Alola-Kapitel: Der Krieg von Alola

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„...Mila." Starr und angespannt blieb er zurück. „Warte." Das Mädchen blieb stehen. „Was?" Kaum hörbar atmete er durch und trat dann einen Schritt zurück. Sein leichtes Kopfschütteln sagte mehr, als es Worte in diesem Moment könnten. „Viel Glück." Er klang weder wütend noch traurig. Ein letztes Mal blickte er sie an. Kein weiteres Wort verließ ihn, als er sich abwandte und ins Kloster zurückkehrte.

Laslow war unterdessen damit beschäftigt, mit einer Bürste Emolgas Fell zu kämmen. „Wie kommst du voran?" Mit den Gedanken ganz woanders kam Jayden in dem Raum an, indem die verwaisten Pokémon lebten. „Hm?" Laslow sah auf. „Ah. Da bist du ja. Ich habe ihnen etwas zu essen gegeben und bin gerade dabei, sie ein bisschen auf Hochglanz zu bringen. Mit verfilztem Fell lebt es sich nicht gut." Er nahm die Bürste hoch und sah auf das Emolga. „Du siehst schon viel gesünder aus, Kleines." Es lächelte breit und hob kichernd die zierlichen Arme an. Am Türrahmen lehnend rieb sich Jayden über die Stirn. „Danke, Laslow. Du kannst für heute gehen.", „Huh?" Er stand auf und musterte Jayden misstrauisch. „Wieso?", „Der Schneesturm wird nicht besser. Es könnte bei deinem Rückweg schwer werden." Er knirschte so unauffällig wie möglich mit den Zähnen. „Hm, stimmt. Das Wetter ist heute echt schlecht. Vielleicht hast du recht." Er lachte kurz. „Wow, das hat sich gereimt. Na dann." Er klopfte Jayden auf die Schulter. „Hoffentlich legt der Sturm sich bald. Ich komme dann morgen wieder?", „Fühl dich nicht gezwungen." Jayden brachte ein Schmunzeln auf. „Zum fünfzehnten Mal. Ich mach's gern. Na dann. Ciao." Er ging an ihm vorbei. „Bis morgen..." Der Rothaarige nickte ihm hinterher.

Als der Morgen in Alola anbrach, war Mari schon längst wach. Als sie sich aufsetzte, knallte sie mit dem Kopf gegen die Wand. „Aua! Argh, das gibt Kopfschmerzen...." Sie rieb sich die Stirn und schwang die Beine über die Bettkante. „Super, echt...", „Mmh?" Durch ihr Selbstgespräch wachte Jacky auf und rieb schläfrig über ihre Augen . „Guten Morgen...", „Nee, der Morgen ist nicht gut", murrte Mari. „Meiner hat sich gerade von selbst versaut.", „Sei nicht so!" Jacky lachte unter ihrer Bettdecke und trat dann leichtfüßig ans Fenster. Vorsichtig öffnete sie es und breitete überschwänglich die Arme aus. „Die Sonne geht auf! Das Meer ist ruhig... Ein perfekter Morgen!", „Nicht, wenn du mit deinem Kopf gegen die Wand donnerst und Kopfschmerzen deswegen bekommst.", „Armes Ding..." Jacky kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund. „Ruh dich und deinen Kopf noch ein bisschen aus. Ich mache heute das Frühstück.", „Okay. Danke." Mari blickte auf ihren Viso-Caster. „Wir haben anderthalb Stunden. Das sollte ausreichen....", „Kakao oder Tee?", „Kakao. Oh je." Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Was ist?" fragte Jacky aus der Küche. „Ich hab vergessen, Jayden zu schreiben... Ich war wohl zu müde." Sie seufzte. „Naja... shit happens.", „Er wird wohl schon schlafen", vermutete Jacky und fuhr durch ihr vom Schlaf zerwühltes Haar. „Aber er wird es dir schon nicht übelnehmen.", „Mhja. Das denke ich auch." Mari schloss die Augen und streckte sich wieder auf dem Bett aus. „Machst du meinen Kakao bitte warm?", „Klar." Jacky nickte richtete nach und nach den Frühstückstisch her, dabei achtete sie darauf, dass sie nicht zu laut war. „Was für Stunden haben wir heute....?" fragte Mari. „Ich glaube, Mythologie steht heute auf dem Plan...", „Also haben wir heute wieder mit Kalani.", „Er kennt sich mit Alola fast besser aus, als jeder andere den wir kennen. Ich sehe kein Problem.", „Ich auch nicht." Mari legte den Handrücken auf die Stirn und richtete sich dann auf. „Er ist ein guter Lehrer. Sein Unterricht ist wirklich super interessant.", „Er verhält sich beinahe schon selbst wie ein Schüler." Jacky reichte ihr die Kakaotasse. „Naja, er ist überzeugt davon, dass man nie auslernt.", „Ich finde, er hat recht. Er scheint seine Arbeit sehr ernst zu nehmen.", „So sieht er auch aus." Mari nahm einen Schluck Kakao. „Fehlt nur noch die Streberbrille.", „Findest du?", „Naja. Warum nicht? Stünde ihm bestimmt gut. Ich bin gespannt, ob wir Zain heute in der Schule sehen.", „Keon hat ihm gesagt, dass er verschwinden soll. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, warum..." Jacky platzierte die letzten Brötchen in dem kleinen Korb und stellte ihn auf dem Tisch ab. „Ich auch nicht", murmelte Mari und nahm eins der Brötchen in die Hand. „Keon selbst hat auch Dreck am Stecken.", „Irgendwas hatte er in den Ruinen des Krieges vor. Und er scheint erfolgreich gewesen zu sein.", „Frag mich nicht, was." Mari zuckte mit den Schultern. „Wie ich uns kenne, finden wir das sowieso rein zufällig heraus. Also warum Gedanken drum machen?", „Mit leerem Magen lässt es sich so oder so nicht gut denken. Hau rein!" Jacky deutete auf den voll gedeckten Tisch. „Wahre Worte." Gierig griff Mari nach der Mago-Marmelade.

Nach dem Frühstück verschwand Mari ins Badezimmer. „Ich erdreiste mich mal dazu, mir das Vorrecht zu nehmen!", „Nur zu." Jacky lachte nur und deckte den Tisch wieder ab. Mari kam wenig später in kurzer Jeans und T-Shirt raus. Ihre Haare waren hochgesteckt, einzelne, immer noch lockige Strähnen umrahmten ihr Gesicht. „Überraschung. Ich komme mal nicht mit dem alten Haarstil raus." Begeistert faltete Jacky die Hände vor sich. „Aber es steht dir! Bist du fertig?", „Ich bin fertig." Sie nickte und trat beiseite. „Bahn ist frei.", „Danke! Ich brauche auch nicht lange." Jacky schloss die Tür hinter sich. Die Sonne über Alola brachte mit dem Morgengrauen das Meer zum Leuchten und sie verließ das Badezimmer, als die ersten Bewohner auf den Straßen wanderten. „Und? Was denkst du?" Auch sie hatte ihre Haare hochgebunden, aber so zusammengesteckt, dass ein geflochtener Kranz den Ursprung ihres Zopfes zierte. Sie trug ein weißes Sommerkleid, dessen Stoff von dunkelroten Blütenblättern geziert wurde. Ein ebenfalls weißer Gürtel hielt das Kleid an ihrer Hüfte in Form. „Gut siehst du aus." Mari lächelte ihr zu. „Neben dir sehe ich wohl eher unauffällig aus. Note eins für's Styling.", „Denkst du, ich sehe auffällig aus?" Sie trat lachend in ihren hellen Sandalen von einem Fuß auf den anderen. „Nö. Alle Blicke werden auf dich gerichtet sein, Blütenprinzessin." Dann warf sie sich ihren Beutel um. „Bereit für den Tag?", „Bereit!" Mit ihrem eigenen Beutel ausgerüstet lief Jacky mit Mari los.

Pünktlich betraten sie das Klassenzimmer. „Alola." Jacky führte den traditionellen Handgruß aus und begrüßte so gut gelaunt die Klasse. „Alola." Mari folgte ihrem Beispiel. „Guten Morgen!" Wie erwartet begrüßte sie Kalani zur ersten Unterrichtsstunde und saß mit einem Buch in der Hand auf seinem Schreibtisch. Als er sue sieht, erhellte sich sein Gesicht und er klappte den Wälzer zu. „Gerade noch rechtzeitig. Bitte setzt euch." Mari und Jacky setzten sich auf ihre Plätze, dabei wanderte Maris Blick zum hinteren Ende des Klassenzimmers. Zains Platz war leer. „Wie wir uns dachten..." raunte Jacky unauffällig. „Okay... Dann hat er sich Keons Rat wohl zu Herzen genommen", raunte Mari zurück. „Wer weiß, ob das gut oder schlecht war...", „Ich... denke gut, oder?", „Ich hoffe es...", „Ich auch. Und wie." Mari breitete ihr Zeug auf dem Tisch aus. „Ich hoffe, ihr seid fit für diesen Tag!" Addam begrüßte die Schüler und hielt dabei noch immer das Buch in seiner Hand. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen trat er vor die Klasse und senkte kurz und höflich den Kopf. „Heute führen wir fort, was wir in der letzten Stunde besprochen haben und knüpfen daran an. Hat jemand noch Fragen zu dem letzten Mal?" Mari suchte schnell ihre Notizen zur letzten Mythologie-Stunde raus. Sie las sich kurz rein, bevor ich den Kopf schüttelte. Auch niemand anderes meldete sich. Kalani nickte und begann dann seinen Unterricht, indem er mit dem Projektor eine scheinbar alte Zeichnung an die Wand leuchten ließ. Auf dem Bild erkannte mehrere Gestalten. Sechs Pokémon mit jeweils einem Menschen an ihrer Seite. „Was sind dazu eure ersten Gedanken?", „Sieht aus wie eine Kriegsszene", bemerkte Mari und lehnte sich zu Jacky. „Menschen, die mit Pokémon zusammen gegen etwas kämpfen.", „Was es ist, ist schwer zu erkennen..." murmelte Mari. „Ein Krieg?", „Ganz genau." Kalani hatte ihr Gespräch mitgehört und deutete. auf die Zeichnung. „Das ist eine Abbildung, die die vier Kapus und die beiden Legendären Pokémon, Lunala und Solgaleo, im Krieg zeigen. In jenem Krieg wurden die Tempel der Kapu, die als Gebetstätte gedient hatten, zerstört und wurden zu den Ruinen, wie wir sie heute kennen. In jenem Krieg fochten diese sechs jedoch nicht allein. Sie haben Menschen auserkoren, die an ihrer Seite kämpfen. Die ersten Gezeichneten.", „Ge...zeichnete?" Mari horchte auf. „Was bedeutet das genau?", „Ihnen wurde die Macht verliehen, die Welt, aus der die beiden Gottheiten von Sonne und Mond einstmals gekommen waren, zu kontrollieren.", „Welt? Was für eine Welt?", „Jemand ist heute besonders neugierig." Der Lehrer stoppte in seinen Erklärungen und drehte sich zu ihr. „Entschuldigung", meinte Mari. „Nein, entschuldige dich nicht!" Addam lachte erfreut und winkte ab. „Ein neugieriges Wesen zeugt von Aufmerksamkeit und Wissensdurst!", „Okay... Ähm, also... diese Welt... was ist das für eine? Eine, die neben dieser hier existiert? So was wie eine zweite Zerrwelt? ....oder ist das dieselbe, aus der auch Necrozma angeblich stammt?", „Solgaleo, Lunala und Necrozma stammen der Ultradimension, von der diese Welt angeblich ebenfalls ein Bestandteil ist", erklärte Kalani. Wieder richtete er den Finger auf das Bild an der Wand. „Niemand weiß, wie und warum Solgaleo und Lunala hierher gekommen sind oder wie diese Welt in Wahrheit aussieht. Auch weiß keiner, wie der Krieg zwischen jenen Pokémon und den Schatten, den sie bekämpften, ausgegangen ist. Es liegen weder Fakten noch genaue Überlieferungen vor... Doch der Status quo zeigt, dass alle Lebewesen in Alola friedlich leben. Somit kann angenommen werden, dass der Krieg zugunsten Alolas ausgegangen ist.", „Hmm.... Also haben sie eine Verbindung zu Necrozma..." murmelte Mari so leise, dass selbst Jacky es kaum hören konnte. „Aber selbst Kalani scheint nichts davon zu wissen. ...Oder?" fragte Jacky zurück. „.... Keine Ahnung... ich glaube, er weiß viel mehr als er zugibt.", „Vielleicht will er der Klasse einfach nicht zu viel zumuten... Es gibt immerhin auch noch andere Fächer, abgesehen von Mythologie.", „Bestimmt..." Mari kaute auf ihrem Bleistift herum.  

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt