Kapitel 122

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Da Tobio am Vortag so zeitig ins Bett gegangen war, war es kein Wunder, dass er bereits um 4:00 Uhr wach in dem Futon lag und an die Decke starrte. In Gedanken ging er die Ereignisse des gestrigen Tages durch... oder besser gesagt: der zwei vorangegangenen Tage.

Niemals hatte er es für möglich gehalten, dass der Nekoma-Kapitän, der stets souverän und selbstbewusst auftrat, von solchen Ängsten geplagt wurde. Doch woher hatte er das auch ahnen sollen? Es war immer nur Kuroo gewesen, der ihn getröstet hatte, der ihm Schutz und Geborgenheit gegeben hatte. Nie war Tobio auf den Gedanken kommen, dass Kuroo möglicherweise auch mal seinen Schutz brauchte... Nun ja... Schutz war nicht das richtige Wort. Vielleicht Trost? Oder Zuspruch? Wie auch immer. Tobio musste sich etwas einfallen lassen, wie er Kuroos Ängste vertreiben konnte.

Natürlich hatte Kuroo recht: es konnte immer etwas Unerwartetes geschehen und ihn auf tragische Weise aus dem Leben reißen. Doch auch wenn das Risiko bei ihm vielleicht aufgrund seiner Vergangenheit etwas erhöht war, so war es dennoch minimal. Er bezweifelte, dass seine Eltern jemals zurückkamen. Und selbst wenn sie es taten, würden sie niemals so weit gehen und ihn töten. Dieser Gedanke war absurd.

Dennoch konnte Tobio die Gefühle des Kapitäns nachvollziehen. Für ihn war Gewalt lange Zeit etwas ganz Alltägliches gewesen, für Kuroo vermutlich etwas gänzlich Unbekanntes. Tetsurou war in einem Umfeld aufgewachsen, dass ihm Liebe und Geborgenheit schenkte. Doch nun hatte der Kapitän ihn kennengelernt und damit auch eine Welt, in der Gewalt und Schmerz zur Tagesordnung gehörten. Wie sollte man sich in einer solch dunklen Welt zurechtfinden, wie sollte man mit ihr umgehen können, wenn man in einer Welt des Lichtes aufgewachsen war? Es war also nur verständlich, dass Kuroo Angst um ihn hatte.

Vermutlich konnte er Tetsurou diese Angst nie ganz nehmen. Doch er würde dafür sorgen, dass sich Kuroo zumindest nicht mehr über potenzielle Konkurrenten den Kopf zerbrechen musste.

Für ihn gab es einzig und allein Kuroo. Er wusste zwar nicht, woher diese unumstößliche Gewissheit kam, aber eines war ganz sicher: nie in seinem ganzen Leben würde er jemals jemand anderen lieben als Kuroo.

Wie er also in dem Futon lag, umgeben von den leisen Schlafgeräuschen seiner Teammitglieder, reifte in Tobio ein Gedanke. Er hatte keine Ahnung, ob diese Idee gut war oder kindisch. Doch er würde sich noch heute darum kümmern, sie in Gang zu setzen.


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„Und, bist du aufgeregt?"

Tobio wandte demonstrativ den Blick ab. „Ich wüsste nicht, weshalb ich aufgeregt sein sollte."

„Ach komm schon, Tobio! Du spielst heute schließlich gegen deinen Liebhaber!", rief Sana. Sie hatte den kleinen Mittelblocker einfach zur Seite gedrängt und den Platz an Kageyamas Seite eingenommen, während sie zur Bushaltestelle liefen.

Als Tobio die Bezeichnung hörte, die das braunhaarige Mädchen Kuroo verpasst hatte, sah er aus zusammengekniffenen Augen zu ihr hinüber. „Kuroo ist nicht mein Liebhaber", stellte er klar und betonte das Wort ‚Liebhaber' dabei besonders scharf.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt