Kapitel 80

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Es war Freitag, als Tobio eng an Kuroos Brust gekuschelt die Augen aufschlug. Er war am Vortag nach dem Abendbrotessen völlig erschöpft ins Bett gefallen und war kurzerhand einfach eingeschlafen. Kein Wunder, denn an diesem Tag war er um seine Hausaufgaben nicht mehr drumherum gekommen. Alles Flehen und Betteln hatte nicht mehr geholfen, selbst sein Hundeblick, wie Kuroo ihn genannt hatte, hatte ihn nicht retten können. Den ganzen Tag hatten sie an diesen verfluchten Hausaufgaben gesessen. Man konnte Tobio sagen, was man wollte, er war der festen Überzeugung, dass Lehrer pure Sadisten waren. Welchen Grund sollte es sonst geben, den Schülern über die Ferien, auch noch über die Weihnachtsferien, bergeweise Hausaufgaben aufzugeben?

Er kuschelte sich tiefer in Kuroos Umarmung. Ein gutes hatte Kuroos diktatorische Vorgehensweise am Vortag zumindest gehabt: sie waren fertig geworden. Mit allen Hausaufgaben. Ohne Kuroo hätte Tobio irgendwann das Handtuch geworfen, weil er entweder keine Lust mehr oder keinen Plan hatte, was er eigentlich hätte machen müssen. Das sie nebenher aus ihrer Süßigkeiten-Tüte genascht haben, die Kuroo während ihres Spaziergangs durch das erleuchtete Tokio gekauft hatte, half Tobio ebenfalls dabei, durchzuhalten.

„Hey, ist mein kleiner Kater etwa schon wach?", fragte Kuroo mit schlaftrunkener Stimme.

„Nein", nuschelte Tobio mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und rieb seinen Kopf an Kuroos Brust. Dieser lächelte ebenfalls und schlang seinen Arm fester um Tobio.

„Was hältst du heute von einer kleinen Belohnung, weil du gestern so fleißig warst?", fragte Tetsurou.

„Glaubst du etwa, damit kannst du deine Folter von gestern einfach wieder gut machen?"

Kuroo musste schmunzeln. „Aw, glaubst du etwa, ich weiß nicht, dass du insgeheim froh darüber bist, dass du die Sachen nun hinter dir hast?"

Ein unwilliges Grummeln entrang Tobios Kehle. Warum musste Kuroo ihn immer so leicht durchschauen?! „Na gut, ich höre. Wie lautet dein Friedensangebot?"

„Ich dachte, wir könnten heute vielleicht ins Kino gehen?"

Tobio erstarrte augenblicklich. Ins Kino. Er war noch nie im Kino. Pure Vorfreude durchrieselte seinen Körper. „Mit Popcorn?"

Kuroo lachte. „So viel Popcorn, wie du willst", sagte er und drückte seinen Freund fest an sich, fuhr ihm durch das dichte, schwarze Haar.

„Angebot angenommen", sagte Tobio mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er schlang einen Arm um Kuroo und begann, über dessen Rücken zu kraulen, während dieser zeitgleich durch sein Haar streichelte.

Beide noch nicht bereit, die kuschelige Wärme des Bettes zu verlassen und ihre eng umschlungene Position aufzugeben, blieben sie noch lange Zeit liegen, bevor der Duft des Frühstücks, der bis in ihr Zimmer drang, sie aus den Federn und nach unten in die Küche lockte.

„Guten Morgen ihr zwei Schlafmützen", begrüßte Atsuka die Jungs.

„Guten Morgen", sagten Tobio und Tetsurou gleichzeitig.

„Ihr seid verhext", platze Takumi heraus, als dieser die Küche betrat.

„Verhext?", fragte Tobio perplex.

Takumi lachte. „Mhm. Das sagt man so, wenn zwei Leute etwas gleichzeitig sagen", klärte er den jungen Setter auf.

„Wieso?"

„Tja nun... Das übersteigt mein Wissen", gestand Takumi mit einem entschuldigenden Lächeln.

Tobio sah zu seinem Freund, doch der zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Und was passiert, wenn man ‚verhext' wurde?", fragte Tobio nun wieder an den Großvater gerichtet.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt