Kapitel 71

436 29 2
                                    

Noch nie in seinem Leben hatte Kuroo das Klingeln seines Weckers so gehasst, wie in diesem Moment. Tobio hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. Das war bei weitem nicht genug und Kuroo wurde schlecht bei dem Gedanken, den Setter bald wieder allein lassen zu müssen. Neben ihm regte sich Tobio.

„Ist es schon 23:00 Uhr?", nuschelte Kageyama schlaftrunken.

„Ja. Wir müssen aufstehen, wenn du pünktlich zurück sein willst." Zurück bei Miya, fügte Kuroo in Gedanken hinzu und zu seiner Übelkeit gesellte sich Wut.

„Hmmmmmmm", grummelte Tobio und wand sich aus Kuroos Armen, setzte sich auf und rieb sich die müden Augen. Er fühlte sich wie eine überfahrene Kröte auf der Landstraße.

Kuroo schälte sich aus dem Bett und reichte Tobio seine Sachen, die der Setter mit einem leisen ‚Danke' annahm.

Sie zogen sich an und gingen nach unten, wo Atsuka und Takumi sie mit einem warmen Lächeln begrüßten. Atsuka stand auf und kam auf Tobio zu, umarmte ihn fest.

„Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht", sagte sie.

„Entschuldigung", nuschelte Tobio.

„Es gibt nichts zu entschuldigen. Wir sind einfach nur froh, dass wieder alles in Ordnung ist", erklärte Takumi.

„Kommst du morgen zum Abendessen?", fragte Atsuka mit großen Augen.

„Ja, sehr gerne", erwiderte Tobio mit einem leichten Lächeln.

„Das ist schön", sagte sie und zog den Jungen noch einmal kurz an sich. „Komm gut zurück. Tetsu wird dich sicherlich begleiten."

Kuroo nickte.

„Nein, Kuroo, du musst mich nicht bringen. Du musst morgen schließlich auch früh raus", wehrte Kageyama ab.

„Tobio, wir können diese Unterhaltung noch unzählige Male führen, aber sie wird immer auf die gleiche Weise enden", sagte Kuroo und sah Tobio herausfordernd an.

Kageyama seufzte und ergab sich seinem Schicksal. „Okay, okay."

Kuroo grinste. Sie verabschiedeten sich von seinen Großeltern und zogen sich an, verließen gemeinsam die Wohnung. Im Fahrstuhl zog Kuroo seinen Freund an sich, küsste ihn, als würde es um sein Leben gehen. Tobio krallte sich in seine Jacke und erwiderte gierig den Kuss. Seine aufgeplatzte Lippe tat weh, höllisch sogar, aber er würde jeden Schmerz ertragen, nur um Tobios Lippen auf seinen zu spüren. Widerwillig trennten sie sich voneinander, als sie die Lobby erreichten. Sie traten aus dem Wohnhaus und steuerten die Bushaltestelle an.

„Wow, ist ganz schön kalt geworden", stellte Tobio erschrocken fest. Er fröstelte, da er bei seinem Aufbruch mit Miya am Abend so neben der Spur gewesen war, dass er seinen Schal vergessen hatte. Plötzlich wurde er zurückgerissen. Überrascht blieb er stehen.

„Hier", sagte Kuroo und wickelte seinen Schal um den Setter. Er lächelte, als er Tobios Wangen rot werden sah.

„Was... Kuroo, das geht nicht, jetzt hast du keinen Schal mehr! Du wirst frieren."

Kuroo lächelte. „So lange du bei mir bist, ist mir warm."

Kageyama blinzelte ungläubig. „Manchmal bist du schon ziemlich kitschig."

Kuroo lachte. „Daran bist du schuld! Los, komm jetzt, sonst verpassen wir den Bus."

Die zwei gingen weiter, ohne Proteste seitens Kageyama. Kuroo warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf Tobio und ihm wurde warm ums Herz, als er sah, wie sich der Setter in seinen Schal kuschelte.

„Er riecht nach dir", nuschelte Kageyama verlegen, Hitze in den Wangen. Wie er diesen Duft die letzten Tage vermisst hatte. Dieses Mal war es auch an Kuroo, rot zu werden, doch das bekam Tobio nicht mit, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, Kuroos Duft in sich aufzunehmen.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt