Inzwischen hatte Jacky sich unter eine Gruppe von Ninja gemischt. Jeder von ihnen hielt ein altes, traditionell wirkendes Instrument in den Händen. Sie nickten, als sie ihnen etwas vorschlug und deuteten dann auf das Zentrum des Platzes, zu dem Jacky sich anschließend begab. „Ah. Bestimmt tanzt sie jetzt", murmelte Mari. „Warum machst du nicht mit?" stichelte er leise. „Hm... vielleicht... weil ich nicht tanzen kann? Ich bin mir aber nicht ganz sicher.", „Wirklich?" Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Mhm. Oder vielleicht, weil.... Nein. Ich kann nicht tanzen. Ende der Durchsage.", „War einen Versuch wert." Er musste grinsen. „Du willst mich so gerne tanzen sehen, mh? Tja... Pech gehabt. Nicht mit mir. Nicht in diesem Leben. Nicht auf dieser Welt.", „Hey, ich bin nur der Meinung, dass man offen für neue Hobbys sein sollte." Abwehrend hob er die Hände. „Ja. Schon klar. Tanzen wird aber nie zu meinem Hobby!", „Hahaha... Ist ja schon gut! Friss mich nicht auf!Sind Tänze in Alola nicht ganz groß geschrieben? Das wird auf Dauer wohl echt nicht einfach für dich", bemerkte er und sah wieder nach vorne. „Erinner mich bloß nicht dran", knurrte sie, steckte den Anhänger wieder weg und verschränkte die Arme.
Jacky hatte sich inzwischen auf den Boden gekniet. Ihre Augen waren konzentriert geschlossen und die Fächer lagen noch zusammengefaltet in ihren Händen auf dem Schoß. Es war still im Dorf geworden. Jeder hatte sich ihr und den Musizierenden zugewendet, die im letzten Moment leise Worte untereinander austauschten, bevor sie sich bereit machten. Nur das Säuseln des Windes ist der einzige Ton, der über den Dorfplatz strich, bis ein Zupfen der Saiten von einem der Instrumente den ersten Takt vorgab. Wieder war es ruhig und es vergingen wenige Herzschläge, bis der nächste, tiefe Ton und Jackys erste Bewegung folgten. Sie griff nach den Fächern und überkreuzte mit vorsichtiger Präzision ihre Arme. Ein dritter Ton ertönte und wurde nun von den anderen Instrumenten begleitet und sie breitete im Rhythmus der Musik die Fächer in ihren Händen aus. Unter den Klängen der Flöten und den Takten der Koto zog sie die Arme wieder an, breitete sie dann in einer eleganten Halbkreisform über ihrem Kopf aus und erhob sich plötzlich mit einer fließenden Drehung auf ihre Fußspitzen. Der Tanz schritt voran und die Musik gewann an Tiefe. Jeder ihrer Schritte war fast schon federleicht. Mari sah ihr zu. „...Sicher, dass du es nicht einmal...?" schlug Jayden leise vor und neigte den Kopf zur Seite. „Jayden." Sie schielte zu ihm. „Welchen Teil von 'Nein' hast du nicht verstanden? Das 'Ne' oder das 'In'?", „Okay, okay", murmelte er und gab auf, musste aber trotzdem lächeln. „Ich kann nicht anders." Mari rollte nur genervt mit den Augen.
Die Musik erreichte ihren Zenit und so auch Jackys Tanz. Der weiße Stoff ihres Kimonos flatterte hinter ihr her, als ihre Bewegungen an Stärke und Zuversicht gewannen. Das Finale nahm ihre gesamte Konzentration ein. Die silbernen Blüten auf ihren Fächern erstrahlten unter dem Mondlicht und verliehen ihren letzten Schritten bis zum Ende einen mystischen Glanz. Nach einer finalen Drehung verfiel sie in eine letzte Pose und verharrte, beide Arme waren nach oben gestreckt und angewinkelt, die Fächer überkreuzten sich über ihrem Kopf und ihre Augen waren erneut geschlossen. Der Applaus der Ninja nahm die darauf folgende Stille ein, bevor sie von einigen weiblichen Ninja, unter ihnen auch Katara, belagert wurde. „Wann hast du das gelernt? Das hast du wirklich gut gemacht!", „W-wirklich? Also..." Jacky steckte die Fächer zurück und suchte verlegen nach Worten. „Ja, wirklich!" Katara nickte. Jackys lachte peinlich berührt und trat von einem Fuß auf den anderen. „Danke! Ich hab mir das selbst beigebracht... Ich dachte, ich könnte euch damit vielleicht eine Freude machen.", „Das hast du!" Die Ninja waren mehr als begeistert. „...Ich weiß gar nicht, warum sie sich darüber so einen Kopf gemacht hat", murmelte Mari. „Sie hat's doch total gut gemacht.", „Fand ich auch." Jayden stimmte ihr zu. „Vielleicht sollte man Lampenfieber nicht unterschätzen.", „Sollte man nicht. Aus deiner Sicht ist das eh eine schwere Krankheit.", „Hab ich nie gesagt!" verteidigte er sich. „Aber gedacht! Dafür muss ich nicht mal Gedanken lesen!" erwiderte sie. Er murrte etwas kaum hörbar vor sich hin und drehte den Kopf zur Seite. „Sind wir jetzt beleidigt?", „Ich bin nicht beleidigt." Er sah zu ihr und hob leicht den Mundwinkel an. „Du hast heute wohl Spaß daran, andere zu ärgern, hm?", „Ich hatte selten so viel Spaß." Sie grinste nur breit. „Jetzt verstehe ich auch, warum du das so gerne bei mir gemacht hast.", „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest." Gespielt unschuldig zwinkerte er ihr zu und streckte die Hand aus, um ihr eine Strähne von der Stirn zu fegen. „Ja klar. Ganz bestimmt. Gibt es irgendeinen Grund, warum ich dir das nicht glaube?", „Sag du's mir", entgegnete er schelmisch und hob die Augenbrauen. „Hmmm.... Geheimnis." Sie grinste breit und ging dann zu Jacky. „Starker Auftritt." Sie klopfte ihr auf die Schulter und grinste. „Ich war so aufgeregt..." Jacky erwiderte ihr Grinsen und verbarg ihre noch leicht zitternden Hände. „Ich bin froh, dass ich nicht gestolpert bin!", „Hah. Das wärst du bestimmt nicht, glaub mir. Die Ninja himmeln dich schon an.", „D-du übertreibst." Mit tiefrotem Gesicht winkte sie kichernd ab. „Das glaube ich tatsächlich nicht." Mari sah sich um. „Hmm.... Jup. Definitiv nicht. Einige Ninja unterhielten sich gedämpft über ihre Performance, andere, jüngere Ninja versuchten selbst, sie zu imitieren. „Wow... Ich hätte nie gedacht, dass..." Sprachlos schüttelte Jacky den Kopf und ihr Mund stand leicht offen. „Ich hab's dir ja gesagt." Mari grinste breit und sah dann nach oben zum Himmel. „Hm....", „Was ist?" Sie folgte ihrem Blick nach oben. Die Sterne schimmerten im Saphirblau wie funkelnde Kristalle. „Ach nichts... Aber ist dir schon aufgefallen, dass das das erste Mal ist, das wir hier sind und nicht in Kämpfe verwickelt sind? Es ist das erste Mal, dass hier Frieden herrscht, während wir hier sind.", „...Du hast recht." Als Jacky das realisierte, blinzelte sie erstaunt. „Wir haben hier etwas Großes erreicht. Wer weiß, wie lange sich beide Dörfer noch bekriegt hätten, wenn...", „Hm..." Mari nickte leicht. „Und ist dir aufgefallen, dass sie sich untereinander fast wie die besten Freunde verhalten? Sieh dir nur mal Tama und Haruka und Sakura an. Die Ninja aus Saokos und Saizos Klan haben sich hier vermischt... Die ehemalige Feindschaft scheint fast kaum noch sichtbar zu sein.", „Wie ein großes Dorf", bestätigte Jacky erfreut und verschränkte ihre Hände. „Stell dir nur vor... Das Gleiche könnten wir in Alola bewirken.", „Hm... Ja.... das wäre wirklich schön. Oh..." Ihr Blick fiel auf Saoko, der sich mit Saizo unterhielt. „...Saizo hat sich heute eher unauffällig verhalten. Ich habe ihn kaum gesehen.", „Er war auch nicht bei der Fächerjagd dabei", bemerkte Jacky überrascht und beobachtete die beiden Oberhäupter ebenfalls. „Was hat er die ganze Zeit getrieben?" fragte Mari eher sich selbst als sie. „Ich wüsste nur zu gerne, worüber sie reden.", „Vielleicht ist Saizo einfach der Ruhigere von den beiden", schätzte Jacky fragend, war aber genauso neugierig wie sie. „... Hm. Wir sollten nicht die Gespräche von Erwachsenen belauschen." Mari winkte ab. „Ich glaube, das werden wir nie erfahren.", „Saizo und Saoko waren mal gute Freunde. Vielleicht ist das ihr eigener Schritt in eine neue Richtung.", „Wer weiß. Lassen wir sie. Komm. Wir sollten uns unters Volk mischen.", „Okay. Komm mit!" Jacky winkte sie zu sich und lief dann eilig los. Mari folgte ihr.
„...und dann ging alles ganz schnell und das Golbat lag am Boden!" Tama gestikulierte eifrig vor einer Gruppe junger Ninja mit den Händen. „Und dann kam das Knakrack und sein Feuer war ganz heiß!" Mari schmunzelte nur. „Was für eine Geschichte erzählst du da, Tama? Du fasst doch nicht etwa den Kampf zusammen, oder?", „Na klar tue ich das!" Lachend drehte er sich zu ihr. „Der Kampf war Wahnsinn!", „Och..." Sie lachte nur. „...Das war nichts Besonderes. Mal sehen, ob ich Jayden heute wieder schlagen kann, oder ob's diesmal wieder nicht klappt." Sie sah zu Jacky. „Was meinst du?", „Ihr beide seid auf der gleichen Wellenlänge", antwortete diese. „Ich glaube, niemand ist wirklich schwächer als der andere.", „Hm... das stimmt. Vielleicht wird's ja ein Unentschieden.", „Vielleicht." Jacky lächelte sie an. „Ich stehe jedenfalls auf deiner Seite.", „Das bedeutet mir wirklich viel." Mari knuffte sie in die Seite. Jacky lachte verlegen. „Wenn du das sagst...", „Bei den beiden mehr oder weniger offiziellen Kämpfen, die ich und Jayden bestritten haben, hat jeweils einer von uns verloren", erinnerte sich Mari. „Wenn ich unseren Übungskampf in Eventura dazu rechne, habe ich einen Sieg mehr. Es wird spannend.", „Noch ist es ein Unentschieden." Jacky nickte zustimmend und mustert esie nachdenklich. „Denkst du, du kannst gegen ihn gewinnen?", „Hmm... Das ich es schon mal geschafft hab, heißt nichts. Ich werd mir kein Urteil im voraus erlauben.", „Hm... Er hat sein Galagladi schon vor dem eigentlichen Kampf oft eingesetzt. Vielleicht bringt ihm das jetzt einen Nachteil.", „Stimmt. Guardevoir habe ich eine Pause machen lassen... Naja. Wir werden ja sehen, wie's endet.", „Sehe ich genauso." Jacky nickte leicht. Inzwischen hatte sich Tama wieder den anderen Kindern zugewandt und beschrieb den Kampf von davor mit neuem Elan. „Ich glaube, der Kampf eben hat besonders die Jüngeren beeindruckt... So was sehen sie vermutlich nicht allzu oft.", „Davon gehe ich aus. Du bist fast schon wie ein Vorbild für sie.", „Hahaha.... Naja. Die Sache mit den brennenden Felsen war wohl ein kleiner Geniestreich am Rande.", „Stimmt, sie sahen aus wie Meteoriten", seufzte Jacky fasziniert, ihre Begeisterung war fast so groß wie die der Kinder. „Bestimmt reden sie noch tagelang darüber.", „Ach, hör doch auf!Du machst mich noch verlegen.", „Sei nicht so. Kein Grund, bescheiden zu sein!" Mit einem breiten Grinsen legte Jacky den Arm um ihre Schulter. Mari schmunzelte. „Jeez. Okay, okay. Haha... Die Zusammenarbeit zwischen uns hat gut geklappt.", „Vielleicht seid ihr bei diesem Punkt doch eher Partner als Rivalen?" neckte Jacky sie. „Naaah... Ich glaube, Jayden wird nie aufhören, mich als Rivalin zu sehen.", „Ich glaube, du hast recht." Sie ließ sie wieder los und faltete nachdenklich die Hände zusammen. Ihr Blick schweifte in die Ferne. „Ich frage mich, ob..." Ihr Satz wurde von Saokos lauter Stimme unterbrochen: „Es ist soweit! Der letzte, große Kampf dieser Nacht wird das diesjährige Fest beenden." Mari sah auf. „Oh... es geht schon los?", „Bist du schon bereit?" Tama sah aufgeregt zu ihr auf. „Ja." Sie nickte. „Ich bin immer bereit." Damit lief sie vor zu Saoko. „Gleiches gilt für mich." Jayden stieß zu ihr und blieb an Saokos Seite stehen. „Sorgen wir für ein Finale, das dem Fest würdig ist, okay?", „Das dürfte kein Problem sein. Wir machen es wie in der Liga." Sie sah ihm in die Augen. „Liefern wir einen Kampf ab, an den sie sich erinnern werden.", „Abgemacht." Ein Funke von Schelm glomm im Grün seiner Augen auf, als er ihr die Hand zum Handschlag hinhielt. „Auf einen guten Kampf.", „Ja." Sie schlug ein und lächelte warm und voller Vorfreude. Auf seinem Gesicht zeichnete sich auch ein Lächeln ab. Alle Bewohner der beiden Dörfer hatten sich um sie herum versammelt- oder, um es genauer auszudrücken, gedrängt- und auch Saizo trat nun zu ihnen. „Dies soll ein Kampf sein, der einen neuen Weg für die Helden so wie für uns ebnet. Nicht einen der Feindschaft wie zuvor.... Dieser Kampf soll für eine ewig währende Bindung der Freundschaft und des Verständnisses stehen." Neben ihm stimmte Saoko mit einem ruhigen, erwartungsvollen Nicken zu. „Zu lange wurden wir von grundloser Feindseligkeit getrennt. Die Zeit ist nun vorbei." Mari trat zurück und stellte sich kampfbereit auf. „Zeit für den Showdown des Tages. Möge er Freundschaft in euer aller Herzen säen!", „Gib alles!" jubelte Jacky am Rand des Feldes und winkte ihr zu. „Ich hätte es nicht besser sagen können. Fangen wir an!" Jayden hatte sich ihr gegenübergestellt. „Guardevoir!" Mit einer eleganten Drehung und ausgebreiteten Armen erschien das Fee-Pokémon auf dem Feld, bevor es eine Verbeugung machte. Die zuvor zugefügten Wunden schienen vergessen, als es sich wieder aufrichtete. „Galagladi!" Das stille Kampf-Pokémon betrat mit verschränkten Armen das Feld und sein Blick durchbohrte seinen Gegner.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfic"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...