"Du musst so stehen, dass du jederzeit bereit wärst, mit einer Aufführung zu beginnen!" Jacky ignorierte ihre Grimasse und lief aufmerksam um Mari herum. "Lockere Arme, gerader Stand, gehobene Brust und Kinn und Spannung in deinen Zehenspitzen... Versuch es mal!" Mari rollte demonstrativ mit den Augen und versuchte widerwillig, so gerade wie möglich zu stehen. Sie lockerte die Arme und hob das Kinn an. "...So?", "Dein Rücken ist schief." Vorsichtig legte Jacky die Hand an ihre Seiten und drückte sie in die richtige Richtung. "Zieh die Schultern etwas zurück und die Brust noch etwas mehr nach vorne! Tun deine Zehen schon weh?", "Himmel, das ist jetzt schon kompliziert! Und ich komme mir total bekloppt vor!" Mari versuchte, ihre Mängel in der Haltung auszugleichen. "Kompliziert? So laufe ich jeden Tag...", "Ja, kompliziert!", "Du gewöhnst dich daran. Wenn man tanzen lernen will, muss man jeden Tag auf diese Weise gehen.", "Von 'wollen' ist hier nicht die Rede! Eher von 'müssen', wenn du mich fragst." Jacky lachte nur, während sie zurücktrat und sagte stattdessen: "Ich hoffe, du erinnerst dich noch daran, wenn du Jayden besuchen gehst. "Sieht für den ersten Versuch wirklich gut aus... Versuch doch mal an einer Drehung!", "Ich werde unter Garantie nicht jeden Tag so rumlaufen!" protestierte Mari und versuchte eine Drehung. "So?", "Hm..." Jacky legte die Hand prüfend an ihr Kinn. Ihre Augen musterten sie von oben bis unten. "Du machst das wirklich gut!" lobte sie Mari nach einer Weile und faltete lachend die Hände. "Ich weiß nicht, warum du dich so sehr versteckst...". 'Sie hat sich bei der Drehung kaum noch auf den Füßen halten können und ihre Arme sind in alle Richtungen geflogen... Aber das lässt sich richten.', "Du siehst so aus, als hättest du trotzdem zu meckern.", "Ich habe nichts „zu meckern". Tänze sind in Alola von großer Bedeutung und auch, wenn es nur wenige Schritte sind, die ich dir in der Zeit beibringen kann... Ich bin mir sicher, dass sie dich weiterbringen werden.", "..." Maris Begeisterung hielt sich sichtlich in Grenzen. "Okay, beeil dich. Dann hab ich's schneller hinter mir." Sie versuchte noch eine Drehung. "Ah, schon viel besser!" Jacky nickte begeistert. "Am Besten läufst du ab jetzt immer mal wieder so wie jetzt gerade. In regelmäßigen Abständen, damit dein Körper Zeit hat, sich daran zu gewöhnen.", "Okay. Aber definitiv nicht, wenn Jayden dabei ist.", "Schämst du dich?", "Nein. Ich will nur nicht aussehen, als hätte ich einen Stock verschluckt.", "Sehe ich etwa so aus?", "Hmm..." Mari tat so, als müsste sie scharf darüber nachdenken. "Ein wenig", sagte sie dann zwinkernd. "H-hey!" Jacky blickte verletzt drein, was Mari dazu brachte, lauthals loszulachen. "Ich mache doch nur Spaß.", "Ich hoffe es! Ich weiß, dass du nichts eher lassen würdest, als das Tanzen, aber... Ich habe einfach das Gefühl, dass es dir helfen wird.", "Helfen? Wie denn?", "Ich weiß nicht... Es ist nur ein Gefühl.", "Hm." Mehr sagte sie dazu nicht. "Okay, was ist Lektion 2?", "Die machen wir beim nächsten Mal", kicherte Jacky und deutete auf ihre Füße. "Glaub mir... Wenn deine Haltung richtig war, schmerzen deine Zehen für eine Weile.", "... Tun sie ein wenig. Hoffentlich verschwindet das beim Fliegen.", "Bestimmt. " Jacky nickte zuversichtlich. "Na wenigstens etwas. Na dann." Mari sah auf die Uhr. "... Okay... es ist Zeit. Du schleppst den Korb." Fies grinsend zwinkerte sie. "Ich hab ihn her geschleppt. Du schleppst ihn zurück. Gleiches Recht für alle!", "Das ist nur fair", stimmte Jacky ihr zu und räumte die Sachen zusammen. "Stimmt." Mari nickte grinsend und wartete auf sie, bevor sie neben ihr her zurück schlenderte. "Ich grüße Gwin, Kaio und die anderen von dir, ja?", "Du musst mir alles erzählen, wenn du wieder da bist!" ächzte Jacky kichernd unter der Last des Korbs. "Zu Befehl." Die Schwarzhaarige salutierte aus Spaß und grinste.
Als sie in der Stadt ankamen, nahm Mari ihr den Korb ab. "Na dann. Wir sehen uns, ja?", "Sei vorsichtig." Jacky nickte und umarmte sie fest. "Kein Problem. C'ya!" Mari wartete, bis Jacky sie wieder losgelassen hatte, lief dann zum Haus und brachte den Picknickkorb weg, bevor sie auf Panzaerons Rücken stieg und mit ihm in die Luft schoss. Während des Fluges tippte sie auf ihrem Viso-Caster herum und klingelte Gwin an.
"Hey, Mari!" Es dauerte nicht lange, bis der Anruf angenommen wurde. "Was gibt's?, "Moin, Gwinny! Ich dachte mir, dass ich mal in Stratos vorbei schaue, um zu sehen, wie es dir und den anderen Waisen so geht. Ich wollte fragen, wo genau ich euch finde.", "Cool, dass du mal bei uns vorbeischaust!" rief er begeistert aus. "Wir sind in Stratos City am Stadtrand, Richtung Route 4. Das Haus steht etwas außerhalb von den anderen, kannst uns gar nicht verfehlen.", "Alles klar! Bis später!" Sie legte wieder auf und steuerte dann mit Panzaeron auf die Großstadt zu. Sie glitt auf ihm über die hohen Häuser hinweg, bis sie die Route sehen konnte und auch das Haus erspähte. Panzaeron setzte zum Sinkflug an und landete davor auf dem Boden. Mari stieg ab und streichelte es, bevor sie klopfe. "Schön, dich wiederzusehen." Gwin begrüßte sie erfreut und hielt ihr die Hand zum Handschlag hin. "Wie kam's zu der Ehre?" Mari schlug ein. "Ich hab keine Ahnung, was ich mit meiner Zeit anfangen soll, glaube ich... Deswegen dachte ich, ich statte euch mal einen Besuch ab.", "Du hast zu viel Zeit? Hätte nie gedacht, dass ich das mal höre. Umso besser." Er winkte sie zu sich und wandte sich dem Haus zu. "Hereinspaziert!"Das simple Hausäußere ähnelte dem Inneren kein bisschen. Alte, aber bequem wirkende Sofas waren über den gesamten Teil des riesigen Zimmers verteilt, in dem auch die Küche einen Platz gefunden hatte. Bunte Tücher wurden als Dekorationen über die Decke hinweg gespannt und das Hab und Gut jedes Waisen einem Zweck zugeordnet. "Wow..." Mari sah sich um. "Das hat Stil. Sieht gemütlich aus hier drin.", "Wir haben uns echt Mühe gegeben, das Ding hier zu unserem Zuhause zu machen. ...Fürs Erste, meine ich.", "Hmmmmh... Schick, schick. Und? Wie geht's euch allen so?", "Besser als je zuvor, behaupte ich mal." Gwin und Mari waren die einzigen, die sich gerade im Haus befanden. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lief er voraus. "Viele von uns sind nach der Aktion in der Kanalisation ihre eigenen Wege gegangen, aber ein paar sind geblieben. Uns geht's gut hier, wir haben endlich etwas, das wir Zuhause nennen können. Keiner schreibt uns vor, was wir tun sollen. Wir sind fast schon frei...", "Klingt nach Paradies." Mari lachte. "Wer ist denn geblieben?", "Kaio, Nina, Robin und Tressa. Die anderen sind nicht mehr da", antwortete er. "Die meisten wurden in Adoptivfamilien untergebracht, andere sind auf Reisen gegangen.", "Ah. Wo ist denn Kaio gerade?", "Er ist in der Stadt unterwegs. Frag mich nicht, wo." Er zuckte ratlos mit den Schultern, lächelte aber in sich hinein. "Genauso wenig weiß ich, was er da treibt. Er erzählt niemandem davon.", "Vielleicht trifft er sich heimlich mit Soleil." Mari kicherte nur und setzte sich auf eine Couch. "Glaube ich nicht..." Er ließ die Arme locker und schüttelte den Kopf. "Selbst Susan weiß nicht, wo sie ist. Sie ist weg, seitdem die Liga beendet ist. Verschwunden.", "Wollte sie nicht nach Johto?" Mari zuckte mit den Schultern. "Schöne Grüße von Jacky übrigens.", "Hm... Danke." Er nickte ihr zu und setzte sich dann auf den Boden. "Ich kapier's nur nicht. Susan und Soleil waren sozusagen zusammengewachsen und plötzlich ist Soleil weg, ohne etwas zu sagen. Ich denke mal, sie wird ihren Grund haben", schätzte er. "Hoffentlich lässt sie sich irgendwann mal wieder blicken." Das war wirklich eigenartig. Warum würde Soleil einfach so verschwinden? "... vielleicht hat es etwas mit Kaoru und Melody zu tun..." murmelte sie leise. 'Kaoru wollte seine Unsterblichkeit ablegen... vielleicht deshalb...", "Was meinst du?", "Ach nichts." Mari winkte ab und kramte in ihrem Beutel herum und warf Gwin einen Stoffbeutel mit Münzen zu. "Hier. Damit könnt ihr euren Kram finanzieren.", "Das ist nicht nötig, aber ich sag nicht Nein." Er bedankte sich bei ihr und betrachtete den Beutel. "Bin wieder da!" Kaios Stimme unterbrach die Stille. Mari sah auf. "Hallo. Lange nicht gesehen, Kaio." Sie winkte dem Waisen zu. "Wie geht's?", "Gut. Was bringt dich denn hierher?" Seine braunen Augen warfen ihr nur einen kurzen Blick zu, als er an ihr und Gwin vorbei lief. "Langeweile.", "Huh." Er klang nicht interessiert und stellte seinen verfilzten Rucksack auf einem der Sofas ab. "Hey, Gwin. Hast du schon Tee für unseren Gast gemacht? Wo sind die Kekse?", '..Er war ja noch nie besonders nett...' dachte Mari bei sich. "Lass es gut sein, Kaio. Du weißt genau, wie viel sie für uns getan hat." Gwin stand für sie ein und stand mit warnender Haltung auf. "Sie hat uns gerettet. Wenn sie nicht gewesen wär...", "Dann was?" schnaubte Kaio und drehte sich zu dem anderen Jungen. "Was soll ich tun? Ihr die Füße küssen und Blumen hinterherwerfen? Red dir nichts ein, Gwin. Sie hat uns einmal geholfen und das war's", stellte er klar und erntete dabei ein wütendes Knurren von seinem Gegenüber. "Dir anscheinend nicht, Kaio. Du stiehlst bis heute noch von anderen.", "Könntet ihr bitte aufhören, euch zu streiten? Das ist anstrengend", sagte Mari. "Ich kann auch gerne wieder gehen, wenn es euch Probleme bereitet.", "Ihr Jungs seid unerträglich, im Ernst!" Entnervt betrat ein Mädchen das Haus und stellte sich mit verschränkten Armen zwischen die beiden. "Wir haben einmal einen Gast zu Besuch und ihr geht euch gleich an die Kehle? Ihr seid echt noch Kinder." Beide Jungs traten zurück. Keiner wirkte mehr annähernd kampflustig, auch, wenn Gwin Kaio wohl am liebsten eine geknallt hätte. "...Du hast recht, Nina. Sorry", seufzte er und auch Kaio schien jetzt mehr von Schuldgefühlen als von Wut zerfressen zu sein. "Brave Jungs!" Triumphierend lachte Nina auf und fuhr sich durch das zerzauste, kurze Haar. Mari sagte nichts dazu und nickte dem Mädchen nur zu. "Hallo.", "Hi. Mari, stimmt's?" Die Jungs verließen schweigend das Haus und machten Nina Platz, um sich auf einem der Sofas auszubreiten. "Richtig." Mari nickte. "Entschuldigung, wenn ich euch störe...", "Pfft, Blödsinn!" Abweisend wedelte Nina mit der Hand und legte die Beine auf die Sofalehne. "Fühl dich wie Zuhause. Wir schulden dir was.", "Da sind einige offensichtlich anderer Meinung", seufzte Mari. "Kaio sollte man am besten immer ignorieren. Also echt, immer!" schnaubte sie verständnislos. "Er kann nett sein, wenn er will, aber sein Stolz ist größer als sein Verstand. Trotzdem ist er echt nicht übel. Man muss ihm nur manchmal den Kopf waschen.", "Mit dem richtigen Shampoo", scherzte Mari. "Haargenau!" Nina kicherte lautstark mit ihr.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfic"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...