Post-League-Kapitel: Aufmunterung

21 2 2
                                    

"... Jayden tat mir so Leid wie noch nie." Endlich brach Mari das Schweigen. "Es ist das erste Mal... dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie sehr es ihm wehgetan haben muss.", "..." Jacky zeigte keine Reaktion. Ihre Augen waren düster geworden. "...Warum konnte ich nichts sehen?" fragte sie leise. "Warum wurde mir die Fähigkeit gegeben, in die Zukunft zu sehen, wenn ich nicht einmal..." Der Satz blieb ihr im Hals stecken. "...Vielleicht... weil es dich zerbrochen hätte?" Mari sah sie an. "Bin ich wirklich so schwach?", "Unsinn." Mari schüttelte den Kopf. "Wie kommst du auf so was?", "Das ist kein Unsinn..." Bitter schüttelte Jacky ebenfalls den Kopf und ließ ihn hängen. "Jeder auf unserer Reise hatte eine Rolle, einen Teil beizutragen. Du, Jayden, Soleil, Gwin, selbst Dino... Aber was ist meine Rolle? Ich falle immer nur zurück und rede mir ein, dass ich mithalten kann, bevor mir immer wieder klar wird, dass ich es nicht kann... Ich bin nur leeres Gewicht. Ich stehe dabei und nicke oder schüttle den Kopf... Was gäbe es für einen Grund, jemanden mitzunehmen, die nicht mal mit ihrer einzig nützlichen Stärke helfen kann?" Mari schwieg erst, bevor sie sie zu sich zog und sie umarmte. "Es geht nicht um Stärke oder Schwäche. Es geht um das, was man zusammen erlebt...", "Also stimmt es, was ich sage.", "Stärke sagt nichts aus. Stark zu sein heißt nicht, nützlich zu sein. Es heißt, dass man wieder aufsteht, wenn man fällt.", "...Bis man fällt, wieder und wieder.", "Hör auf damit.", "Tut mir leid. I-ich...", "Es bringt niemandem was, wenn du dich selbst fertig machst.", "Ich..." Jacky schluckte zitternd ihren Satz hinunter und begann dann erneut: "Sei ehrlich... Was denkst du von mir?", "Du bist meine Freundin. erinnere ich sie Früher warst du besser als ich. Du warst mein Ziel. Aber... ohne dich an meiner Seite hätte ich nie was erreicht. Ich habe dich gebraucht. Und ich brauche dich immer noch." Jacky lehnte sich ohne ein weiteres Wort in ihre Umarmung und unterdrückte das Zittern, das wieder die Kontrolle über sie erlangen wollte. "Du hast mich gerettet..." flüsterte Mari ihr ins Ohr. "Du hast mir meine Grenzen gezeigt. Jacky... du bist wichtiger, als du glaubst. Viel wichtiger." Sie wollte ihr widersprechen; sich lösen und verzweifeln, aber sie schloss nur die Augen und versuchte, ihre Worte so lange wie möglich in sich zu behalten. "Und ganz egal was passiert..." Mari schloss die Augen. "...Bleib bei mir... Bitte.", "Ich... D-du..." Sie rang nach Worten und ihrer Fassung, die mit jedem Atemzug bröckelte. Mari antwortete nicht, sondern drückte sie nur etwas fester. "Danke. Danke...", brachte sie mit gebrochener, aber glücklicher Stimme hervor. Ihre Augen glänzten, aber nicht voller Tränen, als sie ihre Arme um sie legte und die Umarmung erwiderte. "Kein Thema, ehrlich", antwortete Mari, als wäre es nicht der Rede wert. Jacky lachte leise als Antwort und schniefte, bevor sie sich löste. "Wehe, du heulst jetzt", ermahnte Mari sie. "N-nein!" Sie rutschte verlegen auf ihrem Platz hin und her und wich ihrem Blick aus. "Sah grad so aus." Mari grinste und legte die Hände in ihren Schoß. "Alles wieder okay?", "Mm... Alles wieder okay", bestätigte Jacky, verschwieg aber die Tatsache, dass sie wirklich kurz davor gewesen war, zu weinen. "Schön." Mari wuschelte ihr zufrieden durch die Haare. "H-hey!" Jammernd zog Jacky den Kopf ein und drückte kichernd ihre Hand zur Seite. "Für was war das denn?", "Du bist ein braves Mädchen." Mari lachte. "Eher meistens eine Heulsuse", erwiderte Jacky und lachte mit ihr. "Wenigstens bist du immer da, um mich aus meinem Selbstmitleid zu treten.", "Leute treten und schlagen kann ich manchmal sehr gut.", "Nur manchmal?", "Okay. Wenn ich es mal tue, was nicht oft ist, immer. Besser?", "Besser." Diesmal streckte Jacky die Hand aus und wuschelte durch ihre Haare. "Hey! Was soll das?!" Mari schob ihre Hand weg und legte die Hände auf ihren Kopf. "Hör auf, meine Haare zu ruinieren!", "Und ich dachte ich wäre schlimmer, was Haare angeht." Lachend hielt Jacky sich die Hand vor den Mund. "Manchmal zeigt sich wohl doch das Mädchen in dir.", "Was soll das jetzt heißen?!" kreischte Mari, verschränkte gespielt beleidigt die Arme und schmollte. "Sei nicht so! Vielleicht sehe ich einmal nicht hin und plötzlich schminkst du dich noch", scherzte die Blondhaarige sichtlich amüsiert. "Nicht mal in deinen Träumen!" fauchte Mari. "Ich sollte mir von Maki beim nächsten Besuch deine alte Puppensammlung zeigen lassen. Wer hätte gedacht, dass eine kleine Diva in dir steckt? Am Ende gefällt dir das Tanzen sogar und du lässt es dir nur nicht anmerken!", "WAS?!?!?!?!?!?" Mari sprang auf und deutete mit ausgestrecktem Arm auf sie. "NUR ÜBER MEINE LEICHE!!!" Lauthals lachend ließ Jacky sich nach hinten fallen und hielt den Oberarm über die tränenden Augen, als sie sich partout nicht mehr halten konnte. "DAS IST NICHT WITZIG!!!! DENK NICHT MAL DRAN!!!", "Diesmal fehlt dir der Konter!" entgegnete Jacky und konnte sich kaum beruhigen. Immer wieder wurde sie von einem Lachanfall durch geschüttelt. Mari sah sich im Zimmer um und suchte nach etwas Brauchbarem, dass sie nach ihr werfen konnte, dabei entscheide sie sich schließlich für eine Jacke, die über dem Stuhl an meinem Schreibtisch hing. Sie packte sie, knüllte sie zusammen und warf sie auf ihre Freundin. Jackys Lachen ging unter dem Mantel unter, aber sie schaffte es, sich mit eilig weggewischten Tränen wieder aufzurichten. "Wer hätte gedacht, dass du von uns beiden das größere Mädchen bist?", "Das stimmt nicht!!!", "Nein?" Sie grinste über beide Ohren. "Sag mir einen Grund, warum nicht.", "Du bist doch immer diejenige von uns, die weiche Knie bekommt, wenn von Laslow die Rede ist.", "Und?", "Das ist eindeutig "Mädchen". Wenn sich selbst Jayden schon drüber lustig macht...", "Das ist aber auch das Einzige, was dir einfällt!"; "Was fällt dir denn ein, hm?", "Du bist damals auch immer rot angelaufen, wenn es um Jayden und dich ging." Nachdenklich zählte Jacky die Punkte an ihren Fingern ab. "Dazu noch deine Angst vor Käfern, die Sache mit den Haaren...", "Das mit den Käfern ist was komplett anderes!!!", "Hmm... Jetzt steht es Eins zu Null für mich, oder?", "DU bist doch hier die, die gerne tanzt!" fauchte Mari. "Laslow tanzt auch gerne", konterte Jacky. Mari starrte sie kurz perplex an und suchte fieberhaft nach einem Konter. "Zwei zu Null." Wieder kicherte Jacky. "Ach, lass mich doch in Ruhe!" fauchte Mari und verschränkte murrend die Arme. "Schon gut, ich höre schon auf." Jacky ließ das Thema ruhen und stand lächelnd auf. "Ich will dich nicht wütend erleben... Ich wüsste nicht, ob ich in einem Stück entkommen könnte.", "Ich würde mich nicht drauf verlassen.", "Wie kann ich es wiedergutmachen?", "Hm..." Mari legte fies grinsend den Kopf schief. "Wie wär's mit Liegestützen?", "AUF KEINEN FALL!" rief Jacky entsetzt aus und schlug die Hände vor ihr Gesicht. "Ich meine... Nicht schon wieder!", "Schon wieder? Wieso schon wieder?", "Laslow hat sie mir schon aufgezwungen, als er mich besucht hatte", seufzte sie ich in ihre Handflächen. "Wieso das denn?" Mari lachte auf. "Ich hab eine Wette verloren", gab sie zerknirscht zu und ließ ihre Hände wieder sinken. "Das war wirklich peinlich..." Mari hielt an sich, schaffte es aber nicht lange. Soe barst in einen Lachanfall aus. "Du besiegst ihn nach dem PWT und in sämtlichen Übungskämpfen und verlierst eine Wette gegen ihn? Hahahahahaha!", "Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun!!" versuchte Jacky, sich zu wehren. "Doch, hat es. Im Kampf hast du... oft die Oberhand, den letzten mal rausgerechnet. Aber sobald er sich mit dir auf geistiger Ebene duelliert, ziehst du den Kürzeren." Mari hielt sich den Bauch und lachte sich einen Ast ab. "Auf geistiger... Ebene? Hey, das ist nicht...!", "Du hast eine Wette verloren. Es war doch ein Rätselspiel, nicht? Vergiss nicht, dass ich Gedanken lesen kann, Schätzchen!", "Nicht jeder kann so talentiert und clever sein wie du." Abweisend verschränkte Jacky die Arme und spielte diesmal die Beleidigte. "Aha!" Wieder deutete Mari auf sie. "Da ist ja das kleine Mädchen! Von wegen ich bin die Kindischere von uns!", "Du bist viel kindischer als ich!", "Stimmt nicht!", "Stimmt wohl!", "Stimmt nicht!", "Stimmt wohl!", "Wir drehen uns im Kreis. Einigen wir uns auf: Wir sind beide gleich kindisch.", "...Na schön." Erleichtert und zufrieden hielt Jacky ihr die Hand hin. "Abgemacht?", "Abgemacht." Mari schlug ein. "Wir sind echte Kindsköpfe.", "Das sind wir wohl", gab Jacky peinlich berührt zu. "Wie soll das nur in Alola werden? Hoffentlich springen wir uns nicht bei jeder Chance an den Hals.", "Hmmm..." Mari zog ein schelmisch grinsendes Gesicht. "Hoffentlich."

Am Abend lag Mari im Bett und starrte auf den leuchtenden Display meines Viso-Casters, den Fokus auf die Uhr gerichtet. Sie versuche, müde zu werden beim Betrachten der verstreichenden Minuten. Draußen rieselten Schneeflocken lautlos auf die Erde hinab und gesellten sich zu den inzwischen weißen Straßen und Hausdächern. Die Schwarzhaarige schloss krampfhaft die Augen, aber sie konnte nicht einschlafen. Ihre Mühen waren vergebens. Also schwang sie die Beine über die Bettkante und stellte sich ans Fenster, um nach draußen zu sehen; nach draußen zu den vom Licht der Straßenlaternen zum Glitzern gebrachten Schneeflocken. Nachdem sie eine Weile schlaflos nach draußen gestarrt hatte, schrieb sie Jayden an. Dabei zögerte sie kurz. 

Bist du noch wach?

Leider. Was gibt‘s?

Ich kann nicht schlafen... Du auch nicht?

Ich lenke mich ständig ab,
um nicht ans Schlafen zu
denken. Albträume sind
das Letzte, was ich jetzt
gebrauchen kann.

Huh... Wo genau bist du denn jetzt?

Am Strand. Irina ist mir
den ganzen Tag auf die
Pelle gerückt... Ich halt’s
nicht mehr aus. Sie wusste
von Nates Plänen.

... Sie wusste es? Naja, nach dem allen, was passiert, schockiert mich nichts mehr... Was wollte sie denn von dir?

Können wir das Thema
wechseln?

O-okay... Jacky und ich haben uns "gestritten". Es war ein Streit darum, wer von uns beiden kindischer ist.

Was hast du zum Sieg
bekommen?

Sei leise! Ich bin nicht kindischer als sie! Niemals! Und auch nicht mädchenhafter!

Beim ersten Punkt halte
ich mich zurück, weil ich
meinen Kopf noch behalten
will. Beim zweiten Punkt
stimme ich zu.

Moment, was?! Niemals! Ich? Mädchenhafter als Jacky?! Wie??!

Ich erinnere nur an die
Sache mit den Käfern.

Die sind eklig! Aber was hat das mit mädchenhaft sein zu tun?!

Entspann dich. Jeder hat
seine Makel, stimmt‘s?

Du hast dir leider den falschen Punkt zum Rückzug ausgesucht. Ich bin kurz davor, auf Panzaeron zu steigen und dich zu töten. Spaß ;)

Ist das eine Drohung?
Versuch nur, mich zu
fangen.

Ich hab nicht gesagt, dass es ne Drohung war. Es war lediglich... eine Warnung. :P

So wie alles andere? Hah...
Warum wundert mich das
nicht?

Vielleicht... weil's typisch für mich ist? Wie auch immer, ich will dich nicht weiter beim Grübeln stören.

Danke... Wir sehen uns auf
dem Fest, okay?

Wehe, du kommst zu spät.

Sie senkte das Handgelenk und legte sich wieder in ihr Bett. Sie blieb auch noch weiterhin wach, bis sich der Schlaf dann doch endlich mal erbarmte und sie besuchen kam.

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt