Rivalität mit Folgen [Teil 1]

Kapitel 14

Es war bereits später Nachmittag, als der Bus mit den Volleyballspielern der Karasuno-Oberschule in Miyagi ankam.

Aus müden Augen schauten die Spieler zu ihrem Coach auf.

„Okay Jungs, wir sehen uns morgen wieder zur gewohnten Zeit. Kageyama, wenn du Zeit hast, würde ich gerne kurz noch etwas mit dir besprechen", sagte Ukai und blickte den schwarzhaarigen Setter an, welcher ungewöhnlich erschöpft aussah.

„Äh, ja, sicher", gab Kageyama unsicher von sich. Wollte der Coach mit ihm über seinen Aussetzer vor ein paar Tagen sprechen? Wahrscheinlich.

„Super. Dann komm doch einfach gleich in meinen Laden. Ich warte da auf dich."

„Ist gut."

Damit verließ der Trainer ihre Gruppe und ließ einen verunsicherten Tobio zurück. Doch auch die anderen Spieler schienen nicht viel schlauer zu sein und zuckten planlos mit den Schultern.

Sie unterhielten sich noch eine Weile über Belanglosigkeiten, als Daichi plötzlich einen ernsteren Ton anschlug.

„Hey, Kageyama, bevor du zu Ukai gehst, wollten wir dir auch noch etwas sagen."

Kageyama wurde heiß und kalt zu gleich. Würden sie ihn jetzt doch aus dem Team schmeißen?

Suga übernahm das Wort. „Was im Trainingscamp passiert ist, tut uns wirklich leid. Wir haben uns lange darüber Gedanken gemacht, bis spät in die Nacht hinein."

Tobio schluckte schwer. Er sah unsicher zu Hinata, doch der kleine Mittelblocker schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Suga fuhr fort. „Wir finden, dass auf deinen Schultern viel zu viel Verantwortung lastet. Du bist der Einzige, der Hinatas Schnelligkeit zu 100 % ausnutzen kann, und du bist auch der Einzige, der einen Sprungaufschlag kann. Außerdem bist du auch noch Setter, was für sich genommen schon eine sehr große Verantwortlichkeit mit sich bringt."

Kageyama hatte absolut keine Ahnung, worauf der Vize-Kapitän hinauswollte.

„Jedenfalls sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir dir etwas von dieser Verantwortung abnehmen müssen", schloss der Grauhaarige seine Ausführungen.

„Soll heißen?", fragte Tobio verunsichert. War er wirklich so dumm, dass er nicht mal verstand, was Suga ihm sagen wollte?

„Soll heißen, dass Asahi lernen will, wie man Sprungaufschläge macht, Yamaguchi übt seine Flatteraufschläge, Hinata will mit mir das Schlagen normaler Schnellangriffe lernen und wir alle zusammen überlegen uns coole neue Angriffsstrategien. Und sogar Tsukishima will seine Blocks verbessern", klärte Suga den Setter auf.

„Ts, denk bloß nicht, dass ich das für dich mache, König", warf der blonde Mittelblocker angepisst dazwischen und bedachte den Schwarzhaarigen mit einem abschätzigen Blick.

Kageyama war sprachlos, er wusste nicht, was er sagen sollte. Hatte Suga ihm gerade über Umwege erklärt, dass das Desaster während des Trainingscamps nicht allein seine Schuld war? Und dass sie jetzt gemeinsam an einer Lösung arbeiten würden? Als Team? Er spürte einen Knoten in seinem Hals, aber er musste irgendetwas antworten!

„D-Danke, das bedeutet mir sehr viel", brachte Kageyama schließlich raus und sein ganzes Team strahlte ihn an. War das das, was man Zusammenhalt nannte? Er fühlte auf jeden Fall einen riesigen Stein von seinem Herzen fallen.

Nachdem das geklärt war, ging jeder seiner Wege. Jetzt müsste sich Kageyama nur noch Coach Ukai stellen. Er fühlte sich äußerst unwohl, als er auf dem Weg in den Gemischtwarenladen war. Er kam sich vor wie ein Schüler, der zum Direktor zitiert wurde, ohne zu wissen, wieso. Ohne zu wissen, was ihn dort erwartete. Doch er vermutete, dass es um seinen spektakulären Abgang beim Trainingscamp ging. Bei seinem Trainer würde er damit wohl nicht so glimpflich davonkommen. Der Kloß in seinem Hals war riesig, als er die Tür öffnete und in den kleinen Laden trat.