Wirklich nicht.", „Hmm... vielleicht hast du ja recht", murmelte Jacky seufzend und rappelte sich ächzend wieder auf. Sie rang sich mit ihren Rückenschmerzen zur Tür durch. „Wir schließen jetzt einfach Frieden, und dann ist gut. Stimmst du mir da nicht zu? Wir entschuldigen uns einfach beide und vereinbaren einen Waffenstillstand." Jacky zeigte ihr den erhobenen Daumen und lächelte ermutigend. „Gute Idee." Mari nickte nur und schleppte sich unter Schmerzen durch den Gang. Der Weg zu Jaydens Zimmer kam ihr plötzlich so qualvoll lang vor. Sie klopfte an seine Tür. "Die Tür ist offen", antwortete er von innen. Mari trat ein und stemmte die Arme in die Seiten. „ Okay, ich schätze, das eingeschnappte Kind zu spielen, bringt uns nicht weiter. Das ist keine Lösung. Also... verhandeln wir einen Waffenstillstand und vertragen uns wieder?", "Hey..." Er war von seinem Stuhl aufgesprungen und knirschte mit den Zähnen, während er ihrem Blick auswich. „Ich... dachte das Gleiche.", "Gut. Wir werden uns beim jeweils anderen entschuldigen, in Ordnung? Ich fange an." Sie kam einen Schritt näher. „Es tut mir leid, dass ich mich ohne Erlaubnis in deinen Kopf geschlichen und vor allem deine Süßigkeiten geklaut habe.", "Also warst du wirklich wirklich in meinem Kopf.", "Nur für kurze Zeit", verteidigte Mari sich. „Wer weiß, was du schon wieder vor hattest. Ich wollte nur sichergehen, dass du mir keinen Streich spielst.", "Danke für dein Vertrauen", lachte er. „ Es tut mir leid, aber in diesem Fall misstraue ich dir für keinen Pokédollar", antwortete sie. „Okay. Jetzt bist du dran.", "Okay... Es tut mir leid, dass ich dich in der Küche auf den Arm genommen und dir das Webarak auf die Hand gesetzt habe." Er musste sich zwingen, sich zu entschuldigen, aber es war Ehrlichkeit in seiner Stimme zu hören. „Einen Streit mit dir anzufangen, ist keine gute Idee, das weiß ich jetzt... Kannst du mir verzeihen?" Mari richtete ihren Blick auf ihn und nickte dann. „Ja, das kann ich. Was ist mit dir?", "Immer! Ich meine..." Er zuckte mit den Schultern und seufzte. „ Sicher.", "Großartig." Mari deutete einen Knicks an. "Danke. Du hättest einen Grund, es nicht zu tun.", "Mach dich nicht lächerlich... Du weißt, dass ich dir alles verzeihen würde.", "Ich habe mein Versprechen gebrochen, Jayden. Erinnerst du dich? Ich habe dir gesagt, dass ich deine Gedanken nicht lesen werde.", "Und?", "Was und?", "Wenn du nicht mehr davor zurückschreckst, meine Gedanken zu lesen, dann muss ich dir eben alles sagen.", "Was? Das ist Quatsch! Ich meine... ich muss lernen, das zu einzuhalten, was ich sage.", "Ich weiß, das klingt bescheuert, aber..." Er atmete leise ein und schien seine Gelassenheit wieder zu erlangen. „... Sagt dir das Wort 'bedingungslos' was?", "Natürlich tut es das! Warum fragst du?", "Ich liebe dich bedingungslos. Das wollte ich sagen... Egal, ob du mir etwas wegnimmst oder mir einen Streich spielst, für mich zählt das nicht. Also..." Er suchte nach Worten, aber er fand sie nicht und wurde still. Mari war auch still und starrte ihn nur an, als müssten seine Worte noch zu ihr durchdringen. Erst als einige Sekunden verstrichen waren, ging sie auf ihn zu und hielt direkt vor ihm an. „... Es tut mir leid." Er war nicht fähig, mehr zu sagen, als er sie ansah. „Warum... entschuldigst du dich?" fragte Mari. „Du... hast nicht reagiert", murmelte er ausweichend. "Ich bin nicht gut darin, auf solche Dinge zu reagieren..." murmelte sie. „ Entschuldigung." Sie drückte ihre Stirn gegen seine Schulter. Er schüttelte nur den Kopf und schlang seine Arme um sie. Sie erwiderte seine Umarmung. "Seit unserem Versprechen letztens muss ich aufpassen, was ich sage, also... lasse ich es dann einfach.", „Heh... Ich sollte einfach nicht so empfindlich sein. Ich hab ziemlich schnell Dinge missverstanden. War meine Schuld. Also keine Sorge." Sie löste sich von ihm. „... Hey... ehm... danke für die Süßigkeiten.", „Beim nächsten Mal bin ich nicht so großzügig", witzelte er. „Hahaha... Ich bezahl dir das zurück. Du hast immerhin ein großes Opfer dar gebracht.", „Schon gut. Dass wir uns vertragen haben, ist Bezahlung genug.", „Wenn du meinst. Bist du müde?", „Ein bisschen", gab er zu und rieb sich den Nacken. „Streiten macht einen echt fertig.", „Stimmt. Und wie." Mari gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Ich halte dich nicht länger auf. Ruh dich aus.", „Du auch. Ich hoffe, du kannst ruhig schlafen. Auch ohne mich.", „Ich versuch's, aber ich kann für nichts garantieren." Er zwinkerte ihr zu. „Tja. Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid." Er lachte und wandte sich abwinkend ab. „Sieh zu, dass du Schlaf findest! Mach dir keine Sorgen um mich.", „Ist okay, Papa." Mari kicherte und lief zur Tür. „Dann schlaf gut.", „Du auch!" Er winkte ihr zurück und lächelte breit. „Bis morgen!", „Bis morgen." Sie verließ das Zimmer und ging zu ihrem eigenen Zimmer zurück.

In ihrem Zimmer summte Jacky in sich gekehrt vor sich hin. Ihre normalen Klamotten hatte sie gegen ein übergroßes Schlafoberteil und eine weite Stoffhose eingetauscht. Ihre Haare fielen lose über ihre Schulter, während sie ihre anderen Klamotten sorgfältig zusammenlegte. "Hi. Bin wieder da.", "Ah! Wie lief es?", "Super. Wir haben uns beide entschuldigt. Waffenruhe steht.", "Wie schön." Erfreut faltete die Blondine ihre Hände. "Hach... Liebe überwindet alle Hürden, nicht wahr?", "Klappe, Jacky. Du packst zusammen?", "Nur ein bisschen, hier und dort." Sie legte ihre Klamotten beiseite und stand auf. "Hmm..." Mari nickte. "Ich bin ziemlich müde. Ich leg mich schon mal schlafen, ja?" Sie ging zum Zähneputzen ins Bad. "Ich sollte mich auch bald hinlegen..." Schläfrig rieb Jacky sich die Augen. "Morgen ist auch noch ein Tag.", "Ganz richtig!" schallte es aus dem Bad, bevor man das Rauschen des Wassers hören konnte. Einige Minuten später kam Mari wieder raus und verkroch sich unter die Decke. "Gute Nacht, ja? Wir frühstücken morgen gemeinsam.", "Gern." Auch Jacky zog die Decke über sich und winkelte die Knie an. "Schlaf gut..."

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt