Kapitel 76

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Kuroo schlief tief und fest, als ihn plötzlich etwas an der Nase kitzelte und er sich unwillig schüttelte, um das, was auch immer für diese unangenehme Störung zuständig war, zu vertreiben. Offenbar war er erfolgreich gewesen und so wollte wieder in das Reich der Träumenden hinabtauchen. Doch sein Sieg war nur von kurzer Dauer, denn schon war das unangenehme Kitzeln zurück. Er grummelte ungehalten und wandte genervt den Kopf ab. Dieses Mal streifte etwas seinen Hals und er langte blindlings an die Stelle, an der es nun juckte. Doch seine Hand griff ins Leere. Wieder ein Kitzeln an der Nase. „Verdammt, was soll der scheiß?", murmelte er säuerlich und öffnete schließlich die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sein Blick sich klärte. Blau. Mit einem Glitzern. Tobios Augen. Dazu ein amüsiertes Grinsen.

„Guten Morgen, Schlafmütze", begrüßte Tobio seinen Freund und fuhr mit der kleinen Daunenfeder, die er aus ihrem Kopfkissen stibitz hatte, über Kuroos Lippen.

„Hmmhmm", grummelte Tetsurou ein weiteres Mal und kratzte sich mit den Fingern über den Mund. Als er aus den Augenwinkeln Tobios Hand sah, die sich seinem Gesicht näherte, griff er reflexartig nach ihr und hielt sie fest, führte sie sich vor die Augen. Eine Feder. „Das kitzelt", sagte er mit dunkler Stimme und zusammengezogenen Augenbrauen.

„Gibt schlimmere Arten, geweckt zu werden", konterte Tobio und grinste frech.

„Wie wäre es, wenn du mich das nächste Mal lieber mit deinen Lippen weckst?"

Tobio lief ein warmer Schauer den Rücken hinunter. Das geschah jedes verdammte Mal, wenn Tetsurou mit dieser rauen, dunklen Stimme sprach. „Okay."

Kuroo grinste zufrieden und zog den Jungen an der Hand nach unten, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Japser auf seiner Brust landete. Er legte Tobio eine Hand an die Wange und drehte seinen Kopf so, dass sich ihre Lippen vereinen konnten. Sofort fing sein ganzer Körper zu kribbeln an, als würde sein Blut kochen. Ein lautes Grummeln schnitt durch dieses Gefühlserlebnis und er löste sich von seinem Freund, musterte ihn eingehend. „Hast du mich geweckt, weil du Hunger hast?", fragte er ungläubig.

„M-M-Möglich?", antwortete Tobio ausweichend.

Doch Tetsurou konnte er damit nicht täuschen. „Na dann raus mit dir aus dem Bett. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du wegen mir eines Hungertodes sterben müsstest."

„Haha, sehr witzig."

Mit einem amüsierten Grinsen folgte Kuroo seinem Freund aus dem Bett. Während sie sich anzogen und für eine kurze Morgenwäsche im Bad verschwanden, konnte er nur daran denken, wie schön es wäre, wenn sie jeden Morgen nebeneinander aufwachen könnten. Doch bis es so weit war, würde er noch mindestens zwei Jahre warten müssen, bis Tobio die Oberschule beendet hatte und er ihn nach Tokio an eine Universität locken konnte. Vielleicht würden sie eine finden, an der Tobio ein Sportstipendium für Volleyball bekäme, sodass er seinen Weg als Profi-Volleyballer weitergehen könnte.

Aber heute stand zunächst etwas anderes im Vordergrund.

Kuroo folgte Tobio die Treppe hinunter und geleitete ihn in die Küche, in der sein Freund abrupt stehen blieb.

„Alles liebe zum Geburtstag, Tobio!", riefen Atsuka und Takumi gleichzeitig. Kurz darauf fand sich der Setter in einer stürmischen Umarmung von Kuroos Oma wieder. Auch Takumi umarmte den überraschten Jungen.

Tobio konnte sich nicht rühren. Wie angewurzelt stand er an Ort und Stelle und starrte auf den Tisch, auf welchem eine große Geburtstagstorte mit Kerzen und sogar zwei Geschenke, fein säuberlich in das wunderschönste Geschenkpapier verpackt, standen. Die Luftschlangen und der Schriftzug, dessen Buchstaben die Worte ‚Happy Birthday' bildeten, komplettierten den Geburtstagstisch. Tobio spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte und Tränen aufstiegen.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt