Alola-Kapitel: Seltsame Kälte

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„Verstehe..." Jacky unterhielt sich mit einem der vielen Schüler und winkte Mari zu, als sie sie sah. „Danke für die Infos! Bis dann!" Sie verabschiedete sich eilig und stieß dann zu ihr. „Heute kommt jemand von der Æther Foundation", erzählte Jacky ihr auf dem Weg, was sie herausgefunden hatte. „Ist wohl ein Teil des Unterrichts für heute.", „Tatsächlich? Cool! Ich hab vorhin mit Mr. Kalani geredet. Er meinte, wenn wir nach der Schule mit ihm zu Kukui gehen, erzählt er uns etwas über dieses Wesen.", „Wärst du nicht unterbrochen worden, wüssten er vielleicht schon mehr...", „Jap." Mari nickte nur und seufzte. „Wie auch immer... wir sollten zurück gehen.", „Okay." Jacky nickte ihr zu und folgte dann mit ihr den Schülern zum nächsten Klassenraum. Ein ganz in Weiß gekleideter Angestellter der Æther Foundation wartete dort bereits auf sie. Mari setzte sich mit ihr in die dritte Reihe und räumte ihr Papier auf den Tisch. „Die Schüler mögen Zoroark sehr." Sie musste schmunzeln. „Es ist sehr anhänglich", stimmte Jacky zu und stützte lachend den Kopf auf ihre Hand. „Mir ist etwas eingefallen... Wenn wir die Insel-Wanderschaft wirklich starten... Heißt das dann nicht, dass wir wieder ganz am Anfang stehen und unsere Pokémon zurücklassen müssen?", „Ich hoffe nicht...", „Aber es wäre auch eine Chance." Jacky wirkte sichtlich entzwei gerissen. „Hmmh...." Maris Gesicht verzog sich zerknirscht. „Weißt du was? Wenn wir morgen Kampf-Praxis haben... was machen wir da? Wir können den Lehrer vorschlagen, eine Art Demonstrations-Kampf zu machen.", „Ein Schaukampf? Vor all den Schülern?" Jacky zögerte und rang nervös mit den Händen. „Ja, klar. Warum nicht?" Mari zuckte mit den Schultern. „Wenn der Lehrer zustimmt..." raunte Jacky grübelnd und nickte dann. „Okay..." Die Schulklingel ertönte und sofort verstummten die Gespräche im Raum. „Ich bin gespannt, was der Typ von der Æther-Foundation uns erzählt!" raunte Mari Jacky zu. „Ich auch..." Gespannt hatte Jacky ihre Hände gefaltet und das Kinn auf sie gestützt. Notizblatt und Stift lagen griffbereit neben ihr. „Alola!" begann das Mitglied der Æther Foundation und stellte sich vor der Klasse vor. „Ich komme aus dem Æther-Paradies, Alolas fünfter großer Insel, um euch in eurem Fach Umweltkunde weiterzuhelfen. Ich habe einen besonderen Gast dabei." Er zückte einen Pokéball und trat dann zurück, bevor er etwas aus ihm erscheinen ließ. Wie ein kleines Iglu hatte sich ein Pokémon auf dem Boden zusammengekauert und konnte auf den ersten Blick noch nicht als eines erkannt werden. „Was ist das?" Mari griff nach ihrem Pokédex und scannte den Haufen Eis auf dem Boden. „Ist das überhaupt ein Pokémon...?" Neugierig lehnte Jacky sich vor und suchte das Wesen mit den Augen nach Lebenszeichen ab. „Das... ist ein Sandan", sagte Mari. „Aber Sandan sehen sonst ganz anders aus", staunte Jacky und aufgeregtes Gemurmel hatte sich unter den Schülern ausgebreitet. Der Mitarbeiter fuhr fort, nachdem er die Klasse mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht hatte. „Das hier ist ein Alola-Sandan. Wer kann mir sagen, wie sich dieses Exemplar von einem gewöhnlichen Sandan unterscheidet?" Während er sprach, zog er ein kleines Konfekt aus der Tasche und warf es über dem Pokémon in die Höhe. Plötzlich regte es sich und schnappte mit kleinen Pfoten nach der Süßigkeit, an der es dann eifrig knabberte. Mari steckte ihren Pokédex weg und hob die Hand. „Sie unterscheiden sich als erstes in Aussehen und Typ, aber auch in Verhalten, Lebensraum und in ihren Attacken", antwortete sie. „Im Grunde haben sie sich durch Modifikation an die Umgebung angepasst, weshalb die DNA beider Pokemon, ob Alola-Form oder nicht, gleich ist.", „Die Vulkanausbrüche, die die Inseln zu denen gemacht haben die wir heute kennen, zwangen die Sandan dazu, ihre ausschlaggebenden Komponenten zu ändern." Der Mann nickte ihr zu. „Weitere Einwürfe? Junger Mann in der hintersten Reihe?" Zain hob den Kopf. Strähnen seiner ungewöhnlich lilafarbenen Haare fielen ihm teilweise über ein Auge. Durch sein Schweigen schien der Raum auf einmal kälter geworden zu sein. Die Schüler begannen, nervös untereinander zu tuscheln. Seine Augen hafteten sich an das Mitglied der Æther Foundation und er sagte kein Wort. „...Nichts?" Der Mann hakte selbst unsicher geworden nach. Das Alola-Sandan neben ihm legte ängstlich die Ohren an. „.... Was haben denn alle?" Mari hob sichtlich erstaunt und verwirrt die Augenbrauen. Ratlos schüttelte Jacky neben ihr den Kopf und entschloss sich dann dazu, die seltsame Stille des Raumes zu brechen. „Ist das Gleiche auch mit anderen Pokémon passiert? Mit welchen?" Der Mann erwachte aus seiner eigenen Erstaunen und fuhr dann mit seinen Erklärungen fort. Die Stunde zog vorbei und der Moment davor bei allen Schülern um sie herum schien vergessen. Mari machte sich Notizen, aber sie fühlte sich in der Empfindung bestärkt, das irgendwas nicht stimmte. Jacky nutzte unter dem Vorwand, ihre Notizen mit ihren zu vergleichen, die Chance um näher an Mari heran zu rücken. „...Was ist los?", „... ich habe das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt. Was war da vorhin los? Was hat diese Unruhe ausgelöst und was hat Zain damit zu tun? ...vielleicht bin ich auch paranoid, aber ich glaube da nicht wirklich dran....", „Also hast du das auch gefühlt?" raunte Jacky besorgt zurück und legte den Stift beiseite. „Vielleicht sind wir beide paranoid...", „... das wage ich zu bezweifeln. Wenn wir beide paranoid wären, wäre das ein seltsamer Zufall...", „Nach allem was wir erleben haben, würde mich das nicht einmal wundern.", „Hm... Aber alle Sinne zu täuschen... Ich hätte vielleicht meine Fähigkeit benutzen sollen, aber jetzt ist es zu spät... mhm. ... Wie auch immer. Vielleicht passiert es einmal und nie wieder, dann wäre es auch nicht so wichtig. .... aber unsere Intuition hat uns eigentlich noch nie getäuscht, oder...?", „Das kann sein, aber..." Unsicher legte die Hände auf ihren Schoß. „Die Fähigkeit, gefühlt alles um sich herum kalt und jeden unruhig werden zu lassen, klingt dann doch etwas hoch gegriffen...", „... und wenn nicht...? Huh... Wir haben alles Mögliche bereits erlebt. Da wundert mich nichts mehr. Es klingt vielleicht etwas... unrealistisch, das stimmt...", „Hmm..." Grübelnd verschränkte Jacky die Arme und sah sie an. „... aber eine Erklärung hab ich dafür nicht parat." Mari drehte den Bleistift zwischen ihren Fingern. „...Vielleicht war es wirklich nur Sinnestäuschung...", „...und so kam es zu der bis heute andauernden Feindschaft zwischen Alola-Rattfratz und Manguspektor", beendete der Mann vor der Klasse das Thema der Alola-Formen. „Natürlich gibt es noch viel mehr über die Zusammenhänge von Pokémon und der Umwelt für euch zu erfahren. Gibt es noch Fragen?" Ein Mädchen in der Wandreihe meldete sich. „Ja.", „Ja, bitte?" Der Mann nickte ihr zu. „Wo genau in Alola leben denn Eis-Pokemon? Die Temperaturen hier sind doch ganzjährig hoch.", „Die Gegend um den Mount Lanakila auf Ula-Ula ist höher gelegen als der Rest von Alola. Durch die Temperaturunterschiede aufgrund der Höhe schneit es auf dem Berg das ganze Jahr. Die Spitze ragt sogar über die Wolken." Das Mädchen nickte. „Verstehe. Danke."

Als das Stundenklingeln den Unterricht offiziell beendete, sah Mari sich unauffällig zu Zain um. Alle verließen das Klassenzimmer und Jacky folgte ihnen unwissend. Auch Zain sammelte seine Sachen zusammen und warf sich seine Schultasche über die Schulter, bevor er den Raum verließ und unauffällig in der Schülermasse verschwand. „... Vielleicht war meine Wahrnehmung doch falsch..." murmelte Mari und warf ihm einen letzten Blick zu, bevor sie den anderen folgte und sich in den Schülerstrom eingliederte. „Ah, da bist du ja!" Jacky wartete im Gang auf sie und schloss zu ihr auf, als sie an ihr vorbei lief. „Hast du etwas vergessen?", „Nein." Sie winkte ab. „Alles okay. Was haben wir jetzt?", „Z-Forschung, wenn ich mich richtig erinnere." Jacky ging noch einmal die Notizen in ihren Händen durch, bevor sie sie wegsteckte und ihren Rücken auf dem Weg dehnte. „Ich bin es gar nicht mehr gewohnt, so lange zu sitzen und mich zu konzentrieren... Mein Rücken fängt schon an, wehzutun." Mari musste lachen. „Ach, wirklich? Also ich fühle mich total entspannt.", „Wirklich? Mein Rücken fühlt sich so hart an wie Holz..." jammerte die Blondine vor sich hin. „Soll ich ihn für dich massieren? Alternativ kannst du auch im Stehen dem Unterricht folgen.", „Sehr witzig, wirklich." Jacky lächelte schief und drückte ihr den Ellbogen in die Seite. „Ich weiß, das ich witzig bin. Nicht." Mari schob lächelnd ihren Arm beiseite. Sie betraten den nächsten Klassenraum und sie ließen sich auf ein paar leeren Plätze nieder.

„Ich hab in der Pause den Schülern zugehört." Jacky überschlug die Beine. „Anscheinend ist das heute eine besondere Stunde. Es gibt ein Praxisbeispiel zum Thema.", „Tatsache?" Mari legte den Kopf schief. „Was genau heißt das? Führt jemand eine Z-Attacke vor, oder wie?", „So hat es sich angehört." Jacky nickte gespannt. „Dann aber wohl nicht im Klassenraum..." meinte Mari. „Ich bin gespannt. Was wir ja wissen, ist, das Mega-Entwicklung und Z-Kraft dieselbe Quelle haben... mehr jedoch nicht. Weißt du was? ... bisher hat sich noch niemand über meine Narben gewundert. Ich habe vergessen, eine Jacke drüber zu ziehen...", „Vielleicht haben die Schüler sie einfach übersehen. Oder sie trauen sich nicht, zu fragen." Jacky betrachtete bedrückt Maris Arme, die bis heute von blassen Narben übersät waren. „Ich hoffe ersteres", murmelte Mari, klang aber kein bisschen zerknirscht. „Obwohl die anderen wissen sollten, dass ich nicht beiße. Hmmm, vielleicht doch, wer weiß?", „Ich glaube, hinter der Fassade verbirgt sich nur ein süßes Felilou, das umarmt werden will", neckte Jacky sie mit einem breiten Grinsen. „Bleib mir ja vom Pelz. Zoroark hat meine Kuschelstunden schon aufgebraucht.", „Das glaube ich nicht." Übertrieben schlang Jacky die Arme um ihren. „Hey! Das war jetzt keine Einladung!" protestierte sie. „Nein?" Jacky lächelte sie schelmisch an. „Nein! Jetzt hör auf, du bist schon fast genauso schlimm wie Jayden!" Sie lachte nur. „War er noch anhänglicher?" Jacky ließ sie zwar los, stützte dann aber neugierig das Kinn auf beide Hände. „Anhänglicher? Nein. Aber er hat mir gerne die Worte im Mund umgedreht.", „So so?" Jacky schmunzelte, bevor das Klingeln ihr Gespräch unterbrach.  

Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt