Alola-Kapitel: Mehr Rätsel

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Die Schulklingel beendete den Unterricht nach vielen Schülerfragen an die Lehrerin. Mari sah sich noch mal zu Zain um. „Okay. Wir warten, bis er geht. Dann folgen wir ihm", raunte sie. „Es wäre zu auffällig, wenn wir solange in der Klasse bleiben, oder?", „Du meinst, wir sollten schon gehen und ihm außerhalb des Schulgebäudes auflauern?", „Das wäre mein Plan.", „Okay. Vielleicht hast du recht." Mari raffte ihre Sachen zusammen und ließ sie in ihrem Beutel verschwinden, bevor sie aufstand und den Raum verließ. Jacky folgte ihr gespannt und navigierte sie durch die Schülermassen, bis sie den Ausgang des Schulgebäudes erreichten. Dort sah sie sich um und Zog Mari dann hinter einen Baum. Aufmerksam beobachteten sie die Schüler, die in Scharen das Gebäude verließen.

Als einer der letzten ließ Zain die Schule hinter sich. Mit den Händen in den Hosentaschen spaltete er sich von der übriggebliebenen Masse ab und folgte der Straße Richtung Route 1. „Los geht's", raunte Mari und schlich ihm dann in einiger Entfernung hinterher. „Wir müssen vorsichtig sein...", flüsterte Jacky neben ihr und hatte den Jungen fest im Blick. Die Straßen senkten sich am Stadtrand in einen Pfad hinab, der zu einer Anhöhe führte. Zwischen zwei Grasfeldern erhob sich vor der Klippe ein perfekter Ausblick auf das Meer von Mele-Mele. Der Wind formte sich zu einer leichten Brise, die durchs Gras fuhr. Eine Gestalt in einem nachtschwarzen Tanktop und weiter, gleichfarbiger Jogginghose drehte sich zu Zain und stand am Ausblick. Der Junge schien etwas älter zu sein als Zain und hatte giftgrüne, zerzauste Haare, die ihm über eines seiner Augen fielen. „Zain." Der Junge begrüßte den Schüler wie einen guten alten Freund und holte mit der Hand zum Handschlag aus. Als Zain jedoch nicht reagierte und seinen Gegenüber, der dann wohl Keon sein musste, starr ansah, hielt er inne und prustete leise. „Okay, okay. Versteh schon!" Mari und Jacky ließen sich hinter einem Felsen in Deckung fallen. „Warum bist du wieder hier?" wollte Zain wissen. Seine Stimme war ausdruckslos, fast schon leblos. Gegenüber von ihm zog Keon die Hand zurück und stemmte sie in die Seite . „Muss ich einen Grund haben? Wir waren in einem Team. Freunde. Ja, ich weiß, du hast da so deine Schwierigkeiten mit. Ich kann's nur nicht glauben, dass du uns ausgerissen bist." Zain hob leicht den Kopf. „Aber jetzt bist du hier und hältst mich nicht auf." Als Antwort schnaubte Keon amüsiert. „Heh." Zain zeigte keinerlei Regung, wie als könnte er rein gar nichts fühlen. Das wirkte irgendwie... absurd. Aber so was gab es ja immerhin tatsächlich. „Wie ist das Leben ohne mich? Du drückst brav die Schulbank, huh?" Keon verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lief gelassen vor Zain hin und her. „Gute Noten?" Das Gesicht des Schülers verzog sich kein bisschen. „...Genug mit der Fassade. Was willst du?" Überrascht blieb Keon stehen. Der Team Skull-Anhänger an seinem Gürtel klappert leise gegen sein Hosenbein. Es wurde still zwischen den beiden, bevor Keon die Arme verschränkte. „...Hau ab, Zain. Ich mein's ernst. Ich weiß nicht wann sie aufkreuzen, aber Mele-Mele ist kein sicheres Pflaster mehr für jemanden wie dich." Er schien ernst geworden zu sein. „Zieh Leine, Zain. Bevor ich dich zwingen muss.", „...Komm mit", forderte Zain nach einem weiteren Moment des Schweigens. Als Antwort schüttelte Keon nur den Kopf und lockerte die Arme wieder. „Nein. Ich bleibe bei Skull und du weißt auch, warum. Auf Poni sollte es vorerst sicher sein." Wieder reagierte Zain nicht, stattdessen wandte er sich ab und hob den Blick, als Keon hinter ihm ein letztes Mal die Stimme erhob. „Sei vorsichtig. Du willst nicht wieder DORT landen." Ohne ein weiteres Wort trat Zain den Rückweg an und ließ Keon an der Aussicht zurück.

„Was war das denn?" fragte Mari verwirrt. „Wovon bitte haben sie gesprochen?", „Wir konnten nicht erwarten, dass einer von ihnen fröhlich drauf los plaudert", seufzte Jacky enttäuscht. „Natürlich nicht... Aber eins ist klar. Irgendjemand... will Zain hier definitiv nicht sehen.", „Entweder das...", „...oder?", „...Oder jemand sucht nach ihm.", „Wer würde nach ihm suchen? Und warum?", „Nur er weiß das." Jacky beobachtete Keon, der sich kurz darauf von dem Aussichtspunkt abwandte und ging. „Ich hasse Geheimnisse", murrte Mari. „Das hab ich bei Jayden schon immer so gehasst. Ich bin viel zu neugierig, als dass ich so was aushalte!", „Aber welche Wahl bleibt uns jetzt?" fragte Jacky und warf ihrer Freundin einen Blick zu. „Willst du ihm hinterherrennen und die Antworten aus ihm heraus prügeln?", „Natürlich nicht! Was denkst du von mir?!" fragte diese empört. „Manchmal rennst du eben mit dem Kopf durch die Wand und braucht jemanden, der dich zurück auf den Boden bringt.", „...Danke für's Vertrauen." Mari verzog mürrisch das Gesicht. „Sei nicht so!" Jacky lachte auf und erhob sich aus ihrer Deckung. „Pah. Ich doch nicht. Los, gehen wir zum Strand? Ich möchte mit Milotic zusammen schwimmen!" meinte Mari. „Gute Idee. Dann kann ich gleich über meine Notizen sehen." Jacky nickte einverstanden und trat dann mit ihr den Rückweg an. Im Pokemon-Center machten sie einen Zwischenstopp, wo sie sich ihre Badesachen über warfen. Am Strand rief Mari dann Milotic heraus und schwamm mit ihm lachend im Wasser. Jacky blieb entspannt auf dem Sand sitzen und hatte auf dem Handtuch unter mir ihre Blätter ausgebreitet. Fröhlich seufzend dehne sie ihren Rücken unter der Sonne. „Lass dich nicht anbraten in der Sonne!" rief Mari ihr zu. „Werd ich nicht!" Jacky winkte ihr kichernd zu und stützte dann den Kopf auf ihre gefalteten Hände, während sie über ihre Notizen drüber las.

Sie verbrachten eine Weile am Strand, bis Mari mit Milotic zurück an Land kam. Jacky war in der Zwischenzeit eingedöst. „Hey. Wir sollten zurück gehen. Es wird langsam dunkel." Milotic stupste die Blondhaarige mit der Nase spielerisch an. „Ich stehe ja schon auf..." Verschlafen lächelte sie Milotic zu und setzte sich auf. „Wie viel Uhr ist es?", „Ähm...." Mari nahm ihren Viso-Caster aus ihrem Beutel, den sie für den Badegang abgelegt hatte. „21 Uhr. Die Zeit vergeht schnell.", „Ah... Zu schade." Jacky rieb sich über die Augen. „Ich hatte gehofft, dass wir heute Lili'i einen Besuch abstatten könnten.", „Das machen wir morgen, okay? Versprochen!", „Wie lange wollen wir die Trainerschule noch besuchen?" fragend packte Jacky ihre Sachen zusammen und stand dann auf. „Ich denke, bis Ende der Woche, was meinst du?" Mari legte ein Handtuch um sich. „Es ist jetzt Dienstag... bis Freitag vielleicht wäre keine schlechte Idee.", „Und währenddessen willst du mehr über die ganze Sache mit Zain herausfinden?", „Vielleicht." Mari zuckte mit den Schultern. „In erster Linie sind wir hier, um zu lernen, oder?", „Das stimmt, aber du hattest die Idee, seine Notiz zu klauen und ihm bis zu Route 1 zu folge.", „Ist mir bewusst. Außerdem... glaube ich nicht, dass Zain hier bleibt... Die Warnung von diesem Keon war eindeutig. Wenn er sie beherzigt, dann verschwindet er wahrscheinlich. Und außerdem habe ich seine Notiz nicht geklaut, ich habe sie wiederverwertet!", „Wiederverwertet? So nennst du das?" neckte Jacky sie lachend. „Ja. Hast du ein Problem damit?", „Nein, natürlich nicht. Wegen deiner Idee wissen wir jetzt ein bisschen mehr!" Jacky grinste sie an und lief dann los. „Danke. Geht doch." Mari rief Milotic zurück und folgte ihr ins Pokémon-Center. Dort duschte sie sich und zog sich trockene Sachen über. Dann ließ sie sich aufs Bett fallen. „Hast du deiner Mutter eigentlich schon mal geschrieben?", „Nur wenig. Wenn sie nichts von mir hört, weiß sie, dass es mir gut geht." Jacky schüttelte den Kopf. „Und du?", „Ein bisschen. Mom ist nicht so ultrabesorgt, darum reicht ihr ein kurzes "Hallo, ich lebe noch".", „Dein Vater ist wieder beruflich unterwegs, oder?", „Jupp. Warum?", „Ich war nur neugierig." Jacky schüttelte den Kopf und bemühte sich um ein Lächeln. „Ich dachte nur... vielleicht würde ich meinen Vater hier wiederfinden.", „Hier? Warum gerade hier?", „Oh... Nein, ich mache mir keine Hoffnungen, ihn hier zu finden... Ich meine nur...", „... ist ja auch nicht wichtig. Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber lass dir deine Laune nicht von so was verderben, ja?" Mari lächelte sie an. „Ich bin müde. Wehe, du rennst wieder zum Strand.", „Ja... Das stimmt wohl." Jacky nickte ihr dankbar zu. „Schlaf gut. Diesmal renne ich nicht weg, versprochen.", „Ich hoffe es. Wenn nicht, kippe ich was anderes als eine Wasserflasche über dir aus. Vielleicht ist es das nächste mal heißer Tee. Mein persönliches Siedewasser.", „Das würdest du nicht tun." Jacky lachte. „Sicher?", „Sicher." Jacky setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf. „Wie soll ich sonst meine Wanderschaft mit dir antreten, wenn mein Gesicht verbrüht ist?", „Gutes Argument.", „Ich kann es kaum erwarten, die Mädchen morgen über ihre Gespräche auszufragen...", „Oh Mann, du bist hoffnungslos." Mari lachte nur und öffnete das Menü ihres Viso-Casters, um ihren Tagesbericht abzugeben.  

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt