Kapitel 26

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„Freust du dich schon aufs Abendessen?"

Kageyama sah Kuroo verständnislos an.

„Heute gibt's doch dein Lieblingsessen, Schweine-Curry mit Ei, schon vergessen?"

Kageyamas Mine erhellte sich, kleine Funken erschienen in seinen königsblauen Augen. Doch es war nur ein kleiner Funke, der schnell wieder erlosch. Kuroo wusste nicht, was er tun sollte, um den Setter aufzumuntern.

Kageyama hätte es sehr wohl gewusst. Doch er schwieg, wieder einmal. Er hatte Angst davor, dass Kuroo die ganze Wahrheit über das, was in der Mittelschule passiert war, herausfand und ihn dann verachtete, sich von ihm abwandte, so tat, als würden sie sich nicht kennen, als wären sie sich niemals begegnet. Und dieser Gedanke schmerzte ihn tief im Herzen. Er wollte Kuroo nicht verlieren.

Und diese Tatsache, dieses Gefühl war es, was Kageyama noch viel mehr Angst bereitete. Die Angst vor seinen Gefühlen für Kuroo selbst.

„Hier."

Kageyama wurde von Kuroo aus seinen Gedanken gerissen. Er sah hinab auf die Hand, die sich ihm entgegenstreckte.

„Der Bus kommt erst in fünf Minuten. Du hast also noch genug Zeit, es zu trinken."

Kageyama griff langsam nach dem Milchpäckchen. „Wo hast du das her?"

„Hab' ich mitgenommen, dachte, ich könnte dir damit eine kleine Freude auf dem Nachhauseweg machen", gestand Kuroo und seine Wangen färbten sich in ein zartes Rot, als er das Funkeln in Kageyamas Augen zurückkommen sah.

Tobio wusste nicht, was er sagen sollte. Es war das erste Mal, dass es jemanden gab, der so auf ihn achtete, wie Kuroo es tat. Umso schwerer wog allerdings auch die Angst, Kuroo könnte ihn wieder verlassen.

„D-Danke", sagte er leise und genoss den Geschmack der süßen Erdbeermilch.

Kageyama war gerade fertig, als der Bus kam. Der Rest des Nachhauseweges verlief ruhig. Kuroo beobachtete Kageyama eingehend. Heute war schon der vierte Tag des Trainingscamps. Er wollte nicht, dass Tobio ihn schon so bald wieder verlassen würde.

„Oma, Opa, wir sind zurück", rief Kuroo und wie jeden Tag erschien Atsuka im Eingangsbereich und begrüßte die zwei Schwarzhaarigen überschwänglich.

„Hattet ihr einen schönen Tag?", fragte sie neugierig.

Kuroo versteifte. Was sollte er darauf antworten? Eigentlich war das heute kein besonders schöner Tag gewesen, aber das konnte er so offen vor Kageyama ja schlecht zugeben, oder? Auf der anderen Seite würde Tobio genau wissen, dass er log, wenn er sagte, es war ein guter Tag gewesen. AHH! Kuroos Hirn schien zu platzen.

„Ja, Kuroo hat mir heute ein paar wirklich hilfreiche Tipps gegeben, wie ich meine Blocks verbessern kann", antwortete Kageyama.

Der Nekoma-Kapitän blickte den Setter überrascht an. Empfand Kageyama das wirklich so oder hatte dieser das nur gesagt, um überhaupt etwas auf die Frage seiner Oma zu antworten?

„Das ist aber schön! Dann seid ihr mit Sicherheit ordentlich hungrig, oder?", fragte sie hoffnungsvoll.

„Vermutlich könnte ich alles alleine aufessen", antwortete Kageyama mit einem leichten Grinsen.

Atsuka gluckste fröhlich. „Wie gut, dass ich so viel gemacht habe! Aber nun erst einmal ab mit euch unter die Dusche!"

Kuroo und Kageyama folgten ihrer Aufforderung. Als sie auf dem Weg zur Treppe waren, wandte sich Kuroo an den Setter.

„Danke."

„Was meinst du?"

„Dass du eingesprungen bist und für mich geantwortet hast."

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt