Als der Mittag anbrach, machten sich Mari und ihr Vater bereit zum Aufbruch nach Septerna. "Bis später, Mama!" rief Jacky über die Schulter, nachdem sie sich ihren Schal um den Hals gewickelt und den grauen Mantel übergeworfen hatte. Erfreut winkte sie ihr zum Abschied zu und Jacky betrat die kalte Welt außerhalb der Hauswände. Als sie bei Mari klopfte, öffnete diese ihr die Tür. "Hallihallo! Wir können gleich los", sagte sie. Ihr Vater trat nach draußen. "Seid ihr bereit, junge Damen?", "Wir sind bereit!" Jacky nickte eifrig und warf Mari einen vergnügten Blick zu. "Oder?", "Yep!" Mari nickte. "Gut." ihr Vater nickte und rief ein Tauboss heraus, das er in Kanto gefangen hatte. Maris Panzaeron erschien neben ihm. "UHaFnir!" Der Drache schüttelte sich brummend, als es die Kälte auf seinem Körper spürte und trat von einer Pranke auf die andere. Beruhigend klopfte Jacky ihm auf den Hals, bevor sie auf seinen Rücken klettere. Mari sprang auf Panzaerons Rücken und sie hoben ab.
Das Museum von Septerna war an diesem Tag nicht so voll, wie man es von ihm teilweise gewohnt war. Viele waren nicht nur wegen des Museums im Gebäude, sondern auch wegen der Bibliothek, die sich ihm gleich in einem riesigen Hintersaal anschloss. Mari und Jacky sahen sich die interessanten, archäologischen Funde an. Fossilien, Skelette von Pokémon, die ausgegraben worden waren, altes Gestein, in Bernstein eingeschlossene Objekte und kleinere Pokémon und alte, versteinerte Knochen und Eier. Der Tag verstrich schneller als gedacht, denn der Besuch im Museum erschien ihnen für die drei Stunden, die sie dort gewesen waren, viel zu kurz.
Der vorausgesagte Schneesturm hüllte Eventura am folgenden Tag in eine fast schon meterhohe Schneedecke und türmte große Schneewehen auf. Als sich am Freitag morgen aus dem Haus begab, fiel erstmal eine Ladung Schnee von der Dachrinne und seifte sie ein. "IEEEK!" Wütend schüttelte sie den Schnee aus ihren Haaren und Klamotten. Man hörte ein Lachen von Jackys Fenster aus. "Alles in Ordnung?" fragte sie hinter vorgehaltener Hand und mit einem schwer unterdrückten Grinsen. "Grrr.... Warum muss der Schnee gerade runterfallen, wenn ich aus dem Haus trete?! Das finde ich echt assozial von ihm!" zeterte Mari, lachte dann aber. "Mir geht's gut." Sie schlug ihren Schal aus, bevor sie ihn sich wieder umlegte. "Flieg vorsichtig, okay? Es ist bitterkalt!" rief Jacky hinab. "Ja. Ich weiß. Und ich versuche auch nicht, in einer Schneewehe zu landen oder eine Lawine auszulösen." Mari zwinkerte zu ihr hoch. "Gut." Jacky lachte wieder. "Und falls es doch passieren sollte, kriegst du es als erste mit", versprach die Schwarzhaarige ihr. "Ich hoffe, dass es erst gar nicht soweit kommt. Sei einfach vorsichtig..." Sie lächelte ihr zu und lehnte sich etwas vor. "Klar." Mari grinste und warf dann einen Schneeball nach ihr. Mit einem kurzen Aufschrei wich Jacky zurück. Der Schnee blieb Sekundenbruchteile später an dem Rahmen ihres Fensters kleben. "Hey!" Mari lachte laut. "Gut ausgewichen!", "Ich brauche keine Visionen, um den Schneeball von Weitem zu sehen. Du musst dich wohl mehr anstrengen!" Jacky grinste. "Ja ja, ich hab mich ja auch nicht angestrengt!" Mari rief Panzaeron heraus. "Na dann! Ich schwirre ab! Tschüssi!" Sie sprang auf den Rücken des Stahlvogels. "Bis dann!" Jacky winkte ihr hinterher. Mari lehnte sich zurück und Panzaeron hob ab. Die Luft war eisig kalt und sie zog die Schultern hoch, während der Wind um ihre Ohren zischte.
Als Tessera in Sicht kam, schien Panzaeron unruhig zu werden. Dennoch setzte es zum Sinkflug an und landete in der Nähe des Klosters. "Danke, Kumpel. Komm zu-" Panzaeron kreischte protestierend, als sie es zurückholen wollte und wich dem roten Rückholstrahl aus. "Was hast du denn?" fragte Mari verdutzt. "Kyaaa!" Panzaeron kreischte und schlug mit den Flügeln. Mari verengte die Augen und sah in seine Gedanken. Sie lächelte leicht. "Es ist edel von dir, dass du auf mich aufpassen willst, aber das wird nicht-", "Kyaaa!", "Okay, okay, schon gut." Sie lachte nur und lief dann die letzten Meter zum alten Gebäude und klopfte an. Panzaeron landete neben ihr im Gras und behielt die Tür aufmerksam im Auge. Das dumpfe Klopfen hallte durch die Stille. Erst war keine Antwort aus dem Inneren zu hören, doch nach einer Weile näherten sich Schritte der Tür. "Guten Tag." Eine älter wirkende Nonne blickte ihr entgegen. Mari identifizierte sie einwandfrei als Schwester Irina. Panzaeron senkte wachsam und drohend den Kopf, doch sie sah zu ihm und legte dann die Hand auf seinen Rücken. " Shhht... Bleib entspannt." Dann sah sie die Nonne an. Sie wusste nicht so recht, ob sie sich noch an sie erinnerte, also stellte sie sich vor. "Hallo. Ich bin Mari.", "Ah!" Erfreut verneigte Schwester Irina sich. "Natürlich, wie könnte ich dich vergessen... Du erinnerst dich bestimmt nicht mehr an mich. Ich bin Schwester Irina. Wie schön, dass du uns besuchen kommst.", "Du hast an Nates Stelle das Kloster übernommen. Ich wollte helfen, das Kloster aufzuräumen. Ich habe zu viel Zeit dieser Tage und weiß nichts mit mir selbst anzufangen.", "Das ist sehr gütig von dir, nach allem, was du durchmachen musstest..." Dankbar nickte sie und führte Mari ins Klosterinnere, nachdem diese es geschafft hatte, Panzaeron dich fazu zu bewegen, sich zurückholen zu lassen. "Macht nichts..." Sie winkte ab und sah sich um. "Es hat sich viel verändert." Irinas brüchige Stimme hatte einen wehmütigen Ton angenommen, als sie einen der vielen, grauen Gänge entlangliefen. Der glatte Boden war von vielen Rissen durchzogen, die schon seit Jahrhunderten bestehen mussten. "Seitdem Jayden sich von uns lossagte und Nate verstarb... Nichts ist geblieben, wie es einst war.", "Hab ich gehört. Es muss sehr schwer für euch sein.", "Vieles davon ist unsere Schuld, daran lässt sich nichts leugnen." Mari sagte nichts dazu, sondern schwieg nur. Auch Irina schwieg und begrüßte das Pokémon, das ihnen auf grazilen Beinen entgegenlief. "Hallo, Rutena. Du bist wieder da." Mari streckte die Hand aus, um das Rutena zu streicheln, dabei lächelte sie. Das Pokémon genoss es sichtlich. "Wo ist Jayden?", "Er ist noch in der Stadt", vermutete die Nonne. "Seitdem er niemanden mehr im Kloster hat, mit dem er reden kann, zieht er sich immer öfter zurück. Wir Brüder und Schwestern sind dem Gelübde unterlegen, das wir ableisten mussten, bevor wir in Arceus' Glauben traten. Es ist jeder und jedem von uns untersagt, Worte mit einem Rebellen zu wechseln..." Mari wickelte ihren Schal ab. "Er ist einsamer denn je...", "Er hat so viel für uns getan. Mehr, als wir je verdient hätten." Sie faltete tieftraurig die Hände, wie zum Gebet. "Arceus möge mich bestrafen, doch ich kann ihn nicht alleine leiden lassen. Ich bin die Einzige in diesem Kloster, die mit ihm spricht.", "Jayden hat keine Verpflichtung mehr, euch zu helfen. Er tut das alles, weil er noch am Kloster hängt... Alles was zwischen euch und ihm passiert ist, ist meine Schuld.", "Sag das nicht." Irina schüttelte schwer den Kopf. "Du hast ihn befreit... und am Ende auch uns. Jeder von uns weiß, was er für uns getan hat. Aber er ist nicht mehr einer von uns... Er wird nicht mehr von den Klostermitgliedern beachtet. Das schreiben Arceus' Gesetze vor.", "Wäre ich an eurer Stelle, wäre mir das so was von egal, aber..." Sie zuckte mit den Schultern. "...Dieses Gelübde ist euch ziemlich viel wert. Ich habe Jayden nicht gesagt, dass ich heute hier bin. Ich will ihn überraschen.", "Das Mittagsgebet beginnt gleich. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis er wiederkommt.", "Ich warte einfach hier. Tut so, als wäre ich nicht hier.", "Wie du wünschst." Irina nickte und wandte sich dann zusammen mit Rutena ab, um sich zu den Klosterleuten im Hauptsaal zu gesellen. Mari lehnte sich an die Wand und sah mit verschränkten Armen auf ihre Füße. Die Ereignisse der damaligen Zeit nagten an ihr mit spitzen Zähnen, doch sie versuche, sie zu verdrängen und unter Verschluss zu halten. Die Stimmen der Nonnen und Brüder waren durch die Gemäuer zu hören. Ihre Gebete wirkten wie im Einklang, nur der harsche Wind außerhalb des Klosters heulte und kreischte mit jedem Atemzug. Sie hörte ihnen nur mit einem Ohr zu.
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Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfiction"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...