Alola-Kapitel: Neue Rivalität besiegelt

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Der Wind trug den Geruch von Salzwasser über die unberührten Grasflächen und brachte sie zum Rascheln. Nur ein Motel und das kleine Haus auf dem Weg verrieten, dass dieser Pfad besiedelt war. Mari atmete die frische Seeluft ein. "Kaum zu glauben, dass hier vor ein paar Tagen noch alles auf dem Kopf stand..." murmelte Nael. "Was? Was war denn los?", "Ein paar Typen von Team Skull hatten versucht, das Herrscher-Pokémon hier in der Nähe zu fangen und hätten es sogar fast geschafft!", "Das Herrscher-Pokemon fangen? Echt?", "Echt..." Er nickte und verschränkte die Arme. "Wäre Gwyneth nicht gekommen, würde Mele-Mele ohne Herrscher-Pokémon dastehen.", "Wer ist Gwyneth?", "Sie arbeitet für Æther als Sondergesandte. Die meisten Mitarbeiter sind oft hier, um entweder neue Pokémon aufzusammeln oder das Image der Foundation aufzupolieren. Aber sie ist viel mehr als das.", "Sie setzt sich für das Wohl der Pokemon und der Inselbewohner ein, oder?", "Genau! Ich meine...", in sich hinein seufzend zuckte er mit den Schultern, "...klar tut sie das zu 90 % nur für Æther, aber fast niemand auf den Inseln ist so stark wie sie!", "Hmmmh, Tatsache? Cool. Tja, wir werden auch unser Bestes geben, um Alola vor der Apoka- ähm... ich meine, vor weiteren Strapazen zu bewahren. Team Skull ist jetzt ja nicht so super stark, oder?", "Uhh..." Nael kratzte sich am Kopf. "Ich würde Team Skull nicht unterschätzen, wenn ich du wäre", gab der dann kleinlaut zu und warf ihr einen Seitenblick zu. "Als Masse sind sie hohl, aber mit ein paar von denen sollte man sich echt nicht anlegen.", "Hmm... Wenn du das sagst..." Mari kratzte sich nachdenklich am Nacken. "Die Gegend ist aber echt schön. Wenn du vom Herrscher geredet hast... heißt das, das Elimas Prüfung hier in der Nähe stattfindet?", "Hier, am anderen Ende der Vegetationshöhle." Er blieb vor ihnen stehen und deutete zu einem von Gras überwachsenen Höhleneingang. "Da wartet das Herrscher-Pokémon, wenn man die Prüfung geschafft hat.", "Woow. Die sieht groß aus!" Erstaunt blieb Mari stehen. "Das ist noch gar nichts. Warte nur ab, bis ihr in die Höhle dürft!", "Hör auf, sonst bekomme ich Bauchschmerzen vor Aufregung!" Schnell liefen sie weiter. 
"Und hier sind wir..." Es dauerte nicht mehr lange, bis sie sich vor einem riesigen, von sonnengelben Blumen übersäten Feld wiederfanden. Immer wieder schlängelten sich erdige Pfade durch die Blütenpracht und tauchten zwischen dem vielen Gelb wieder ein. "Willkommen im Mele-Mele-Blumenmeer!" verkündete Nael und drehte sich zu ihnen. "Ziemlich cool, oder?", "Whoa..." Mari blieb stehen und ließ ihren Blick über die vielen Blumen streifen. "Es ist... wunderschön...", "Ein Paradies im Paradies..." hauchte Jacky endlos begeistert und eilte dann nach vorne. Die Blumen wuchsen so dicht beieinander, dass sie ihre Füße verschwinden ließen. "Der Geruch ist angenehm... Wow", fand Mari, als sie ihrer Freundin folgte. "Ich wünschte, wir hätten so ein Blumenmeer in Einall!" Jacky breitete die Arme aus und genoss die Szenerie mit geschlossenen Augen. "So was gibt es bei uns nicht..." Mari blieb mitten im Blumenfeld stehen. Der Wind fuhr ihr durch die Haare und sie schloss die Augen. "...", "Am liebsten würde ich ewig hier bleiben..." Nach einer Weile lag Jacky verträumt mitten in den Blumen und hatte die Hände auf ihren Bauch gelegt. Mari stand neben ihr und sah auf sie runter. "Hier übernachten und verwildern?", "Mmmm... Warum nicht?" Tiefenentspannt badete Jacky der Sonne und machte keinerlei Anstalten, zu gehen. Mari lachte nur, als ein kleines, schnuckelig aussehendes Pokémon, das Ähnlichkeiten mit einer Hummel hatte, auf Jackys Bauch landete und sie neugierig ansah. "...Hmm?" Jacky wurde durch das leise Surren kleiner Flügel aufmerksam und schlug die Augen auf. Das kleine Wesen blickte sie an. "Womm?" Mari zog den Pokédex hervor. "Mh... das ist ein Wommel", informierte sie ihre Freundin dann. "Hallo, Wommel..." Jacky lächelte es neugierig an, traute sich aber nicht, sich zu rühren. "Es sieht irgendwie niedlich aus", musste Mari zugeben. Um es nicht zu vertreiben, hob Jacky so vorsichtig wie möglich die Hand und strich über Wommels kleinen Körper. Es kicherte, bevor es über ihrem Gesicht einen Kreis zog und summend davon flatterte. "Die wilden Pokemon hier fürchten sich nicht vor Menschen..." stellte Mari fest. "Wir wurden bis jetzt von keinen wilden Pokémon angegriffen. Ihr habt eine eher gute Beziehung zu den Pokemon hier, oder? Wenn sie Menschen gegenüber weder ängstlich noch aggressiv sind?" Mari sah zu Nael. "Wir respektieren Pokémon so wie wir unsere eigenen Freunde und Familien." Dieser zuckte lachend zurück, als ein zweites Wommel dicht an seinem Ohr vorbei flog. "Wir wollen sie zu nichts zwingen, deshalb leben wir in Frieden mit ihnen.", "Viele wilde Pokemon in Einall reagieren Menschen gegenüber gereizt", erzählte Mari. "Vielleicht, weil sie sich bedroht fühlen.", "Bedroht? Das würden sie in Alola niemals. Sieh her!" Demonstrierend blieb Nael auf der Stelle stehen und streckte abwartend die flache Handfläche aus. Sekunden verstrichen, bis sich eines der Wommel hervor traute und sich mit vor Neugier großen Augen auf seiner Hand niederließ. "Das ist so niedlich, wirklich!" Mari streckte ebenfalls eine Hand aus. Es dauerte nicht lange, bis ein weiteres Wommel es sich auf ihrer Hand gemütlich machte und vergnügt mit den zierlichen Flügeln schlug. "Awwwww!" Sie streichelte es vorsichtig. "Ich will es auch versuchen!" Jacky blieb inmitten des Blumenmeeres sitzen und hielt als Letzte die Hand vor mich. Surrend landete ein Wommel auf ihrer Hand und ein weiteres auf ihrem Kopf. Kichernd kniff sie ein Auge zusammen. "Hey, schaut mal!" Mari lachte und aktivierte zum ersten Mal den Pokemon-Sucher in ihrem Pokédex. Ich hielt das Gerät auf sie und es erkannte das Pokemon sofort und passte die Belichtung an- Innerhalb von Sekunden befand sich ein Foto von Jacky mit den beiden Wommel auf dem Display. "Mit euch beiden kann das Bild nur toll gewesen sein!" Fasziniert und fröhlich betrachtete Jacky das Wommel auf ihrer Hand, während das andere noch auf ihrem Kopf krabbelt. "Schau mal!" Mari zeigte ihr den Schnappschuss. "Das ist doch entzückend, oder?", "Ich muss schon wie eine Blume gerochen haben, so lange, wie ich schon hier liege...", "Das wird's sein." Mari lachte herzhaft und ausgelassen. Jacky lachte entspannt mit ihr. Nael lächelte ihnen zufrieden zu. "Du riechst bestimmt sehr anziehend. Fehlt nur noch, dass sie dich nach Nektar absuchen", scherzte Mari. "Wommel sind wirklich süß", sagte Jacky. Nael suchte nebenbei den Himmel ab, dabei schien er etwas Bestimmtes zu suchen. "Was suchst du?" fragte Mari, als sie seinen Blick bemerkte. "Nach einem Himmelspuls", antwortete er konzentriert und lockerte dann die Arme, als er nichts entdeckt. "Einem was?" fragte Mari verwirrt. "Ihr habt das in Einall auch nicht?" Verwundert wandte er sich ihnen zu. "Ich hab davon noch nie was gehört", murmelte Mari. "Ich auch nicht." Ratlos schüttelte Jacky den Kopf. "Himmelspulse sind wie... Farbexplosionen. Kurze Feuerwerke!" beschrieb Nael und deutete in die Höhe. "Manchmal sieht man sie, wenn man ganz genau hinschaut! Man sagt, dass uns eine andere Welt so Hallo sagt.", "Äh.... ach so? Die Ultradimension, oder wie?" fragte Mari. "Genau. Habt ihr das schon im Unterricht gelernt?", "Ja. Laut dem, was ich mitbekommen hab, ist Alola der Knotenpunkt der Ultradimension. Hier ist sie dieser Welt am nächsten. Vielleicht sieht man sie in Einall deswegen nie.", "Dann sind es wohl wirklich die Pforten zur Ultradimension, die hier Himmelspulse genannt werden", murmelte Jacky. Mari nickte. "Sieht so aus." Zartes Abendrot breitete sich am Himmel aus. 


"Wir sollten langsam zurück", schlug Nael vor und gesellte sich zu ihnen. "Ihr habt morgen wieder Schule, stimmt's?", "Ja. Der letzte Tag vorm Wochenende.", "Perfektes Timing für das Gedenkfest. Wenn ihr eure ersten Pokémon habt, geht es direkt zur Wanderschaft!", "War das ein Befehl?" fragte Mari verdutzt. "Habt ihr etwas anderes vor?" Er klang genauso verdutzt.  "Eigentlich nicht. Aber das kam grad so... naja. Du weißt schon wie rüber.", "Ich weiß schon... wie?", "Wie ein Befehl halt.", "Uh... Das war nicht beabsichtigt!" Peinlich berührt fasste er sich an den Hinterkopf. "Es ist nur... Wenn wir drei am Gedenkfest wirklich unsere Starter-Pokémon bekommen, sind wir... Rivalen, stimmt's? Ich weiß nicht, wie es euch geht..." Er grinste so breit, dass es sein ganzes Gesicht einnahm. "Aber ich kann's kaum erwarten!", "Hahahahahahaha!" Mari musste laut lachen. "Ich rate dir: Freu dich nicht zu früh! Uns herauszufordern ist eine nervenaufreibende Angelegenheit... glaubst du, du hältst das aus?", "Ich hoffe, ihr haltet mich aus!" Er lacht laut auf und zuckte zurück, als Mari ihn spielerisch anstupste, bevor er seine Hand zur Faust formt und sie als Zeichen der Herausforderung nach vorne hielt. "Ich kann viel von euch lernen! Und ihr werdet sehen, wie schnell ich zu euch aufhole!", "Ich nehme dich beim Wort, junger Mann!" Mari stemmte ihre Faust gegen seine. "Wir geben alle unser Bestes. Auf eine gute Rivalität!" Jacky war inzwischen aufgestanden und legte ihre Faust mit einem entschlossenen Nicken dazu. Lächelnd streckte Mari ihre Faust dann in die Luft. "Auf eine gute Rivalität und Freundschaft!" Nael und Jacky stimmten ein und machten es ihr nach- drei Fäuste reckten sich dem Himmel entgegen, der sich nach und nach den ersten Schatten der Nacht überließ. Doch das Licht der Abendsonne sickerte ein letztes Mal durch das Blumenmeer, als würde die Sonne selbst mit ihnen jubeln. 

Als Mari die Faust wieder senkte, sah sie hinauf zu den ersten Sternen, die bereits silbern im Himmel funkelten. "Es ist schneller Nacht geworden, als ich dachte." Nael streckte die Arme nach oben und dehnte sich gähnend. "Ich glaube, es ist Zeit, dass sich unsere Wege für heute trennen. Eins noch, Nael." Mari zeigte ihm seinen Viso-Caster. "Habt ihr so was oder so was Ähnliches?", "Nicht wirklich... Wir müssen wohl einen Weg finden, um in Kontakt zu bleiben.", "Hmmmh.. Wir sehen uns Sonntag, nicht wahr? Wir werden schon einen Weg finden. Bis zum Eingang von Lili'i kommen wir mit dir mit. Dort trennen sich dann unsere Wege.", "Okay." Er nickte einverstanden und führte sie dann weg vom Blumenmeer. Das schläfrige Rauschen des Meeres abseits des Kliffs begleitete sie und schickte kühle Böen hinterher. In der Nähe von Lili'i blieb Mari stehen und hielt Nael die Hand hin. "Na dann! Wir sehen uns!", "Bis morgen!" Er schlug ein und winkte Jacky grinsend zu. Mit den Händen in den Hosentaschen kehrte er in das Dorf zurück. 

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt