Kapitel 154

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Keine Minute später preschte der Wagen so schnell er konnte dem Park entgegen. Dennoch kam es Tetsurou so vor, als würden sie sich in Schneckentempo fortbewegen. Sein Herz schlug so schnell, dass er sich nicht gewundert hätte, wenn er in den nächsten Minuten an akutem Herzversagen sterben würde. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Er kam leben beim Park an.

„H-HEY!", rief Momiji erschrocken, als sein Sohn an der roten Ampel aus dem Auto sprang und auf den Park zusprintete.

„Ich steige auch aus", sagte Takumi und folgte seinem Enkel.

„Verdammt, ihr könnt doch nicht—!"

Die zuschlagende Autotür verhinderte, dass einer der Ausgestiegenen auch nur noch ein Wort hörte.

Tetsurou passierte das Eingangstor und ließ seine Augen augenblicklich über den verlassenen Park wandern. Niemand war bei Regenwetter hier spazieren. Doch da! Ein Hundebesitzer. Er stürmte auf diesen zu. „HEY, SIE!"

„Hm?", machte der Hundebesitzer und drehte sich dem aufgeregt herumschreienden jungen Mann zu.

„Haben sie einen Jungen gesehen? Schwarzes Haar, blaue Augen?", fragte Kuroo atemlos.

„Nein, tut mir leid, bei diesem Wetter ist hier niemand unterwegs. Die Wege, wissen Sie, die sind bei Regen immer so glitschig und— Oh. Er ist schon weg. Hm, gehen wir weiter, Waldi", sagte der alte Mann, der vor vielen Jahren aus Deutschland in die japanische Hauptstadt gezogen war, zu seinem Hund.

Kuroo raste wie ein Wahnsinniger durch den Park. Bereits nach kürzester Zeit waren seine Kleider vollständig durchnässt, doch er nahm es gar nicht wahr, denn je mehr er von der Grünanlage durchsucht hatte, ohne dabei auf den Jungen zu stoßen, umso größer wurde seine Panik. Als er schließlich auch den letzten Teil ohne Erfolg gecheckt hatte, kannte seine Angst keine Grenzen mehr. „TOBIO! TOBIO! WO BIST DU?!", schrie er, wohl in dem Wissen, dass ihm niemand antworten würde. Er sackte in sich zusammen, sank auf die Knie. „Tobio... wo bist du?", hauchte er.

„Tetsu!"

Keine Reaktion. Kuroo hatte in der ersten Sekunde herausgehört, dass es nicht Tobios Stimme war, die nach ihm rief.

„Tetsu! Hast du ihn nicht finden können?"

„SIEHT ES SO AUS, ALS HÄTTE ICH IHN GEFUNDEN?", brüllte Kuroo seinen Vater ungehalten an.

Momiji biss sich auf die Lippe. „Denk nach, Tetsu, wo könnte er noch sein?"

Kuroo schüttelte mit dem Kopf. „Ich weiß nicht." Er konnte mit 100%iger Sicherheit ausschließen, dass Tobio nicht zu der Einkaufsstraße gegangen war.

„Weiß sonst noch jemand, wo er sein könnte?"

Ein heißer Schauer durchrieselte Kuroo und er kramte sein Handy heraus, wählte die einzige Nummer, dessen Besitzer ihm jetzt noch helfen konnte.

„Tetsurou, was gibt es? Alles in—?"

„Tobio! Hat er dich angerufen, dir geschrieben?", platze Kuroo hervor.

„Was? Ich habe dich nicht verstanden!"

„OB TOBIO SICH BEI EUCH GEMELDET HAT!", brüllte Kuroo gegen den Regen an.

„Nein, hat er nicht", antwortete Akaashi. „Wieso?"

„ER IST VERSCHWUNDEN!"

„Schon wieder?"

Kuroos Herz knackte bedrohlich. Vermutlich hatte er es dem prasselnden Regen zu verdanken, dass man das Knacken nicht gehört hatte. „HAST DU EINE AHNUNG, WO ER HINGEGANGEN SEIN KÖNNTE?"

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt