Kapitel 195

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Eine zärtliche Berührung holte Tobio aus seinem Schlaf. Er blinzelte gegen das grelle Morgenlicht an, welches das Zimmer flutete. Vorsichtig hob er den Kopf und sah zu seinem Freund hinauf. Warme Schauer rieselten in Wellen durch ihn hindurch, als er in Tetsurous honigfarbene Augen blickte.

„Hey", sagte Kuroo lächelnd und streichelte dem Setter sanft durchs Haar.

„Hey", erwiderte Tobio ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen und rappelte sich mühsam auf. „Wie geht es dir?"

„Besser", antwortete Tetsurou einsilbig. „Hast du die ganze Nacht so geschlafen?", fragte er besorgt. Tobio saß auf einem Stuhl und hatte den Oberkörper auf dem Bett abgelegt.

„N-Nur ein paar Stunden", sagte Tobio gequält, als er die Verspannungen in seinem Rücken spürte. Er musste irgendwann in den frühen Morgenstunden vor Erschöpfung eingeschlafen sein.

„Leg dich zu mir", bat Kuroo und klopfte mit der Hand neben sich.

„Nein", lehnte Tobio ab. „Jetzt, da du wach bist, solltest du unbedingt etwas essen."

„In Ordnung", antwortete Tetsurou, obwohl er keinerlei Hunger verspürte. „Wie spät ist es?"

„Kurz nach 9:00 Uhr."

„Was?", rief Tetsurou erschrocken und schickte sich an, sich aufzurichten.

Tobio drückte seinen Freund jedoch behutsam wieder zurück aufs Bett. „Atsuka hat uns beide für heute krankgemeldet."

„Aber—"

„Tetsu, du musst dich ausruhen", fuhr Tobio seinem Freund streng über den Mund. „Ich will nicht, dass sich der gestrige Tag noch einmal wiederholt."

Ein schwaches Lächeln legte sich auf Tetsurous Gesicht. „Okay."

Tobio nickte zufrieden. „Ich geh dir jetzt etwas zu essen holen", sagte er, während er den Lappen von Tetsurous Stirn nahm, ihn auffrischte und bedächtig wieder auf die noch immer warme Stirn seines Freundes zurücklegte. Seine Augen fingen den liebevollen Blick ein, mit dem Tetsurou ihn bedachte, und um sein Herz herum breitete sich wohlige Wärme aus.

„Danke", hauchte Tetsurou.

Die Wangen des Setters nahmen einen zarten Rotton an. „I-Ich habe nur den Lappen aufgefrischt, dass—"

„Nein, Tobio, ich meine nicht nur das. Ich meine... für alles. Du hast mich gestern nach Hause gebracht und dich die ganze Nacht über um mich gekümmert."

„D-Das hättest du für mich auch getan", wehrte Tobio ab.

„Natürlich hätte ich das, aber das macht das, was du für mich getan hast, nicht weniger dankenswert", erklärte Tetsurou ruhig und streichelte mit dem Daumen sanft über Tobios Wange.

Verlegen senkte Tobio den Kopf. Er nickte.

Tetsurou lächelte. „Ich liebe dich, Tobio."

Hitze strömte durch Tobios Blutbahnen. „I-Ich dich auch", brachte er leise hervor.

Das Lächeln auf Tetsurous Gesicht wurde breiter. Es erstaunte ihn immer wieder, wie bezaubernd Tobio war. Er zuckte erschrocken zusammen, als der Junge explosionsartig aufsprang.

„I-Ich hol dir jetzt etwas zu essen", sagte Tobio, machte auf dem Absatz kehrt und durchquerte das Zimmer in Windeseile.

Verdutzt beobachtete Tetsurou, wie Tobio die Tür aufriss und auf den Flur hinausstürmte. Nachdem sich der Junge seinem Blickfeld entzogen hatte, kehrte das Lächeln auf seine Lippen zurück. Er schloss die Augen und ließ sich in das Kopfkissen zurücksinken. Was für ein unsagbares Glück er doch damals gehabt hatte, auf Tobio zu treffen. Er war so froh und dankbar dafür, dass er durchgehalten und sich nicht von Tobios später abwehrendem Verhalten hatte abschrecken lassen. Seiner Beharrlichkeit hatte er es zu verdanken, dass Tobio sich in ihn verliebt hatte. Er verweilte in den vergangenen, schönen Momenten, die sie bereits gemeinsam verbracht hatten, bis ein Geräusch an der Tür seine Aufmerksamkeit erregte.

Rivalität mit Folgen [Teil 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt