Kapitel 193

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Als Tobio am nächsten Tag aus seinem Schlaf erwachte, spürte er, noch ehe er richtig bei Verstand war, den wundervoll warmen Körper seines Freundes, an den er sich direkt enger anschmiegte. Dabei spürte er sowohl in seinen Gliedern als auch in seinen Muskeln hier und dort die Auswirkungen ihrer langen, wilden und durchaus abenteuerfreudigen Nacht. Langsam öffnete er die Augen. Er blinzelte gegen das grelle Sonnenlicht, das den Raum strahlend hell erleuchtete. Aus müden Augen lugte er hinüber zu dem Wecker auf dem Nachttisch. Er war schlagartig wach. Es war schon nach 12:00 Uhr! Total verwundert fragte er sich, wie um alles in der Welt sie so dermaßen lang hatten schlafen können – dabei lag die Antwort eigentlich auf der Hand: die Geschehnisse der vergangenen Tage hatten ihrer beider Kräfte verzehrt. Die gestrigen Termine im Polizeirevier und im Krankenhaus hatten dann wohl auch noch den letzten Rest Energie aus ihnen herausgesaugt.

„Mhmmmm", drang ein gequältes, undefinierbares Keuchen an Tobios Ohr.

Überrascht drehte Tobio seinen Kopf auf Kuroos Brust so, dass er zu ihm hinaufschauen konnte. Falten legten sich auf seine Stirn. „Tetsu?"

„Mhmm."

„Tetsu? Ist alles in Ordnung?", fragte Tobio besorgt und richtete sich auf, um seinen Freund besser sehen zu können. Und WAS er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Tetsurou hatte die Augen geschlossen. Er schlief. Doch in seinen Gesichtszügen lag Schmerz und seine Wangen waren unnatürlich rot. Augenblicklich beschleunigte sich Tobios Herzschlag und eine innere Unruhe, gemischt mit Angst, nahm von ihm Besitz. „Tetsu", wisperte er leise und legte seine Hand auf Kuroos Stirn. Er biss sich auf den Mund. Tetsurou war warm. Zu warm. Er glühte regelrecht! „Scheiße!", fluchte er und krabbelte über seinen Freund. Vor lauter Sorge war er jedoch viel zu hektisch in seinen Bewegungen und blieb mit dem Fuß in der Bettdecke hängen. Er fiel. Nur seinen guten Reflexen verdankte er es, dass er sich in letzter Sekunde abfangen konnte, bevor er mit dem Gesicht auf dem Boden aufschlug. Eine gebrochene Nase wäre ihm sicher gewesen.

Mit klopfendem Herzen befreite Tobio seinen Fuß aus der Bettdecke und stand auf. Dann stürzte er aus dem Zimmer, den Flur entlang und die Treppe hinunter. „ATSUKA!", rief er panisch. „ATSUKA!"

„Ja! Ja! Ich bin hier!", antwortete Atsuka erschrocken und eilte aus der Küche. Im Wohnzimmer traf sie auf einen völlig aufgelösten Jungen.

„T-Tetsu... er... er... er ist furchtbar heiß!", sagte Tobio mit schreckgeweiteten Augen.

„Ich folge dir!", antwortete Atsuka und scheuchte den Jungen die Treppe wieder hinauf. Auch sie wollte keine Zeit vergeuden. Sie konnte die Tage, an denen ihr Enkel krank gewesen war, an einer Hand abzählen.

Heftig keuchend trat Tobio in Tetsus Zimmer und machte Atsuka Platz, damit sie zu dem Kapitän ans Bett treten konnte.

Sachte ließ sich Atsuka auf die Matratze sinken. Sie sah sofort, was los war. Dennoch legte sie ihre Hand auf Tetsurous Stirn, dann auf die linke und abschließend auf die rechte Wange. „Er hat Fieber."

„Was machen wir dagegen?", platzte es sofort aus Tobio heraus. Tetsurou so zu sehen, machte ihm schreckliche Angst.

„Was ist denn los?"

Atsuka und Tobio drehten sich beide gleichzeitig zur Tür um. Takumi sah sie nacheinander fragend an, ehe sein Blick an seinem Enkel hängen blieb. „Was hat er?", fragte er besorgt und trat näher.

„Fieber", antwortete Atsuka knapp und stand auf. „Ich werde eine Schüssel mit kaltem Wasser und einen Lappen holen."

Mit großen Augen beobachtete Tobio, wie Atsuka das Zimmer verließ. Er fühlte sich so schrecklich hilflos. Wie ein Idiot stand er festgewurzelt an Ort und Stelle. Ein und dieselbe Frage raste unablässig durch seinen Kopf: was sollte er bloß tun?

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt