In der Zwischenzeit blinkte eine Nachricht auf Jackys Viso-Caster auf. "Hey, ich bin gleich fertig... Halt noch einen Moment still, ja?" Vorsichtig bürstete Jacky im Garten ihrer Mutter Luxtras Fell. Unter ihr wand es sich mürrisch und sprang sofort auf, als Jacky die Bürste zurück zog. Lachend sah Jacky zu, wie es davon rannte und zu den anderen Pokémon stürmte, bevor sie auf ihren Viso-Caster sah. "Ich bin jetzt in Vapydro", schrieb Laslow. "Dann dauert es nicht mehr lange, bis du da bist! Soll ich dir entgegenkommen?", "Wär nett. Ich war lange nicht mehr in der Gegend hier, nachher verlaufe ich mich noch. ^^ Ich meine... wie lange ist es her, dass ich den Orden in Eventura geholt hab? Locker sehr viel mehr als ein halbes Jahr.", "Ich bin auf dem Weg! Wir treffen uns am Pokémon-Center, okay?" tippte Jacky eilig, während sie mit der anderen Hand UHaFnir zu sich winkte. "Alles klärchen", schrieb er zurück.
Eine Viertelstunde später kam Jacky in Vapydro an. Laslow wartete bereits vor dem Gebäude mit dem roten Dach und winkte zu ihr nach oben. Sie sprang schon ab dem ersten Moment vor, als ihre Füße kaum den Boden berührt hatten und fiel ihm um den Hals. "Woah..." Er stolperte fast und lachte. "Nicht so stürmisch!", "T-tut mir leid! Ich bin nur froh, dich wiederzusehen!" Sie lächelte breit in seine Schulter. "Schon okay." Er erwiderte die Umarmung. "Ich stehe ja noch auf beiden Füßen.", "Haha, ja!" Nach einer Weile löste sie sich von ihm. "Danke, dass du dir Zeit genommen hast...", "Nur zu gerne. Ich musste mal eben vor meinem momentanen Alltag fliehen.", "Es geht um deinen Vater, oder?" Sie blickte ihn besorgt an. "...Ja." Er seufzte. "Er hat mir seine neue Freundin vorgestellt... Sie heißt Cheryll Aston. Und er hat sich die ganze Zeit über entschuldigt...", "Hast du ihm verziehen?", "Muss ich ja wohl, oder? Ich meine... welch andere Wahl hab ich sonst?", "Ich wüsste nicht, was ich getan hätte...", "Cheryll ist eigentlich recht nett, aber... ich weiß nicht, irgendwie kann ich sie einfach nicht "Mom" nennen, weißt du? Und jedes Mal, wen Dad das hört, erleidet er einen halben Nervenzusammenbruch. So kommt mir das zumindest vor... Ich will nicht undankbar oder gemein sein, aber...", "Er kann nicht von dir verlangen, dass du sie sofort als Mutter akzeptierst. Du hast nur eine...!" Sie stockte mitten im Satz, bevor sie durchatmete und ihn beendete: "...Eine Mutter...", "... Ja. Und die ist tot.", "Aber das ist egal! Deine Mutter ist bei dir, die ganze Zeit! Sie hat dich nie verlassen!", "Können wir bitte das Thema wechseln?" fragte er angespannt. "A-aber ich... Du...", "Jacky..." Die Trauer in seiner Stimme war kaum zu überhören. "...Ich will nicht darüber reden, sonst ist die ganze gute Laune schon weg.", "Es tut mir leid..." Sie ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. "Ich wollte das nicht...", "Schon okay." Er winkte ab. "Gehen wir? Was habt ihr so gemacht nach dem ganzen Reaper-Chaos?", "Oh, wir haben uns nach Eventura zurückgezogen und für ein paar Tage die Ruhe genossen", erzählte sie auf dem Weg. "Es hat sich angefühlt wie damals... Wir haben uns gegenseitig besucht, sind picknicken gegangen...", "Klingt ja, im Gegensatz zu dem, was ihr schon erlebt habt, ziemlich langweilig." Er musste leise lachen. "Ganz und gar nicht!" Sie lachte mit ihm. "Ich war froh, dass wir uns endlich erholen konnten.", "Kann ich mir vorstellen. Ich hab ein bisschen den Schülern in der Trainer-Schule unter die Arme gegriffen... Einige von ihnen sind super nervig.", "Ich habe angefangen, Mari das Tanzen beizubringen.", "... Was?" Er sah sie schief an und brach dann in Gelächter aus. "Mari und Tanzen?", "Der Tanz ist in Alola sehr wichtig. Ich will nur, dass sie die Region so gut kennen lernen kann wie möglich. Ich bin mir sicher, dass sie das Wichtigste schnell lernt. Außerdem wollte ich es ihr schon ewig beibringen", musste sie verlegen zugeben. "Ich weiß nicht, warum...", "Pfffft..." Er legte sich eine Hand auf den Bauch. "Naja... ich hab früher auch getanzt. Aber das ist schon ewig her, ich glaub, ich bin etwas aus der Übung.", "Das Tanzen verlernt man nie!" Sie griff überzeugt nach seiner Hand. "Es ist wie... Fahrradfahren.", "Oder Schwimmen. Aber wie hast du Mari dazu bekommen? Sie wäre doch eher kopfüber von der Himmelspfeilbrücke gesprungen anstatt zu Tanzen. Wie hast du das geschafft?Hast du sie gezwungen?", "Ich... N-nein!" Sie winkte grinsend ab und räusperte sich leise. "Sie war damit einverstanden! Sie hat eingesehen, wie wichtig es ist, die Kultur von Alola zu lernen und das Tanzen ist ein großer Teil davon und sie gibt sich Mühe!", "Ah, na dann. Wie stellt sie sich an?", "Gut!" Sie nickte überzeugt und behielt ihre Hintergedanken dabei für sich. "Ich weiß nicht, warum sie sich so lange davor gedrückt hat... Sie ist wie ein Diamant, der erst noch poliert werden muss. Ich weiß, dass sie es schaffen kann!", "Du klingst ziemlich euphorisch", bemerkte er.
Mittlerweise war sie mit ihm in Dausing angekommen. "Aber mal ein anderes Thema... Hast du eine Ahnung, was mit Soleil los ist?", "Soleil?" Jackys Augen weiteten sich besorgt. "Nein, ich weiß nichts... Was ist passiert?", "Sie ist... naja... weg", sagte er. "Susan hat mich angerufen und gefragt, ob ich ihr irgendwie begegnet bin, aber... bin ich nicht. Kaoru habe ich einmal gesehen... Glücklich sah er nicht aus.", "Also weiß er auch davon." Die Gedanken tobten in ihrem Kopf und sie blieb kurz stehen. "Sie hat sich nicht einmal verabschiedet? Aber sie würde Susan niemals so stehen lassen.", "Sie hat sich nicht verabschiedet, nein.", "Vielleicht braucht sie Zeit für sich..." Die Erinnerung an ihr trauriges Gesicht, als Kaoru sich dafür entschieden hatte, seine Unsterblichkeit aufzugeben, erschien vor ihr. "...Alles wird wieder gut... Ich weiß es. Ich... hoffe es.", "Kaoru sah müde aus, als ich ihm begegnet bin. Und käsig. Wie, als wäre er krank.", "Krank...?", "Wie, als hätte er sie ganze Zeit über nur geschlafen. Und...", er verengte sie Augen, "... er hatte einen Verband am Arm." Jackys Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen und ihre Hände verkrampften sich bebend. Sie erinnerte sich an Kaorus Worte, die er an sie gerichtet hatte, als sie im Schwimmbad alleine gewesen waren. Es gibt einen Punkt, an dem der Schmerz so groß wird, dass du versuchst, ihn zu lindern, in dem du ihn mit anderen Schmerzen überstrahlst. So was... heißt nicht, dass du versuchst, dir das Leben zu nehmen. Man tut das, um sich lebendig zu fühlen, anstelle von leer. Physischer Schmerz kann emotionalen vertreiben, aber auch... eine gewisse Erleichterung hervor rufen. Man kann schon fast sagen, dass es eine Sucht ist. Kaoru musste sich so unglaublich schuldig fühlen. So unglaublich hin- und hergerissen. Sie wusste, dass Schuld ein furchtbar nagendes, hartnäckiges und schwerwiegendes Gefühl war, das man das Gefühl bekam, es würde einem die Luft zum Atmen nehmen. Es war ein Gefühl, das dafür sorgte, dass man sich nutzlos, kraftlos und wertlos fühlte. Jetzt, wo Soleil weg war, musste Kaoru sich selbst mehr in Frage stellen denn je zuvor. "Ich weiß nicht wirklich, was mit ihm los ist..." sagte Laslow. "...aber ich weiß, wie verzweifelt jemand ist, der an Depressionen leidet. Ich weiß, was sich manche Leute deswegen antun.", "Laslow..." Es kostete Jacky jedes Bisschen Fassung, um ihm nicht sofort alles zu erzählen und erneut in seine Arme zu fallen. Stattdessen atmete sie so gut es ging durch. Laslow musterte sie. "...Es gibt einen Zusammenhang, oder? Zwischen Soleils Verschwinden und Kaorus... Was auch immer mit ihm los ist. Möchtest du mir davon erzählen?" Jacky sah ihn an. Ihr Hals war staubtrocken geworden. "Du musst nicht", meinte er. "N-nein... Ich kann dich nicht anlügen", sagte sie und sah zu Boden. "Ich werde dir alles erzählen.", "Wenn es ein Geheimnis ist, dann muss ich es nicht wissen", beschwichtigte er sie. "Ich meine-", "Geheimnisse dürfen nicht weiter verraten werden, ich weiß... Und ich weiß, dass ich damit nicht nur Soleil verrate..." Jacky schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. "Aber um zu verstehen, was mit Kaoru und auch ihr passiert, musst du es wissen. Du bist mein Freund... Ich weiß, dass du es für dich behalten würdest.", "Okay.... Ich hör dir zu." Er nickte.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfiction"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...