Kapitel 167

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„Oh Shit, wir müssen uns beeilen!", schrie Lev und packte den völlig überrumpelten Setter am Handgelenk.

„Was? Wieso?", fragte Tobio und stolperte hinter dem Grauhaarigen aus der Sporthalle.

„Der Lehrer, bei dem wir jetzt haben, wird immer megasauer, wenn wir nach dem Sportunterricht zu spät kommen!", beantwortete ein kleiner, dicklicher Junge Tobios Frage.

„Was können wir denn dafür, wenn wir in der ersten Stunde Sport haben und der Lehrer überzieht?", beschwerte sich Tobio. Sie erreichten die Umkleidekabine und stürmten hinein.

„Sowas will der nicht hören. Er sagt, Pünktlichkeit geht über alles!", erklärte ein anderer Junge, der wie ein Wahnsinniger die Sportsachen von sich riss.

Tobio stand wie angewurzelt in der Umkleidekabine und beobachtete verdattert seine neuen Schulkameraden, wie diese sich umzogen, als wäre das hier ein Schnelligkeitswettbewerb.

„Kags! Steh da nicht so doof rum! Zieh dich an!", rief Lev und holte Tobio damit aus seiner Starre.

Die Situation war viel zu unwirklich, als dass Tobio darauf etwas hätte erwidern können. Also trat er an seine Tasche und holte seine Schuluniform der Karasuno hervor.

„Schneller!", krähte Lev.

„Ja, ist ja gut", murrte Tobio und zog sich Shorts und T-Shirt aus, stopfte diese als Knäuel in seine Tasche. Er schlüpfte in seine schwarze Hose und hatte gerade das weiße Hemd übergezogen, als Lev ihn erneut am Handgelenk packte. „W-Warte, ich muss mein Hemd noch zuknöpfen!"

„Keine Zeit!", schrie Lev völlig panisch und zerrte Tobio, der in letzter Sekunde Jacke und Tasche greifen konnte, nach draußen.

Wie eine wild gewordene Herde stürmten die Jungs der Klasse aus der Umkleidekabine auf den Hof und sprinteten dem Schulgebäude entgegen – Tobio noch immer brav an Levs Hand befestigt. „Lev, jetzt warte doch mal!", rief er verzweifelt, überfordert in dem Versuch, mit seiner freien Hand nicht nur Jacke und Tasche festzuhalten, sondern auch das Hemd zuzuhalten, welches im Wind flatterte und jedem Schüler seinen freien Oberkörper präsentierte... seinen freien Oberkörper und den Verband, der sich noch immer quer über seinen Bauch spannte. „Lev!" Doch der Grauhaarige hörte nicht. Stattdessen hetzte dieser wie von Sinnen dem Schulhaus entgegen. Er spürte den eisernen Griff des Halbrussen an seinem Handgelenk und langsam begann es tatsächlich zu schmerzen.

„HEY! SAG MAL BIST DU IRRE?!?!?!"

Als Tobio die vertraute Stimme hörte, sah er überrascht auf. Er wurde aschfahl im Gesicht, als er Tetsurou sah, der sich aus eines der Fenster im Erdgeschoss lehnte, da, wo vermutlich Kuroos Klassenzimmer war. Er war von dem Anblick so geschockt, dass er ins Stolpern kam und sich nur in letzter Sekunde retten konnte. Doch noch ehe er sich ein weiteres Mal hätte Kuroo zuwenden können, rauschten sie durch die Eingangstür und die Treppen in den vierten Stock hinauf. Sie wetzten den Gang hinunter und kamen schlitternd vor dem Klassenzimmer zum Stehen. Nacheinander betraten die Jungs heftig keuchend den Raum und eilten zu ihren Plätzen. Tobio nutzte den kurzen Moment der Erleichterung bei den anderen, dass sie es noch vor dem Klingelzeichen geschafft hatten, und riss sich aus Levs Umklammerung. „Verdammt nochmal!"

„Oh mein Gott, Kags, das tut mir so leid. Ich... Äh... Warum bist du halbnackt?", fragte Lev und blinzelte verblüfft. Dann sah er den verärgerten Blick des Schwarzhaarigen.

„Deswegen habe ich tausend Mal gerufen, dass du stehen bleiben sollst!", empörte sich Tobio lautstark.

Lev lachte unsicher, kratzte sich am Hinterkopf. „Na ja, also jetzt solltest du dich auf jeden Fall richtig anziehen."

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt