Kapitel 47

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Kageyama trat aus der Dusche und trocknete sich gründlich ab. Er hasste es, sich anzuziehen, wenn er noch nicht ganz trocken war. Nachdem er ausreichend lange das Handtuch über seinen Körper wandern ließ, schlüpfte er in die frische Boxershorts. Dann schmiss er sich ein weiteres Handtuch über den Kopf und öffnete die Badezimmertür. Den Weg zum Kleiderschrank nutzte er, um seine Haare trocken zu rubbeln. Er hatte diesen Weg schon unzählige Male auf diese Art und Weise zurückgelegt, doch nie hatte ihn ein dumpfes Geräusch zum Anhalten gebracht. Überrascht ließ er seinen Kopf nach oben wandern.

Vor ihm stand ein erstarrter Kuroo. Die Tüte, die der Kapitän offenbar gerade noch in der Hand gehalten hatte, lag auf dem Boden. Als Kageyama realisierte, dass er gerade halbnackt vor Kuroo stand und dieser ihn intensiv musterte, färbten sich seine Wangen rot.

„Scheiße man, Kags, du kannst doch hier nicht einfach so halbnackt rumrennen!", rief Kuroo mit krächzender Stimme, als er aus seiner Starre erwachte und sich rasch abwandte, um seinen Puls und seine beginnenden Regungen im Lendenbereich unter Kontrolle zu halten.

„Tut mir leid, ich—"

„Zieh dir gefälligst was an! Oder willst du, dass sich die Ereignisse aus der Restaurant-Toilette wiederholen?" Kuroos Stimme überschlug sich förmlich, doch er konnte nichts dagegen tun. Vor ihm stand ein halbnackter Tobio mit einem so dermaßen gut durchtrainierten Oberkörper, dass er den Verstand verlieren würde, sollte er auch nur für eine weitere Sekunde auf dieses Meisterwerk schauen.

Warum verdammt bewegt sich Tobio nicht, schoss es Kuroo durch den Kopf, der noch immer wie angewurzelt an Ort und Stelle stand. Stand er im Weg? Traute sich Tobio nicht an ihm vorbei? Hatte er ihm damals etwa so viel Angst eingejagt, dass—"

„Ja."

Tobio hatte etwas gesagt, doch es war so leise gewesen, dass sich Kuroo sicher war, er hatte es falsch verstanden. „Was?"

„Ich habe ‚ja' gesagt", wiederholte Tobio, dieses Mal ein kleines bisschen lauter.

Überrascht wandte sich Kuroo zum Setter, nur um sich dann blitzartig wieder umzudrehen. Er wusste, dass Tobio heiß war, aber SO HEISS? Heilige Scheiße! War sein Gehirn so von Tobios Anblick vernebelt, dass er zu dumm war zu verstehen, was Tobio mit diesem ‚ja' meinte?

„Sorry, Kags, ich versteh nicht...", brachte Kuroo schließlich heißer hervor.

Kageyama sammelte Mut. „Ich will, dass sich die Ereignisse aus der Restaurant-Toilette wiederholen."

Kuroos Ohren klingelten. Hatte er gerade richtig verstanden? „A-Aber ich habe dir damals Angst gemacht!", rief Kuroo verwirrt, noch immer den Oberkörper abgewandt.

Langes Schweigen.

„Du hast mir keine Angst gemacht. Jedenfalls nicht so, wie du denkst", eröffnete Kageyama.

Wieder drehte sich Kuroo überrascht um, nur um sich ein weiteres Mal wieder ruckartig abzuwenden. Es würde nicht mehr lange dauern und seine Synapsen würden einen Kurzschluss erleiden.

„Was meinst du?", fragte Kuroo wirsch.

Erneutes Schweigen.

„Du hast mir keine Angst gemacht, sondern die Augen geöffnet."

Kuroo verstand kein Wort.

„Als du m-mich geküsst hast, d-da wurde mir schlagartig klar, d-dass..."

„Dass?" Kuroos Herz schlug heftig gegen seine Brust.

„...dass ich davon mehr will. Von dir."

So sehr sich Kuroo auch angestrengt hatte, sein Verlangen zu kontrollieren, so schnell war sein Widerstand in sich zusammengefallen, als er die Worte hörte, die aus Tobios Mund kamen. Wurde hier gerade wirklich sein Traum wahr? Er musste sicher gehen. Langsam trat er auf Tobio zu und legte seine Finger unter Tobios Kinn, hob sachte seinen Kopf, sodass ihm Kags in die Augen schauen musste.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt