„Hier." Mari hielt ihm seine Tasse hin. „Danke..." Er nahm die Tasse an und nippte relativ lustlos an seinem Kakao, der inzwischen kalt geworden war. Mari trank ihren mit einem Zug aus und stellte die Tasse zurück auf das Tablett. Als sie zu Jayden sah, der still geworden war, bemerkte sie, dass er versunken in sein Getränkt starrte. „Was hast du?" fragte sie. „Hm?" Er sah sie an und schüttelte nur den Kopf, bevor er seinen Kakao austrank. „Nichts. Gehen wir?", „Ja. Komm." Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er nahm sie und ließ sich ins Freie führen. „Es gibt einige sehr schöne Orte im Wald von Eventura", sagte sie und ließ seine Hand los, als sie in den Schatten der Bäume traten. „Willst du sie gern sehen?", „Schöne Orte, hm?" Er nickte ihr zu. „Ich folge dir.", „Man kann es nicht mit dem Ewigenwald vergleichen, aber... naja, ich bin gerne dort. Komm." Sie lief etwas voraus und führte ihn durch den Wald zu einem kleinen Weiher. „Jacky und ich haben den Weiher immer "Quelle des Friedens" genannt." Sie lachte leise, als sie an dem klaren Wasser stehen blieb. „So etwas wie hier gibt es in Tessera nicht." Vorsichtig stieg er über die Wurzeln der Bäume auf dem Weg zum Weiher hinweg und blieb erstaunt am Wasser stehen. „Whoa..." Schmerbe tummelten sich im Wasser und verwelkte Blätter des vergangenen Sommers trieben verloren auf seiner Oberfläche. „Wie findest du es?", „Wie ein kleiner Fleck Meer im Wald." Er kniete sich zum Weiher und tauchte seine Fingerspitzen in das Wasser. Es war kalt und rührte sich leicht, als er die Finger eintauchte. Mari kniete sich neben ihn und fischte ein vertrocknetes Eichenblatt von der Oberfläche. Wasser ist kalt und rührt sich leicht, als er die Finger eintaucht. Ich knie mich neben ihm hin. „Ihr wart hier bestimmt gerne. Bevor eure Reise begann", murmelte er. „Das stimmt." Mari nickte. „Das ist schon ein Jahr her... Hier, in Eventura, hat alles begonnen.", „Aber noch ist es nicht vorbei.", „Nein." Wind kam auf Mari ließ das Blatt los, das davon getragen wurde. „Das Blütenfest findet in zwei Wochen statt. Wie lange... wie lange willst du eigentlich bleiben, Jayden? Du hast sicher viel zu tun. Viel mehr, als dass du sehr viel Zeit mit mir vergeuden kannst, stimmt's?", „Ich weiß nicht, wann ich dich nach dem Fest wiedersehen werde... Und ich weiß auch nicht, was danach passiert. Das Kloster wieder aufzubauen, wird erst mal mein Leben sein." Er drehte den Kopf zu ihr und sah ihr in die Augen. „Deswegen nehme ich mir die Zeit, die ich jetzt noch hab. Ich bleibe solange, wie du mich ertragen kannst.", „Ich ertrage dich so lange, wie du willst", antwortete sie und zwinkerte ihm vielsagend zu. „Das ist gut zu wissen." Eein Lächeln zog sich über sein Gesicht und er zwinkerte ebenfalls, die Trauer schien zumindest für den Moment vergessen. „Immer doch." Mari stand auf und ging zu einem Baum am Weiher, bevor sie sich zwischen dessen tief reichenden Wurzeln niederließ. „Als ich noch im Kloster lebte, hat mir Nate etwas gesagt." Jayden richtete sich langsam auf und ließ seinen Blick über die Wasseroberfläche schweifen. „'Fühle mit deinen Augen und sehe mit deinem Herzen'... ‚Arceus wacht über uns alle. Sei tapfer und lasse wahr werden, woran du glaubst. Es wird dich beschützen'." Er spannte die Schultern an und schloss die Augen. „Manchmal zweifle ich daran..." Mari musterte ihn an und holte dann den goldenen Anhänger hervor. „Mein Vater hat mal so etwas Ähnliches gesagt. "Manche schöne Dinge können nicht gesehen oder angefasst werden. Sie müssen mit dem Herzen gefühlt werden." Weißt du..." Sie schloss die Hand fest um den Anhänger. „Jeder braucht etwas, woran er sich festklammern kann, wenn alles um ihn herum zu Staub zerfällt. Ich persönlich... denke, dass man an seine Erinnerungen festhalten sollte. Denn sie verändern sich nicht, selbst wenn alles andere sich ändert. Sie machen uns aus...", „Ich wäre verloren, wenn ich sie nicht mehr hätte. Meine Erinnerungen." Er ließ sich neben ihr nieder und winkelte die Beine an. Sein Kopf wat grübelnd an das Holz des Baums gelehnt. „Ohne sie bin ich nichts.", „Das geht jedem so..." Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. „Stell dir vor, du würdest deine Erinnerungen verlieren. Ohne alles aufwachen. Man weiß nie, wie man sich dann verändern würde.", „Ich wäre nicht ich selbst." Sein Arm legte sich um sie. „Es ist, als hätte es mich nie gegeben. Was ich getan habe, oder die Leute, die mir etwas bedeuten... Alles wäre weg.", „...dann gäbe es nur noch jene, die sich erinnern. Und langsam daran zerbrechen... Unsere Erinnerungen sind wertvoll. Wertvoller als jedes Geld.", „Etwas zu vergessen kann ein Segen sein", murmelte er. „...Aber ich würde nichts von meinen Erinnerungen hergeben wollen. Nicht ein bisschen.", „Das kleinste Detail, das fehlt, könnte schon einiges ändern, nicht wahr?", „Hm..." Er nickte leicht. „Hey... Was ist deine Lieblingserinnerung?", „Das hast du mich schon mal gefragt.", „Wie lange ist das schon her?", „Gar nicht mal allzu lange. Es war in der Liga. Als du dich an die Sache mit Kyoka erinnert hast. Ich habe keine Lieblingserinnerung. Es gibt viele Momente, an die ich gerne zurückdenke... Hast du eine? Eine Lieblingserinnerung, meine ich? Du sagtest das Festival in Abidaya sei deine Schönste. Aber ist sie auch deine Liebste?" Er schien darauf keine Antwort zu finden. „..." Mari sah nach oben zum Himmel, der zwischen den kahlen Ästen der winterlichen Bäume hervorschimmerte. „Ich hab eine ziemlich große Auswahl..." Er lachte leise. „Ich meine... Eine Erinnerung besonders zu schätzen, bringt andere in den Hintergrund.", „Man sollte keine vorziehen.", sagte Mari. „Jede Erinnerung ist auf ihre eigene Art und Weise schön und bedeutungsvoll. Nicht wahr?", „Ich hätte es nicht besser sagen können.", „Ich wusste gar nicht, dass ich so wortgewandt bin." Sie lachte und er lachte mit ihr. „Das ist vielleicht nicht das Einzige, das du noch für dich entdeckst. Eure nächste Reise steht schon bald an...", „Hm, ja." Sie seufzte. „Das Jetlag wird mich töten. Sag mal, Jayden?" Sie hob den Kopf wieder. „Wegen... wegen des Rebellenmals. Sagtest du nicht, dass derjenige, der es trägt, von der Klostergemeinde ausgeschlossen wird?", „Das sind die Regeln." Seine Schultern senkten sich, als er seufzte. „Die übrig gebliebenen Schwestern wissen davon, aber sie wissen auch, wie viel mir das Kloster bedeutet. Deswegen muss ich es immer verbergen, wenn ich dort hingehe.", „Tust du das nicht ohnehin schon?", „Schon... Aber ab sofort muss ich noch vorsichtiger sein.", „Hm..." Sie nickte langsam. „Verstehe. Bereust du, dass du es hast?" Er antwortet nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. „Okay..." Mari atmete die frische Luft ein. „Tja... Ich hätte dich gern mal dort besucht. Dir geholfen, da klar Schiff zu machen. Aber die Erinnerungen an diesen Ort...", sie strich dabei über ihren von Narben übersähten Arm, „...sind leider nicht sehr schön." Er greift langsam nach ihrem Arm und zupfte leicht den Ärmel nach oben, um ihn eingehend zu mustern. „Du hast mehr durchgemacht, als du verdient hast... Wegen mir hast du diese Narben.", „Fängt das schon wieder an? Jayden. Ich hab mich freiwillig eingemischt.", „Das ich nicht genug Pokémon hatte, um mich zu verteidigen, war mein Fehler.", „Wenn ich nicht da gewesen wäre, von Anfang an... Wenn ich nie im Kloster aufgewachsen wäre... Was wäre dann passiert? Ich hätte dich wohl nie getroffen... Vielleicht wärst du nie in das Ganze hineingezogen worden." Mari betrachtete ihn von der Seite. „Ich mische mich oft in Dinge ein, aus denen ich mich raus halten könnte. Das ist nicht der Rede wert, Jayden.", „Trotzdem hast du jetzt Narben und Erinnerungen, die du nie hättest haben sollen.", „Ja, ich weiß. Aber weißt du was?", „Was?" Mari sah ihn an und lächelte schmal. „Narben sind ein Zeichen dafür, dass man stärker war als was auch immer versucht hat, einen zu verletzen. Das man überlebt hat." Stumm strich er über die blassen Linien, seine Augen waren dabei halb geschlossen. „Hm...", „Was ist denn?", „Tun sie noch weh?" wollte er wissen und sah nicht auf. „Natürlich nicht..." Mari schüttelte den Kopf. „Gut..." Er betrachtete den Arm ein letztes Mal, bevor er die Hände zurückzog. „Warum sollte es noch wehtun? Es sind keine Wunden mehr. Nur noch Erinnerungen an sie.", „Erinnerungen schmerzen manchmal mehr...", „Das tun sie wirklich..." Mari seufzte nur. „Aber es ist auszuhalten. Ich hab mehr gute Erinnerungen als schlechte." Ihre Antwort schien seine Laune wieder etwas zu heben.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfic"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...