Nach einer Weile trafen sie sich am vereinbarten Punkt. "Wer fängt an?" wollte Mari wissen. "Ich lasse dir gerne den Vortritt, solange du mich und meine Ideen noch erträgst." Jacky grinste wieder. "Guter Plan." Mari seufzte. "Also... ich hab das hier gefunden..." Sie breitete vor ihr ein leichtes, dunkelblaues Sommerkleid mit Ärmeln, die bis zum Ellenbogen reichen und dort von einem weißen Band voller Muster geziert wurden. Das Kleid reichte zu den Knien und hatte um den Taillenbereich ein gleichgefärbtes und gemustertes Band wie an den Ärmeln. "Ich bin schon gespannt, wie es an mir aussieht!" Jacky schnappte das Kleid aus ihren Händen und verschwand hinter dem Vorhang. Kurz darauf trat sie umgezogen wieder hervor und drehte sich vor dem Spiegel. "Was denkst du?" wollte Mari wissen. "Hiermit erkläre ich dich feierlich zu meiner persönlichen Kleiderbeauftragten!" trällerte Jacky begeistert und drehte sich zu ihr. Bitte nicht, dachte Mari sich, überspielte es aber mit einer leichten Verbeugung. "Das ehrt mich sehr.", "Hast du noch etwas gefunden?" Immer noch außer sich vor Begeisterung drehte und wendete Jacky sich vor dem Spiegel. "Hier... Von wegen es gibt kein Schwarz." Mari zeigte ihr ein bauchfreies Top und eine dazu passende schwarze, lockere Hose. Jacky griff danach und Mari wartete, bis sie sich wieder umgezogen hatte. "Tadaa!" Selbstsicher verließ Jacky die Umkleide und legte beide Hände an die Hüfte, als sie vor ihr stehen blieb. "Wow." Mari pfiff leise. "Du trägst nie bauchfreie Sachen. Das solltest du öfter machen.", "Meinst du das ernst?" Jacky kicherte verlegen und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. "Ich finde die Sachen schön... A-aber ich wusste nicht, ob sie auch gut an mir aussehen.", "Sieh in den Spiegel." Plötzlich zögerlich geworden drehte Jacky sich zu dem Glas. "Oh! Äh... Wow..." Mit einer Mischung aus Erstaunen und Zurückhaltung betrachtete sie sich und zupfe nach Worten stammelnd an ihrem Top. Es hatte keine Ärmel. Die Zuversicht von davor hatte sich fast komplett wieder aufgelöst. "S-Sollte ich sowas wirklich öfter tragen?" Sie sah an sich herunter. "Ich habe Angst, dass nur mir das gefällt und allen anderen nicht.", "Ist das dein Ernst? Das sieht genial aus! Das kann man nicht nicht mögen!", "Danke, wirklich." Jacky wirkte gleich wieder viel fröhlicher. "...Könntest auch auch ein Bild von mir machen? Als Erinnerung?", "Klar." Mari fotografierte sie. "So. Erledigt.", "Ich bin schon auf die Antworten gespannt." Noch immer blickte sie dem Spiegel entgegen. "Ich auch. Dir gefälltes wohl sehr, eh?", "Es ist einfach anders", antwortete Jacky. "Ich meine, ich hab immer mal wieder Sachen wie diese getragen, aber das war selten und ewig lange her...", "Ich hab noch was für dich. Das letzte." Mari zeigte ihr eine weite Hose in rot mit weißen und schwarzen Zickzackmustern. Sie war lang, besaß aber winddurchlässigen Stoff. "Die hier sind total bequem.", "Alles hier sieht so aus, als könnte man sie immer und überall tragen und es würde nie unbequem werden." Mit dem letzten ihrer ausgesuchten Kleidungsstücke sah Jacky sich im Spiegel an, dehnte zufrieden die Arme über ihrem Kopf und nickte. "Sie sitzt perfekt!", "Sag ich doch." Mari lächelte. "So, ich wär dann fertig.", "Dann bin ich an der Reihe! Ich hoffe, du bist bereit!" Vergnügt holte die Blondhaarige die Klamotten hervor, die sie ihr zeigen wollte und begann mit einem seidigen, grau-silbernen Poncho. "Ich dachte, zu viele Blütenmuster wären nicht mehr abwechslungsreich genug", erklärte sie ihre Auswahl und hielt ihn ihr hin. "Hmh..." Mari zog sich den Poncho über. "So?", "Mit deinem T-Shirt würde es vielleicht zu warm werden." Nachdenklich verschränkte Jacky die Arme. "Aber du könntest deinen Bikini darunter anziehen, dann könntest du bei jeder Chance schwimmen gehen.", "Äh... meinst du?" Mari musterte sich im Spiegel. "Oh..." Sie zog entschuldigend die Schultern hoch. "Tut mir leid. Ich war mir nicht sicher, ob es dir gefällt, aber ich dachte daran, wie gut dir helle Sachen stehen und wollte einfach...", "Wieso kommst du jetzt auf meinen Bikini?", "Ich meine... Wenn es dir unter dem T-Shirt und dem Poncho gleichzeitig zu warm wird, kannst du das Shirt auslassen und deinen Bikini unter dem Poncho anziehen.", "Ah... Okay, aber meinst du die Farbe passt zu mir? Sehe ich nicht allzu blass aus? Ich mag den Poncho. Wie sehe ich aus...?", "Du siehst fast genauso aus wie die Mädchen vor hunderten Jahren", kicherte Mari und zupfte den Stoff an ihrer Schulter zurecht. "Besonders mit den Federn im Haar.", "Ich bin neuzeitiges Urgestein!" Mari lachte. "Gut, ich nehme das so. Was hast du noch?", "Das hier." Als Nächstes zeigte Jacky ihr ein schwarzes, eng anliegendes Tanktop und eine weite, dünne Stoffhose in der selben Farbe. Dünne, silberne Bänder schlängelten sich quer über den Hüftteil und kreuzten sich dabei in der Mitte. "Und du hast ernsthaft behauptet hier gibt es kein schwarz..." Mari lachte auf und ging in die Umkleidekabine. Nach wenigen Augenblicken kam sie wieder raus. "Ta-daaa!", "Ich musste lange suchen..." gab Jacky ich grinsend zu. "Und ich wollte dich nicht gleich mit vielen Farben überrumpeln. Was denkst du?", "Es ist perfekt!", "Die Hosentaschen sind weit genug, um Dinge mitzunehmen und der Stoff ist dünn genug, damit dir nicht warm wird.", "Perfekt", wiederholte Mari sich. "Sieht das gut an mir aus?", "Jeder Junge würde anfangen zu schwitzen", bestätigte Jacky schelmisch. "Uhm... dann sollte ich es vielleicht nicht so oft tragen. Sonst macht Jayden sich noch Sorgen.", "Oder er ist so begeistert wie ich", fügte Mari grinsend hinzu. "Wir werden ja sehen. Schick ihm doch noch ein Foto! Scherz.", "Oh...?" Jacky hatte bereits den Finger auf dem Display ihres Viso-Casters und blickte auf. "Äh...", "Oh nein.", "Oh doch! Wirf dich in Schale!" Mari seufzte und stemmte dann die Arme in die Seiten. "So?", "...Perfekt!" Lächelnd betrachtete Jacky das Bild und zeigte es ihr. "Huh, ich erkenne mich selbst kaum wieder....", "Ich habe noch etwas gefunden... Vielleicht ist es auch etwas für dich." Jacky hielt ihr als Letztes eine kurze, dunkelblaue Jeans hin, die an manchen Stellen aufgerissen war, sodass die weißen Fäden unter dem blauen Stoff zu sehen waren. "Soll ich wie eine Draufgängerin aussehen?", "Dafür brauchst du solche Klamotten nicht", scherzte Jacky. Mari zog die Augenbrauen hoch. "...Was für ein Image habe ich bitte bei dir?" Dann verschwand sie mit der Jeans in der Umkleide. Wenige Augenblicke später kam sie wieder heraus. "So!", "Ich wusste, dass dir das steht.", "Hah!" Mari machte eine Kampfpose und streckte die Faust nach vorn. "Du bringst es jetzt nur noch stärker zum Ausdruck.", "Ich bin halt die wilde Bestie von uns beiden!", "Ja, das stimmt. Das macht mich dann wohl zur...", sie blinzelte nachdenklich, "...Langeweile?", "Du und langweilig? Pffft... Ruhe vor dem Hurrikan passt eher.", "Ruhe vor dem Hurrikan?" wiederholte Jacky verdutzt. "Ich weiß nicht... Das passt nicht."Doch. Du bist ruhig. Aber... Nur so lange wie's nicht ums Kämpfen geht.", "Und wenn es ums Kämpfen geht?", "Dann pustest du die Leute weg.", "Wenn du das sagst." Verlegen trat sie von einem Fuß auf den anderen. "Ja, das sage ich! Gehen wir zur Kasse?" Jacky nickte einverstanden, kurz darauf verließen sie mit ihren Tüten den Laden. Den Rest des Tages verbrachten sie damit, Malasadas zu essen, am Strand entlang zu laufen und die Sterne zu bestaunen. Am Abend waren sie dann wieder im Pokémon-Center.
"Und? Hat schon wer Nachrichten geschrieben?" wollte Mari wissen. "Vivian hat noch nicht geantwortet, aber Susan und Kattlea sind begeistert." Jacky zeigte ihr zuerst Kattleas Antwort, die nur aus riesigen Smileys mit Herzaugen und roten Ausrufezeichen bestand. ".... Wow. Das sind... ziemlich viele Herzen.", "Wo seid ihr gerade?" begann Susans Nachricht. "Ich muss unbedingt in diesen Laden!! Mari sieht echt super aus!", "Verrätst du's ihr?" fragte Mari. "Warum nicht? Vielleicht kommt sie uns irgendwann mit allen anderen besuchen", meinte Jacky verträumt. "Stell dir das vor... Wir alle am Strand, am Ufer oder im Meer. Wir könnten zusammen Malasadas essen gehen.", "Das wäre super...", "Wir sind aber noch nicht lange in Alola. Jetzt ist noch nicht die Zeit für Heimweh.", "Jepp!" Mari grinste. "Ich bin, ehrlich gesagt, auf Jaydens Reaktion gespannt!", "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Laslow reagiert. Hoffentlich sieht er mich trotzdem noch genauso wie davor." Mari lachte nur. "Was ist so lustig?" Jacky verzog unsicher das Gesicht. "Hör auf, so bescheiden zu sein! Das ist wirklich langweilig!"
Währenddessen wurde Laslow in Tessera gerade von der Krankenschwester besucht. "Und? Wie geht es dir?", "Alles bestens... Mir geht's gut. Na endlich." Er nickte. "Gut... Dann entlasse ich dich hiermit. Du kannst gehen." Jayden wartete bereits ungeduldig vor dem Zimmer und wippte mit dem Fuß auf und ab. "Ich danke Ihnen." Laslow lächelte höflich und verließ das Zimmer. Als er Jayden bemerkte, blieb er stehen. "Guten Morgen.", "Guten Morgen", antwortete er und lockerte die Arme. "Wieder auf den Beinen, huh?", "Wie's aussieht, ja." Der Silberhaarige nickte. "Ich wurde gerade offiziell entlassen. Hm?" Er zog die Augenbrauen hoch, als sein Viso-Caster piepte. Mit fragendem Blick sah Jayden ebenfalls auf seinen eigenen. Sie sahen die von den Mädchen geschickten Bilder. "Oh... heute war bei den Mädels wohl shopping angesagt. Moment mal..." Laslow blinzelte. "Seit wann trägt Mari denn Klamotten, wo mehr als eine Farbe drauf sind?", "Das hat sie bestimmt nicht freiwillig angezogen." Mit einem unbewussten, schmalen Lächeln musterte Jayden das Foto. "Das steht ihr.", "Mhm. Das stimmt." Laslow kommentierte das Bild mit einem Daumen nach oben und betrachtete das nächste. "Bauchfrei hab ich Jacky ja noch nie gesehen.", "Sieht fast wie ein anderer Mensch aus.", "Naja, man erkennt sie noch", scherzte Laslow und schickte einen kurzen Kommentar und scrollte dann weiter. "Oh... und schon sind alle Farben bei Mari wieder weg. Jetzt ist sie wieder komplett in schwarz... Das war ein kurzer Hoffungsschimmer.", "Schwarz passt mindestens genauso gut zu ihr. Ihr scheint's zu gefallen", bemerkte Jayden. "Typisch Mari, oder?", "Jep..." Jayden schmunzelte und rieb sich am Nacken. "Aber dieses Outfut steht ihr auch sehr. Hey... Hoffentlich kannst du mich noch ertragen und mit mir einen Trip durch Tessera machen...?", "Ich bin mir nicht so sicher", scherzte Laslow. "Wie geht's Fiaro? Geht es ihm wieder besser?", "Mit jedem Tag.", "Das freut mich." Laslow lächelte. "Wie groß bist du eigentlich?", "Wieso fragst du?" Jayden schaute überrascht drein. "Aus Interesse. Was dagegen?", "Uhm... Vor ein paar Wochen 1,72.", "Ha! Dann bist du kleiner als ich! Die eine Gaunerin hat mich "Winzling" genannt... Darum hab ich gefragt.", "Bin ich nicht", entgegnete er völlig überzeugt. "Wie alt bist du überhaupt?", "Ich bin siebzehn und stattliche 1,75. Und du?", "Ich bin älter als du und trotzdem...?" schnaubte der Rothaarige fassungslos. Laslow lächelte schmal. "Du bist 18?", "Mm." Er nickte, immer noch ungläubig. "Habe ich dein Weltbild zerstört?" fragte Laslow. "Nein! Du bist kaum größer als ich!", "Naja. Drei Zentimeter. Mari ist kleiner als du. Ich schätze mal... 1,64? So in dem Dreh. Wie alt ist sie eigentlich? 16?", "Ja. Wenn sie größer als ich wäre, wäre mein Weltbild wirklich zerstört", scherzte Jayden. "Mari ist eigentlich recht zierlich..." murmelte Laslow. "...aber dann könnte ich verstehen, dass dein Weltbild zerstört wäre.", "Du bist ja sehr empathisch.", "Ich weiß. Was machen wir heute? Dafür sorgen, dass das Fenster repariert wird?", "Ich hab mich schon darum gekümmert. Die Handwerker sind schon den ganzen Morgen lang beschäftigt. Ich brauche einen Tag Auszeit und wollte in die Innenstadt.", "Was willst du denn da?", "Durch die Stadt laufen." Ratlos kratzte er sich am Hinterkopf. "Leute beobachten. Einmal nicht ständig die Klostermauern sehen.", "Huh.... Wie wär's mit einem Kampf?", "Ein Kampf?", "Klar. Warum nicht? Das ist erheblich aufregender als Leute zu beobachten. Seit der Liga habe ich keinen einzigen Kampf mehr bestritten... den gestern mal ausgenommen.", "Hm... Das wird aber nur ein kurzer Zeitvertreib, wenn du mich fragst." Er legte die Arme entspannt hinter den Kopf. "Wieso?" fragte Laslow. "Der Kampf ist vorbei, bevor er angefangen hat. Ich hab den letzten Kampf gewonnen.", "Knapp. Bilde dir nicht zu viel drauf ein.", "Nicht?" neckte Jayden ihn vergnügt. Laslow ging nicht darauf ein, sondern rollte nur gespielt genervt mit den Augen. "Gehen wir.", "Na schön." Jayden nickte und lief mit Laslow los.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfiction"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...