Kapitel 181

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„Hast du für den Mathetest gelernt?", fragte Chiyoko, als sie sich am Platz des schwarzhaarigen Setters gegen das Fensterbrett lehnte.

„Was? Wir schreiben den Test heute?", rief Tobio entsetzt.

„Natürlich. Was dachtest du denn?"

„Ich... Shit, ich dachte, wir schreiben den erst am Mittwoch", gestand Tobio und vergrub sein Gesicht in seinen Armen, die er auf dem Tisch verschränkt hatte.

„Also hast du nicht gelernt?", hakte Lev nach.

„Doch... schon... aber... Urgh... einmal lernen wird bei mir nicht viel bringen...", nuschelte Tobio in seine Arme hinein.

„Bist du nicht gut in Mathe?", erkundigte sich Chiyoko.

„Ich bin in gar nichts gut", korrigierte Tobio das Mädchen.

„Du bist gut in Volleyball", warf Chiyoko aufmunternd ein und erntete dafür einen verwirrten Blick vom Grauhaarigen.

„Schon, aber leider dreht sich ja nicht alles um Volleyball", sagte Tobio gequält.

„Aber du strebst doch bestimmt eine Profikarriere an, oder? Ich meine, bei deinem Talent sollte das doch ein leichtes sein."

Nun sah auch Tobio auf und blickte zweifelnd zu dem Mädchen.

„Urgh. Kann mir auch eigentlich egal sein. Ich geh jetzt wieder zu meinem Platz. Viel Glück", sagte Chiyoko und verschwand.

Lev beugte sich zu Tobio hinunter. „Ob das jetzt irgendeine neue Taktik ist? Sie macht dir Komplimente und ist freundlich zu dir, um sich bei Kuroo einzuschleimen und ihn sich dann zu schnappen?"

Nun erhielt Lev den tödlichen Blick. „Selbst wenn – diese Taktik würde niemals aufgehen. Diese nicht und keine andere, die in diese Richtung geht", zischte Tobio verärgert.

„N-Nein, n-natürlich nicht", stotterte Lev, als ihn die dunkle Aura des Setters umwaberte.

„Bücher und Hefter in die Tasche. Auf den Tischen liegen nur Stifte", sagte die Lehrerin, als sie den Unterrichtsraum betrat und schnurstracks noch vorn zu dem Lehrertisch durchging.

Tobio seufzte. Er folgte der Anweisung der Lehrerin und verstaute sämtliches Lernmaterial in seiner Tasche. Ein Stift blieb einsam auf seinem Tisch zurück. Es klingelte.

„Der Test besteht aus insgesamt zehn Textfragen. Ihr habt die ganze Stunde dafür Zeit", sagte die Lehrerin und ging durch die Reihen, um den Test mit der Oberseite nach unten auf die Tische der Schüler zu legen. Als sie durch war, wandte sie sich der Klasse zu. „Ihr dürft jetzt anfangen."

Mit einem schlechten Gefühl im Magen drehte Tobio die Blätter um. Zehn Fragen in 45 Minuten. Eigentlich konnte er die weiße Fahne schon jetzt schwingen. Er seufzte und machte sich an die Arbeit.

Mühsam kämpfte er sich von Aufgabe zu Aufgabe. Das Umformulieren kostete ihm unglaublich viel Zeit, doch als er es einmal ohne probierte, verstand er wieder nur Bahnhof. Das war doch zum Haare raufen. War er etwa wirklich so dumm?

Deprimiert nahm er die nächste Aufgabe in Angriff. Und dann die darauffolgende. Und dann... klingelte es. Sieben. Er hatte nur sieben Fragen geschafft. Erschöpft lehnte er sich zurück. Mit gequältem Blick sah er der Lehrerin dabei zu, wie diese seinen Test einsammelte.

„Und? Wie ist es gelaufen?", fragte Lev neugierig.

„Wie zu erwarten: schlecht", antwortete Tobio miesgelaunt und stopfte den Stift in die Tasche. „Und bei dir?"

„I-Ich bin auch nicht so gut in Mathe", giggelte Lev. „Aber ich habe zumindest bei jeder Aufgabe etwas hingeschrieben. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass ein paar der Antworten auch richtig sind", sagte er und kicherte weiter.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt