„Fühlst du dich jetzt besser?" fragte sie. „Viel besser", antwortet er mit einem Nicken. „Danke.", „Freut mich, Rotschopf." Sie stieß ihm spielerisch den Ellenbogen in die Seite. „Pfft..." Er grinste breit und lehnte die Stirn an ihre. „Du bist gut darin, andere aufzumuntern. Bei mir bekommst du es jedes Mal hin.", „Ach, wirklich?" Sie kicherte. „Naja, vielleicht ist das so ein unterschwelliger Instinkt von mir. Ich mag es eben nicht, wenn andere leiden, ob still oder nicht.", „Deine Rettungsaktionen zeigen das ziemlich deutlich.", „Tja..." Sie lachte peinlich berührt. „...Kann man so sagen." Er hob seine Hand zu ihrer Wange und küsste sie auf die andere, bevor er sich zurücklehnte. Sie grinste und stand auf, dann hielt sie ihm die Hand hin. „Komm, wir gehen zur nächsten Stelle!" Nickend nahm er sie entgegen und stand auf. „Ich hab alle Zeit der Welt, also zeigst du mir besser alle!", „War das eine Drohung?", „Eher eine Hoffnung." Wieder grinste er. „Hahahahaha!" Mari lachte. „Komm mit!" Gut gelaunt hüpfte sie los. „Hey, warte!" Belustigt folgte er ihr.
Mari führte ihn zu einer Stelle am Waldrand. Die Äste der Bäume waren alt und knorrig und hingen gekrümmt zu Boden, sodass sie wie Klauen wirkten. Zwischen ihnen standen moosbewachsene Felsen. „Wie habt ihr diesen Ort hier genannt?" Beeindruckt blickte er sich um. „Wieso willst du das wissen? Aber um deine Frage zu beantworten: Die Kralle der Hoffnung. Von hier aus... konnte man immer den Sternenhimmel über Eventura sehen. Und die Sonne, wenn sie hinter den Häusern unterging.", „Warum Hoffnung?" Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Naja... Selbst wenn alles finster erscheint... die Sterne zeigen stets das Licht. Ein Lichtblick in dunklen Zeiten. Verstehst du?", „Gab es dunkle Zeiten? Ich meine... Vor eurer Reise?", „Naja... Ab und zu ist man doch mal traurig, oder?Bevor ich meine Stärke gefunden habe ... ich war damals nicht so stark wie heute.", „Du klingst so, als wärst du damals schwach gewesen.", „Das war ich auch. Ich habe mich selber gesehen.", „Wie meinst du das?" Mari neigte den Kopf leicht und musterte den Himmel. „Die Zeitreise, die uns zu dir verschlagen hat... war nicht unsere letzte. Wir wurden weiter zurück in die Zeit gerissen, in unsere eigene Vergangenheit hinein.", „Es muss seltsam gewesen sein, euer Vergangenheits-Ich zu sehen, oder? Was ist passiert?", „Hypno ist passiert", sagte sie. „Du kannst dir vorstellen, was das heißt. Nicht wahr? Wie auch immer..." Sie schloss die Augen. „Ich habe mich gesehen. Wie ich weinend weggerannt bin, anstatt mich zu wehren. Wie ich an Gemeinheiten zerbrochen bin. Den Schwanz einzog wie ein zusammengeprügeltes Magnayen.", „Kinder können grausam sein, schlimmer als Erwachsene." Er begegnete ihrer Verbitterung mit unterdrückter Wut und starrte verständnislos nach oben. „Wie kann es einem gutgehen, der andere so sehr leiden lässt? Niemals hätte es einen Grund gegeben, dir das anzutun. Aber gleichzeitig... Was weiß ich schon?", „Ich habe niemandem etwas getan", murmelte Mari."Deine Vergangenheit hat Narben hinterlassen... Vielleicht nicht offensichtliche, wie die an deinem Arm oder an deiner Schulter... Aber was du erlebt hast, hat dich stärker gemacht.", „Hmh..." Sie sie öffnete die Augen wieder. „Ja, wahrscheinlich.", „Am Anfang meiner Reise war es nicht so viel anders... Ich habe dir nie etwas darüber erzählt... Ein Teil von mir hielt es nicht für wichtig, der andere Teil hatte Angst.", „Was?", „Als meine Reise begann.... war ich ein Fremder in dieser Welt. Ich wusste nicht, wohin mich mein Weg führen würde und ob die Außenwelt irgendwo einen Platz für mich hatte... Ich verließ mich auf das Einzige, dem ich vertrauen konnte. Ich habe nicht direkt als Trainer angefangen und fand meinen Weg von einer Stadt zur anderen, um anderen mit meinem Wissen über Heilung zu helfen und die Welt kennen zu lernen. Eines Tages kam ich in Ferrula an... In der Zwischenzeit hatte ich vielen Menschen und Pokémon helfen können. Ich war stolz auf mich selbst, noch bevor ich mein eigenes Pokémon hatte... Stolz auf meine Fähigkeiten und darauf, dass alle, die ich behandelt habe, wieder gesund werden konnten. Es war spät in der Nacht, als ich einen Jungen und sein Pokémon in einem Waldstück in der Nähe des Dorfes fand. Beide waren schwer verletzt und ich nahm sie sofort mit. Sein Name war Matthew... und mit jedem Tag, an dem ich ihn behandelte, fühlte er sich besser. Die Kinder aus der Stadt kamen oft zu mir, weil ich ihnen immer einen kleinen Teil meiner Süßigkeiten gegeben hatte und ich war so froh wie nie zuvor. Aber dann..." Er zögerte. „Was dann? Was ist passiert?" hakte Mari nach. „Ich habe ihn am frühen Morgen in seinem Zimmer gelassen, um im Wald einige Kräuter und Beeren zu sammeln. Als ich zurückkam, war er weg, und die ganze Stadt in Aufruhr. Matthew und eines der Kinder aus der Stadt waren verschwunden... er hatte es entführt.", „Was? Aber warum?", „Er wollte die Stadt erpressen. Er war ein Gesuchter in fast ganz Einall, weil er zusammen mit seinem Pokémon unzählige Leute bestohlen und um alles betrogen hatte. Er wollte nicht für seine Taten geradestehen, deshalb sah er das wohl als seine allerletzte Option an. Seine Wunden... er hat sie sich bei seiner Flucht zugezogen... und es war meine Schuld, dass er sich davon erholt hat.", „Aber... woher hättest du das wissen sollen?" Jayden antwortete nicht darauf. Stattdessen blickte er zu Boden und fuhr fort. „Ich bin ihm gefolgt, um das Kind, ein Mädchen, zurückzubringen.. Und als ich ihn tief im Wald traf, dankte er mir, dass ich ihn behandelt hatte. Ich war wütend auf ihn UND auf mich selbst... Ich hätte ihn nicht besiegen können, wenn mir nicht ein Kirlia zur Hilfe gekommen wäre. Danach habe ich an allem gezweifelt. An mir und an der ganzen Welt.... Es war, als hätte sich ein riesiges, bodenloses Loch unter meinen Füßen geöffnet und ich würde fallen. Ich hatte kein Vertrauen mehr in irgendjemanden... bis ich an etwas Bestimmtes dachte.", „Woran?", „An dich.", „Huh? Mich? Aber warum?" Sie blinzelte verdattert. „Egal, wo ich hingegangen bin, ich habe immer etwas über dich und Jacky gehört. Was ihr erreicht habt, wen ihr gerettet habt... Ihr wart berühmt, bevor es selbst überhaupt wusstest. Ich dachte zurück an unseren Aufstieg zum Tempelberg und an unser Gespräch damals... Und ich wusste, dass ich so stark wie du werden musste, wenn ich wirklich den Weg eines Trainers gehen wollte.", „..." Mari schwieg kurz. „Du... hast dir an mir... ein Beispiel genommen?" Sein Nicken war seine einzige Antwort. Mari sah auf ihre Schuhe. „Dir hat... ein Kirlia geholfen, hast du gesagt...", „Den Rest kannst du dir denken, nicht wahr?", „Du... hast dich dran erinnert, das ich ein Guardevoir habe", sagte Mari. „Nicht wahr?", „Es hatte mir geholfen, obwohl es mich nicht mal kannte... Ihm war egal, wer ich war, solange es helfen konnte. ...Kirlia war meine Chance, dir ein Stück näher zu kommen, ohne, dass ich das wirklich wusste.", „Ist das so?", „Mhm..." Er nickte und wirkte unsicher. „Und dann hast du dich dafür entschieden, ein Trainer zu werden.", „Klingt unvorstellbar, stimmt's?", „Nun... wenn ich so darüber nachdenke... kein bisschen." Sie schüttelte den Kopf und hob dann den Blick. „Komm. Ich zeige dir die letzte Stelle.", „Okay.", „Wenn du mir folgen kannst." Mari zwinkerte ihm zu und rannte dann los. „Ich glaube, du unterschätzt mich!" Sofort nahm er die Verfolgung auf. „Hahaha!" Lachend rannte sie weiter durch den Wald.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfic"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...