Kageyama schlug die Augen auf, als es draußen bereits hell war. Doch vor seinem Gesicht sah er nur schwarz, ein schwarz, welches sich hob und senkte. Panik stieg in ihm auf. Da lag jemand neben ihm! Tobio erschrak so dermaßen, dass er Hände und Füße gegen den Körper vor sich stemmte und diesen so weit wie möglich von sich schubste.
Ein dumpfer Aufprall und ein schmerzhafter Fluch waren zu hören.
„Fuuuuuuck!"
Tobio zuckte kurz zusammen, dann stützte er sich auf seine Ellenbogen und sah über die Bettkante. Vor ihm auf dem Boden lag, eingewickelt in die Decke, Kuroo, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf rieb. Dann trafen sich ihre Blicke.
„Verdammt, Kags, was sollte das denn bitte werden?"
„T-Tut mir leid, ich hab' mich erschrocken", gestand der Setter peinlich berührt und sah beschämt nach unten.
Kuroo rollte mit den Augen. „Hilf mir wenigstens hoch", sagte er und hielt Kageyama seine Hand hin. Dieser griff danach. Doch anders, als Kageyama erwartet hatte, wurde er nun seinerseits vom Bett gezogen. Zunächst landete er auf Kuroos Oberkörper, doch der Schwung ließ ihn von dort herunterrollen und neben Kuroo mit dem Rücken auf dem Boden liegen bleiben. Verdutzt blickte Tobio an die Decke. Dann schnallte er, was gerade passiert war.
„Eeeeey," rief er verärgert.
„Du hast angefangen. Beginne keinen Kampf, den du nicht auch gewinnen kannst", sagte Kuroo mit einem frechen Grinsen.
Kageyama verdrehte genervt die Augen. „Toller Spruch", sagte er und rappelte sich auf. Als er stand, hielt er Kuroo eine Hand hin, die der Drittklässler dankend ergriff.
Mit einer Kraft, wie Kuroo es nicht für möglich gehalten hätte, zog ihn Kageyama auf die Beine.
„Was ist?", fragte Kageyama, als er Kuroos überraschtes Gesicht sah.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so viel Kraft hast."
„Tsssss, ich bin kein kleines Kind mehr", sagte Kageyama und wandte sich Kopfschüttelnd ab.
„Wo gehst du hin?"
„Mich umziehen", sagte Tobio und war im nächsten Moment schon aus dem Zimmer verschwunden.
Kuroo war kurz verdutzt, dann besann er sich und zog sich ebenfalls frische Kleidung an. Er dachte an gestern Nacht zurück, als Kageyama zu ihm ins Bett gekommen war. War das wirklich passiert? Dumme Frage, Tetsu, du bist schließlich neben ihm aufgewacht... nun ja, mehr oder weniger. Doch seine Stimmung wurde getrübt, als ihm bewusst wurde, dass Kageyama bereits in der kurzen Zeit, die er hier bei ihnen zu Gast war, zwei Alpträume gehabt hatte. Und das waren nur die, die er mitbekommen hatte. War das für Kageyama Normalität? Wer würde auf Kageyama aufpassen, wenn er wieder in Miyagi war? Er musste den Setter unbedingt fragen, ob seine Eltern von diesen Alpträumen wussten und wenn ja, ob sie irgendetwas dagegen taten. Aber was noch viel wichtiger war: Was zum Teufel löste diese furchtbaren Alpträume aus?
„Bist du fertig?"
Kuroo schreckte aus seinen Gedanken. „Oh, ja, ich komme."
Gemeinsam gingen die zwei Schwarzhaarigen nach unten, wo bereits das Frühstück auf dem Tisch stand. Tobio würde das definitiv vermissen. Alles hier würde er vermissen.
„Tobio, so ungern ich auch frage, aber, hast du deinen Koffer schon gepackt?", fragte Atsuka mit belegter Stimme.
„Ja, gestern Abend. Den Rest packe ich gleich ein."
Kuroos Oma nickte nur. Tetsurou war einerseits überrascht, andererseits aber auch wieder nicht überrascht, wie schnell sich seine Großeltern an Kageyama gewöhnt und ihn in ihr Herz geschlossen hatten. Denn wie konnte man bei diesem wundervollen Jungen nicht schwach werden? Sein Blick verfinsterte sich kurz, als er an Akaashi und Bokuto dachte, die gestern so offenkundig ihre Begeisterung für Kageyama erklärt hatten.

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Rivalität mit Folgen [Teil 1]
FanfictionAls Kuroo das erste Mal bei einem Trainingsspiel zwischen Nekoma und Karasuno auf Kageyama trifft, ist er nicht nur von Tobios blauen Augen fasziniert, sondern auch von seinem spielerischen Können. Nach dem Ende des Trainingsspiels verspricht Kuroo...