Alola-Kapitel: Folter am frühen Morgen

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„Oh nein..." Jacky war noch nicht eingeschlafen und wühlte hoffnungslos durch ihren Beutel. „Das kann nicht wahr sein...", „Was hast du denn?" Mari sah auf. „Ich muss mein Tagebuch in Einall vergessen haben. Ich wollte es hier weiterführen, weil ich es auf unserer letzten Reise sehr vernachlässigt habe..." seufzte sie niedergeschlagen und kniete auf ihrem Bett. „Oh..." Mari lachte leise. „Wie schusselig von dir." Dann legte sie ihren Kopf auf das Kissen. „Naja... ich leg ich jetzt jedenfalls aufs Ohr.", „Hm..." Leise vor sich hin fluchend nickte Jacky ihr zu. „Okay. Gute Nacht.", „Schlaf gut!" Mari verkrümelte sich unter die Decke und schlief darauf kurz und fest, während die Sterne die Nacht Alolas zahlreicher und heller als je zuvor schmückten. Das Meerrauschen vom Strand war selbst bis ins Pokémon-Center durch das offene Fenster zu hören. Nachdenklich blickte Jacky durch die Glasscheibe und dann zurück auf ihr Bett. Wenige Momente vergingen, bis sie sich kurzerhand ihren Beutel schnappte und sich außerhalb des Centers an den Strand setzte. Die Wellen bäumten sich im Meer auf, bevor sie sich über den kalten Sand ergossen und sich wieder zurück zogen. Ihr Rauschen erfüllte die Luft wie die Melodie eines wohlbekannten Liedes. Das Mädchen genoss die Ruhe und das Gefühl von salziger Luft an ihrer Haut so sehr, dass sie nicht merkte, wie müde sie geworden war. Ihre Augen fielen zu und sie ließ sich von den Klängen der Wellen in den Schlaf schwemmen.

Am nächsten Morgen wachte Mari auf und wollte aufstehen, blieb aber mit dem Fuß irgendwo in ihrer Bettdecke hängen und knallte der Länge nach außerhalb des Bettes auf den Laminat-Boden. „AUTSCH!!!! Ugh..." Verschlafen richtete sie sich wieder auf und hielt sich den Ellenbogen. „Grr... das tat weh..." Dann bemerkte sie, dass Jacky nicht da war. Das Bett ihrer Freundin sah so aus, als hätte niemand in der Nacht auf ihm geschlafen. „Huch? Wo ist Jacky denn?" Sie sah sich im leeren Zimmer um. „Vielleicht draußen...?" Immer noch schläfrig schlurfte sie nach draußen und sah sich dort um, bis sie den Weg zur Strandpromenade einschlug. Bald erkannte sie Jackys Gestalt am Strand. Die Blondhaarige hatte sich auf dem Handtuch unter sich zusammengekauert und schnarchte tief und fest vor sich hin. „Ist sie ernsthaft hier eingepennt?" Mari verschränkte die Arme, bevor ein böses Grinsen auf ihrem Gesicht erscheint. „Hehehe... Mich in der Nacht alleine zu lassen, ist wirklich gemein. Dann werde ich mir heute was Schönes zum Wecken ausdenken..." Sie zog eine Wasserflasche aus ihrer Tasche und kippte sie prompt über Jacky aus. „...Mmm... nh?" Unwissend murmelte Jacky vor sich hin und schlug kurz darauf langsam die Augen auf. „Was...", „Was genau machst du hier?" fragte Mari und drehte die Flasche wieder zu. „Mich alleine zu lassen ist echt nicht nett.", „I-ich war noch nicht müde und wollte noch einmal an den Strand... und dann, na ja..." Verschlafen rieb sie sich über die Augen und setzte mich auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass alles an ihr nass war. Erschrocken zuckte ihr Blick zu der nun leeren Wasserflasche in Maris Hand. „Ach, wirklich?" Mari sah gespielt beleidigt auf sie herab. „Wirklich. Mich so zu wecken ist ebenfalls echt nicht nett.", „Tja. Ich bin gemein und das weißt du auch. Jetzt steh auf und beweg deine vier Buchstaben ins Pokémon-Center, sonst können wir das Frühstück vor der Schule vergessen. Wir haben eine dreiviertel Stunde, bevor wir da sein müssen.", „Ist es schon so spät?" Müde und eilig zugleich stand ich auf und rollte das Handtuch zusammen. „Ja, ist es.", „Was steht heute an?" Wieder im Pokémon-Center angekommen richtete Jacky eilig das Frühstück an. „Sport, Kampf-Praxis, Typenkunde. Und danach Fähigkeitenlehre.", „Hoffentlich zerbricht mein Kopf nicht vor lauter Zuhören... oder mein Rücken vom stundenlangen Sitzen.", „Stell dich nicht so an!" Mari lachte. Jacky lachte mit ihr und griff dann beim Frühstück beherzt zu. „Du hast recht... Auf was freust du dich heute am meisten?", „Rate mal.", „Hm... Sport?", „Garantiert." Mari schüttelte den Kopf. „Nein. Natürlich auf Kampf-Praxis!", „Aber du betrittst nicht gerade neues Terrain. Wir haben schon oft gegeneinander gekämpft.", „Ja. Aber das wird wahrscheinlich das letzte Mal mit unseren alten Pokemon sein.", „Das stimmt... Wenn wir unsere Inselwanderschaft antreten, müssen wir uns auf der Reise neue Pokémon fangen.", „Schade eigentlich.... aber es ist nicht anders."

Nach dem Frühstück erschienen sie kurz vor knapp in der Sporthalle. „Ihr seid fast zu spät." Am Rand der Schülermenge stand Zain. Seine lilafarbenen Augen musterten sie distanziert. „Ist uns auch aufgefallen... wir haben etwas verschlafen." Dabei warf Mari Jacky einen vielsagenden Blick zu. „Wir sind nur froh, dass wir es rechtzeitig geschafft haben", fügte Jacky hinzu. „Okay." Zain wendete sich von ihnen ab und lief los, als der Turnraum geöffnet wurde. „Es macht keinen so guten Eindruck, als neue Schülerinnen am zweiten Tag zu spät zu kommen..." murmelte Mari und folgte den anderen in die Halle. „Ich hoffe, die Lehrerin oder der Lehrer kann es uns verzeihen. Wir sollten uns etwas anderes zum Sport anziehen.", „Hm... da hat die Zeit gefehlt..." murmelte Mari. „Ich gebe euch fünf Minuten. Beeilt euch." Die Sportlehrerin bemerkte die beiden und notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett. „Wenn ihr länger brauchst, lauft ihr fünf Runden extra.", „Oh shit." Wie eine Irre stürmte Mari sofort in die Umkleide. Hastig folgte Jacky ihr, konnte sich dabei aber das Lachen nicht verkneifen. „Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst. Das ist schon lange her und vielleicht erinnerst du dich nicht, aber..." In der Umkleide wechselte sie schnell ihre Klamotten, schaffte es aber, nebenbei zu reden. „Damals in der Trainerschule in Alola bist du auch einmal zu spät zum Sportunterricht gekommen. Die Lehrerin mochte niemanden in der Klasse sehr und hat immer die Chance genutzt, sich bei den Eltern über uns zu beschweren. Als du zu spät kamst, wollte sie genau das machen, aber...", „Aber was?" Mari entledigte sich schnell ihrer Sachen und streifte sich ein bauchfreies, grau-gelbes Top über und zog eine schwarze Sportleggins an. „Aber als sie die Anwesenheitsliste holen wollte, um später einen Beweis für dein Zuspätkommen zu haben, war die Liste nicht mehr da." Nebenbei schnürte Jacky sich die weißen Turnschuhe zu und zupfte das dunkelblaue, simple T-Shirt zurecht. „Ich hatte sie in meinem Schulranzen versteckt, damit du keinen Ärger bekommst.", „Ach jaaaaa, stimmt!" Mari lachte auf. „Uff, dass war lange her." Sie zog ihre Sportschihe an und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz. „Du hinterlistiges, kleines Biest! Sie war nicht sehr amüsiert drüber.", „Ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst und es war mir egal, ob ich deswegen in Schwierigkeiten stecke." Stur schüttelte Jacky den Kopf und steckte ebenfalls ihre Haare hoch. „Hahaha, das Gesicht der Sportlehrerin war so rot wie eine Amrenabeere. Kein Witz. So, wir liegen gut in der Zeit. Nichts wie raus." Ihr recht bescheidenes Sportoutfit entblößte weitere Narben an ihrer Hüfte, die vorher verborgen gewesen waren. „Ich will nicht mehr Runden rennen als nötig."

Die Lehrerin erwartete sie bereits und versammelte die Klasse in der Halle. „Alola zusammen und guten Morgen! Heute starten wir wie immer mit einer Aufwärmphase! 10 Minuten Joggen - wer dazwischen normal läuft, kann die Turngeräte alleine aufbauen!" Maris Gesicht verdüsterte sich sofort. „...Na klasse... ich und Ausdauer...", „Komm schon! Es geht los!" Kichernd griff Jacky nach ihrem Arm und zog sie mit sich. „Okay, ich komme schon!" Die Schwarzhaarige lief mit ihr mit. „Sieh das als nächste Tanzstunde an! Ausdauer ist wichtig für jede Choreografie.", „Na super. Dann hab ich echt zu tun!"

Nach den 10 Minuten war Mari schon außer Atem und rang fix und fertig nach Luft. Sie stützte sich auf den Knien ab, um nicht zusammen zu brechen. „Ich sterbe...", „Das waren doch nur ein paar Minuten..." meinte Jacky. „Ein paar? Zehn. ZEHN!!!", „Es hätten fünfzehn werden können, wenn wir nicht rechtzeitig fertig geworden wären!", „Wow, das motiviert mich jetzt aber!" keuchte Mari. „Die anderen bauen schon die Turngeräte auf." Jacky beobachtete, wie die Schüler Schwebebalken, Sportmatten und andere Gegenstände in die Halle trugen. Mari seufzte. „Nicht mal eine Pause bekommt man hier zugeschrieben..." Dann packte sie murrend beim Aufbau der Barren an. Als alle Sportgeräte an Ort und Stelle standen, stellten sich alle in einem Halbkreis um die Lehrerin auf, um auf ihre Anweisungen zu warten.  

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt