Kapitel 170

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10... 9...

„Gut, dann machen wir Schluss für heute."

8... 7... 6...

„Bitte lest zur nächsten Stunde die Seiten 75-86."

5... 4...

„Wir werden darüber einen kleinen Test schreiben."

3... 2...

„Also, macht's gut, ihr Lieben."

1!

Kuroo stand auf und ging aus dem Klassenzimmer. Zielstrebig richtete er seine Schritte Richtung Treppenhaus. Im Laufen kramte er sein Handy aus der Tasche. Er entsperrte das Display und sah auf das Nachrichtensymbol hinab, welches ihm eine eingegangene Nachricht anzeigte. Neugierig, wer ihm da wohl geschrieben hatte, öffnete er das Textprogramm. Seine Stirn formte sich zu einem Runzeln. Lev. Sofort nahm sein Puls Fahrt auf. Es gab nur einen einzigen Grund, weshalb ihm der Grauhaarige mitten im Unterricht schreiben sollte. Mit klopfendem Herzen öffnete er die Nachricht.

Lev:

Kuroo, beeil dich! Kags ist verschwunden!

Tetsurou spürte, wie die Angst mit eisigen Fingern nach ihm griff. Er rannte los, stürmte durch die Tür ins Treppenhaus und weiter in das vierte Obergeschoss. Die verwirrten Gesichter und empörten Rufe der Schüler, die er angerempelt hatte, bekam er gar nicht mit. Heftig keuchend stolperte er auf den Flur der Erstklässler. Bereits von weitem sah er Lev, der wie ein Häufchen Elend im Flur auf und ab lief und mit den Händen rang. „Lev", rief er und eilte auf den Grauhaarigen zu.

Lev sah auf. „Wieso hast du so lange gebr—"

„Wo ist Tobio?!", unterbrach Tetsurou den Halbrussen.

„Ich weiß es nicht."

„Was soll das heißen, du weißt es nicht? Ihr hattet doch zusammen Unterricht!"

„Ja, ja!", sagte Lev und begann mit hektischen Gesten die Geschehnisse von vor wenigen Minuten wiederzugeben. „Aber es hatte geklopft und dann war da so ein Mann und der wollte mit Kags reden und die Lehrerin so ‚Ja' und ich meinte ‚Nein', aber die Lehrerin so ‚Doch' und dann ist Kags aufgestanden und ist raus gegangen und dann war die Tür zu und man hat nur ihre Stimmen gehört und dann war plötzlich alles ruhig und als die Stunde zu Ende war, bin ich raus, aber von Kags und dem Mann war keine Spur zu sehen und ich—"

„Stopp!", rief Kuroo und unterbrach den gehetzten Redeschwall des Grauhaarigen. „Willst du damit sagen, dass Tobio mitten im Unterricht aufgestanden ist und mit einem Mann weggegangen ist? Und die Lehrerin hat das einfach zugelassen?"

Lev nickte.

Tetsurous Herz schlug mittlerweile so schnell, dass ein plötzlicher Exitus nicht mehr abwegig erschien. Seine Gedanken rasten. „Wer war der Mann?"

„Keine Ahnung, er hat sich nicht vorgestellt!"

„Wie sah er aus?"

„Äh... er war groß, braunhaarig... und... äh..."

„Komm schon, Lev, denk nach!"

„Äh..."

„Er sah streng aus, autoritär, als wäre er es gewohnt, dass man ihm gehorcht."

Tetsurou und Lev sahen sich gleichermaßen erschrocken um.

Chiyoko zuckte mit den Schultern. „Kageyama schien sich bei dem Anblick des Mannes sehr unwohl zu fühlen."

„Wieso habt ihr ihn dann einfach gehen lassen?", platzte es wütend aus Kuroo heraus.

„Na hör mal, wir sind doch nicht seine Babysitter! Davon mal abgesehen war es ziemlich offensichtlich, dass Kageyama den Mann kannte", verteidigte sich Chiyoko, die sich von dem Nekoma-Kapitän angegriffen fühlte. „Und wenn er nicht hätte mitgehen wollen, hätte er ja auch einfach nein sagen können, oder? Ich meine, er ist doch kein kleines Kind mehr." Auch wenn du ihn wie eines behandelst, vollendete sie ihre Worte im Geiste... und tadelte sich bereits in der nächsten Sekunde dafür. Sie war keine Ausnahme. Sie fand Kuroo genauso wahnsinnig toll wie all die anderen Mädchen. Wenn sie sich ihren Traummann vorstellte, dann war dieser genau wie der Kapitän des Nekoma-Volleyballclubs. Es fuchste sie, dass Kuroo nur noch Augen für diesen Neuling zu haben schien. Und das, obwohl dieser ein Junge war. Ein JUNGE! „Tut mir leid, war nicht so gemeint. Ich weiß, dass Kageyama dir sehr wichtig ist", fügte sie nun kleinlaut hinzu.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt